Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät Mechatronik in Linz – weltweite pionierleistung
Einer von fünf Fachbereichen der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist die Mechatronik. Sie feiert heuer 25 Jahre Bestehen. Ein Rückblick.
Gut Ding braucht Weil’. Schon im 19. Jahrhundert gab es Bestrebungen, in Linz eine technische Hochschule einzurichten. Einmal scheiterte ein Versuch an einem Gutachten des damaligen Landesschulrats, eines gewissen Adalbert Stifter. 1990 war es dann endlich so weit: Ein Studium, das Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik vereinte, wurde durchgeboxt. Der damalige Dekan der TNF, der Mathematiker Professor Peter Weiß brachte das damals neue, auch international noch kaum gebrauchte Wort "Mechatronik" in die Überlegungen ein. So wurde das weltweit erste Mechatronik-Studium ins Leben gerufen und fand – nicht zuletzt wegen des Marketing-Talents von Rektor Ernest Kulhavy – schnell internationale Beachtung.
"Wir sind damals aus allen Nähten geplatzt, weil wir mit nur 100 statt der dann 360 Studierenden gerechnet hatten", erinnert sich im OÖN-Gespräch der Professor für Maschinenbau, Rudolf Scheidl. Er ist wie der Mechanik-Professor Hans Irschik seit der Stunde Null an Bord. Zum Großteil mussten neue Institute geschaffen werden. Die Hälfte der ausschließlich männlichen Professoren kam aus dem Ausland, die Hälfte aus der Industrie. Damit sollten Internationalität und Wirtschaftsnähe symbolisiert werden – zwei Eckpfeiler des Studiums, die bis heute stehen.
Provisorium am Voest-Gelände
Am Campus selbst war kein Platz für die Neuen. Was lag näher, als auf dem Voest-Gelände neben der Stranggussanlage im ehemaligen Zentralbetriebsratsgebäude das Quartier aufzuschlagen? Das Provisorium hielt 19 Jahre. "Und es war für die Studierenden und die Universitätsverwaltung wirklich eine Herausforderung", sagt Scheidl. Erst 2009 übersiedelte die Mechatronik in den "Science Park" der JKU.
Der Beginn der Mechatronik in Linz war jedenfalls, erinnert sich Irschik nicht ohne eine gewisse Schwärmerei in der Stimme, "ein ständiges Improvisieren, von vorne bis hinten". Man war bei einem "pionierhaften Anfang" dabei. Die Studierenden hatten alles andere als perfekte Studienbedingungen, doch sie legten ein "unheimliches Engagement" an den Tag. Das Ganze war in gewisser Weise ein Experiment. "Wir wussten ja auch nicht genau, wie das ankam bei der Wirtschaft. Aber ich habe immer daran geglaubt", so Scheidl. In Linz wird Mechatronik von Beginn an in seiner vollen Breite mit annähernd gleichen Anteilen von Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik unterrichtet.
Als 1996/97 die ersten Absolventen fertig wurden, war die Freude perfekt. "Die sind weggegangen wie die warmen Semmeln", erzählt Scheidl lachend und mit väterlichem Stolz. "Nach wenigen Monaten waren die Firmen so angetan von den Fähigkeiten der Absolventen, dass plötzlich Anfragen kamen."
Mehr als 1000 Absolventen hat das Fach Mechatronik in den 25 Jahren seines Bestehens bereits hervorgebracht. Die Zahl der Studienanfänger hat sich schon nach etwa drei Jahren auf rund 100 pro Jahr eingependelt. Fertig werden pro Jahrgang 40 bis 50 – eine Abschlussquote typisch für technische Studien, genauso wie der niedrige Frauenanteil von fünf Prozent. Heute sind 14 Institute Teil der Mechatronik. Das Mechatronik-Studium wird zusätzlich durch die Fachbereiche Informatik, Mathematik, und Physik unterstützt.
Aufbruchstimmung
Die Einrichtung der Studienrichtung Mechatronik war von einer größeren Aufbruchbewegung begleitet, erinnert sich Professor Irschik. Politik und Wirtschaft begleiteten die Anfänge aktiv, die Innung der Mechanik wurde in Mechatronik umbenannt und Mechatronik-HTLs entstanden. "Eine nie da gewesene Aktion in sehr kurzer Zeit, auch international gesehen." Die Wirtschaft war froh, endlich ihre vorwettbewerbliche Forschung auf Uni-Niveau zu haben. Die Professoren sind stolz, dass ihre Absolventen führende Positionen in Unternehmen und in der internationalen Wissenschaft einnehmen.
"Dass die JKU im Fach Mechanical Engineering unter den besten 100 Universitäten weltweit gerankt wird, ist eine wichtige Anerkennung des Linzer Mechatronik-Kurses", sagt Professor Bernhard Jakoby, Sprecher des Fachbereichs Mechatronik.
Er sieht in dem eben vorzubereitenden "Comet"-Förderantrag, der für die nächsten acht Jahre sehr wichtig sein wird, einen weiteren Schritt zur Internationalisierung. Als Herausforderung für die Zukunft sieht Jakoby, den Teamgeist der Gründer zu erhalten. Viele der Mechatronik-"Veteranen" werden in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. "Die müssen wir adäquat nachbesetzen und den für die Linzer Mechatronik charakteristischen Teamgeist erhalten."
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