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Unternehmerin und Wohltäterin

Von Von Walter Höfer, 11. September 2009, 00:04 Uhr

„Hinter jedem erfolgreichen Mann steckt eine Frau“, heißt es. Die Unternehmersgattin Cäcilie Dierzer wuchs über diesen Satz im Betrieb, in der Familie und in ihrer sozialen Aktivität weit hinaus. Und imponierte als solche auch dem Kaiser.

Der Leinenweber und „bürgerlich-behauste Handelsmann“ Dionysius Fürlinger und seine Gattin Zäzilie geb. Aufreither, Tochter des ratsbürgerlichen Lederermeisters in Oberneukirchen, sind Cäcilies Eltern. Doch schon 1815 stirbt ihre Mutter, die damals siebenjährige Cäcilie bekommt eine Stiefmutter, die „Schnallerin“.

Deren Rufname geht auf das Jahr 1791 zurück, als die Fürlingers am Christtag an der Türschnalle ihres Hauses am Markplatz ein Kind finden. Sie ziehen es auf –, und 24 Jahre später ist das einstige Findelkind die Gattin des verwitweten Hausherrn und Cäcilies engste Vertraute.

Diese weiß seit jeher richtig anzupacken. Keine Dienstbotenarbeit ist ihr zu minder, daneben lernt sie Fremdsprachen, wird eine vorzügliche Buchhalterin und arbeitet schon in der von Vater Dionysius im Jahr 1800 gegründeten „Oberneukirchner Leinwandhandels-Compagnie“ mit, deren Geschäftstätigkeit bis in den Orient reicht.

1828 heiratet Cäcilie den Linzer Leinen- und Wollzeugfabrikanten Josef Dierzer und übersiedelt in die Landeshauptstadt. Die umsichtige Finanzverwaltung, Haushalts- und Familienführung seiner Frau, die neun Kinder aufzieht, ermöglicht dem Textilunternehmer einen bewundernswerten Aufstieg. Der sehr sozial eingestellte Chef veranlasst in Traunkirchen die Gründung der Weberschule, eröffnet in Gmunden eine maschinelle Kammgarnspinnerei („Theresienthal“), in der er arbeitslos gewordene Salinenarbeiter einstellt, sowie eine Teppich- und Baumwollspinnerei in Kleinmünchen bei Linz, in der viele arbeitslos gewordene Facharbeiter der Linzer Wollzeugfabrik eine Anstellung finden.

1849 erhält Dierzer den Orden der Eisernen Krone III. Klasse, 1850 wird er in den Ritterstand erhoben, wählt das Prädikat „von Traunthal“ und ein Wappen mit Bienen als Sinnbild des Fleißes. Im öffentlichen Leben ist Dierzer, der erste Vorsitzende des Kaufmännischen Vereines, zunächst Armenrat in Linz, ehe er der Stadt von 1854 bis 1856 als Bürgermeister vorsteht und als solcher kaiserlichen Besuch empfängt.

Nach dem Tod ihres Ehemannes (1857) lastetet die Führung der Betriebe ganz auf den Schultern der Witwe. Sohn Josef kehrt aus England zurück. Der große Bücherfreund und Privatgelehrte wächst in die Firma hinein und ist zur Nachfolge bestimmt.

Trotz aller Probleme, die auch die eigene Firma betreffen, erreicht die Unternehmerin in den nächsten 30 Jahren, dass sich private Vereine, öffentliche Körperschaften, Gemeinden und das Land der sozialen Probleme annehmen. Als Präsidentin oder Ehrenmitglied zahlreicher Einrichtungen in Linz und Oberösterreich kann sie viel bewegen.

Dieses selbstlose Engagement spricht sich bis zum Kaiser durch, der ihr 1879 beim Linzer Volksfest für ihr Wirken eine „Allerhöchste Kaiserliche Auszeichnung“ überreicht. 1882 erhält sie von Franz Joseph als erste Frau überhaupt die „Goldene Verdienstmedaille mit der Krone“, eine Anerkennung, die in der Presse überschwänglich gewürdigt wird (siehe Zitat).

Mit großer Geduld erträgt die betagte Frau den schmerzhaften Altersbrand, gegen den die Ärzte damals machtlos waren. Sie wird in ihrem Haus Promenade 25 gepflegt und erhält noch viele Besuche aus der großen Familie, ehe sie im 89. Lebensjahr stirbt.

Quelle: Annemarie Fossel: „Cäcilie Dierzer (1808–1897). Leben, Aufstieg und soziale Ideen einer Linzer Bürgerin im 19. Jahrhundert“ in: Oberösterreichische Heimatblätter, 3/1983; Foto: Forum Oberösterreichische Geschichte

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