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Marietta und Walter Ablinger: "In guten und in schlechten Zeiten"

Von Roland Vielhaber, 22. Oktober 2016, 00:05 Uhr
"In guten und in schlechten Zeiten"
Mit den Zwillingen Stefanie und Leonie sowie Jasmin Bild: privat

Paralympics-Sieger Walter Ablinger und seine Frau Marietta: Ein Unfall veränderte ihr Leben, aber nicht ihre Liebe.

Die erste Liebe. Das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben. Paralympics-Sieger Walter Ablinger (46) und seine Frau Marietta (42) reden in diesen Tagen liebend gerne von ganz großen Emotionen. Ihre älteste Tochter, Jasmin (16), hat den ersten fixen Freund. Erinnerungen der Eltern werden wach. An die Zeit, als die beiden ihre Zuneigung zueinander entdeckten und die Sehnsucht nach dem anderen immer größer wurde. Und dass auch Walters Arbeitsunfall vor 17 Jahren sie nicht von ihrem gemeinsamen Weg abbringen konnte.

"Wir hatten damals viele Fragen und keine Antworten." Jener Tag im Jahr 1999, als der gelernte Zimmermann aus Rainbach im Innkreis von einem Dach stürzte, hat alles verändert. Seitdem ist Ablinger querschnittgelähmt. "Ich war 30 Jahre alt, Marietta 26 und dazu noch schwanger." Da stellt man sich das Leben anders vor. Und doch war man sich einig: "Wir gehören zusammen – in guten und in schlechten Zeiten. Das ist in unserer Partnerschaft zu einem Eckpfeiler geworden."

Seitenlange Briefe

Eine Partnerschaft, die durch eine zufällige Begegnung in einer Bar begonnen hatte. "Walter stand vor der Theke, ich als Kellnerin dahinter. Ich dachte mir: Schon wieder so einer …", erzählt Marietta. Liebe auf den ersten Blick sei es also nicht gewesen. "Ich war ein Draufgänger, und sehr viel in der Welt unterwegs", sagt der ehemalige Soldat der Vereinten Nationen: "Ich hätte mir nie gedacht, dass ich ein Mädel im Nachbarort (Schardenberg, Anm.) finde." Und doch funkte es: "Auch weil der Walter den knackigsten Hintern von allen hatte. Ich zwickte ihn öfters", sagt die heutige Sekretärin eines Bauunternehmens mit einem Augenzwinkern. Man traf sich wieder und wieder. Bis Walter für die UNO nach Zypern musste: "Wir haben uns seitenlange Briefe geschrieben." Marietta fügt hinzu: "Die Sehnsucht wurde immer größer. Durch die Briefe wusste ich, das ist er." Der Mann fürs Leben.

 

"In guten und in schlechten Zeiten"
Die Verlobungsfeier im Jahr 1996 auf Zypern. Bild: privat

Die Verlobungsfeier im Jahr 1996 auf Zypern.

 

Sie reiste ihrem Geliebten nach, am 20. April 1996 feierten sie vor versammelter Truppe die Verlobung. Zwei Jahre später, am 7. August, fand in der Heimat die standesamtliche Hochzeit statt. Nach Jasmin (geboren 1999) kamen im Jahr 2007 die Zwillinge Stefanie und Leonie zur Welt, vielleicht werden sie irgendwann die Briefe der Eltern lesen: "Wir haben sie noch, es ist ein ziemlich großer Stapel."

Das Feuer brennt

Das damals entfachte Feuer füreinander wollen die beiden nicht erlöschen lassen. Wie man es am Lodern hält?

Walter drückt seiner Marietta einen Kuss auf die Wange und lacht: "Schwer zu sagen. Aber wir sind halt auf einer Welle unterwegs. Und wir treffen unsere Entscheidungen immer gemeinsam", sagt der so erfolgreiche Handbiker, der heuer bei den Paralympics in Rio de Janeiro einen weiteren großen Erfolg, eine Silbermedaille, eingefahren hat. Das Edelmetall liegt gleich neben der Goldenen von London 2012 in einer Vitrine im Wohnzimmer im Haus in Rainbach.

 

"In guten und in schlechten Zeiten"
Die Hochzeit Bild: privat

Die Hochzeit

 

Der Spitzensport trennt die beiden aber auch oft. Weltcup-Bewerbe, Paralympics, intensives Training, dazu Auftritte in der Öffentlichkeit: Ablingers Kalender ist voll mit Terminen. "Oft genug kommt es vor, dass ich am Wochenende mit den Kindern alleine einen Ausflug machen muss", sagt Marietta. Daran wird sich auch bis zu den Spielen in Tokio 2020 nichts ändern. Der Weltcup-Gesamtsieger will weiter mit der Weltklasse mitmischen. Muskeln zeigen. Er will Grenzen überwinden. Den Behindertensport populärer machen.

Sein "Team" steht hinter ihm. So wird Ablinger auch nie müde, die Stärken seiner Frau hervorzuheben: "Ihre Managerfähigkeiten sind unglaublich. Wie sie das alles mit drei Kindern, ihrer Arbeit und mir unter einen Hut kriegt, ist einmalig. Sie ist es, die alles am Laufen hält." Gleichzeitig weiß die Mutter von drei Kindern, was sie an ihrem Mann hat: "Wenn ich einmal negativ gestimmt bin, ist er es, der in mir die gute Seite wecken kann."

Was die Zukunft bringt? "Wir haben einen Plan, wenn mein Mann mit dem Sport aufhört und die Kinder älter sind. Dann will mir Walter alle Orte auf der Welt zeigen, an denen er gewesen ist." Ein guter Plan. Für eine hoffentlich gute Zeit.

 


Liebe ist für mich ... – welches Wort Walter und Marietta Ablinger anfügen, finden Sie hier:

 

 

Walter Ablinger

Der Spitzensportler: Der 46-jährige Innviertler hat in seiner Karriere österreichische Sportgeschichte geschrieben. Der Handbiker aus Rainbach im Innkreis gewann bei den Paralympics in London Gold und Silber, in diesem Sommer erweiterte er in Rio de Janeiro mit einem zweiten Platz seine Medaillensammlung bei Großereignissen. Dazu war Oberösterreichs Sportler aus dem Jahr 2012 schon Weltmeister und Weltcupgesamtsieger. Ins neue Jahr geht er als Führender in der Weltrangliste des Radsport-Weltverbandes UCI. Eines seiner Ziele ist es, den Behindertensport populärer zu machen.

Professionalität: Der Handbike-Sport wird von den besten Aktiven auf höchstem Niveau entschieden, oft entscheiden Tausendstel Sekunden über Sieg und Niederlage. Entsprechend groß ist der Aufwand, der von den Profis betrieben wird. Die Trainings-Umfänge sind enorm, die technische Entwicklung ebenso. Wer um Gold mitfahren will, muss bis zu 20.000 Euro in die Rennmaschinen investieren.

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1  Kommentar
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herzmensch (873 Kommentare)
am 22.10.2016 16:01

Die Glücklichen sind neugierig,
auf das weitere Leben zusammen, komme was wolle.

Die Liebe rechnet nicht und hat doch immer recht,
verschwenderischer Umgang lässt sie weiter wachsen.

Alles Gute der ganzen Familie!

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