"Ein solches Kindermädchen hätte ich auch gern gehabt"
Lisa Antoni, einst Mitglied des Linzer Musical-Ensembles, leiht Emily Blunt im Film "Mary Poppins’ Rückkehr" die Gesangsstimme.
Mary Poppins kann bekanntlich in den Wolken schweben. Die Wienerin Lisa Antoni schwebt dort jetzt auch – seit sie die Nachricht erhielt, dass sie die deutsche Gesangsstimme von Mary Poppins in "Mary Poppins’ Rückkehr" (aktuell in unseren Kinos angelaufen) sein würde. "Das ging ganz schnell", sagt Lisa, "es war die deutsche Übersetzerin der Songtexte, die mich vorschlug. Sie kannte mich aus diversen Musical-Auftritten. Disney hat ihr offensichtlich vertraut und mein Engagement sofort abgesegnet."
Zuerst alles streng geheim
Der übliche Weg: "Zunächst ist alles ein großes Geheimnis. Ich musste einen Vertrag unterschreiben, dass ich nichts verrate. Dabei durfte ich eh nur Teile sehen, darunter natürlich die Gesangsnummern. Den fertigen Film habe ich mir erst jetzt angeschaut, und ich war ganz überrascht, wie annähernd synchron die Lieder sind." Während Antoni für die Gesangspassagen von Poppins-Darstellerin Emily Blunt zuständig ist, synchronisierte die Deutsche Bianca Krahl die Textpassagen.
Antoni studierte am Konservatorium der Stadt Wien Operette und Musical. "Einen anderen Beruf", sagt sie, "hätte ich mir nie vorstellen können, seit mich meine Mutter als Kind ins Theater der Jugend mitnahm. Kirchen und Museen waren für mich heilige Orte, von da an auch das Theater."
Ihren Durchbruch erlebte sie an den Vereinigten Bühnen Wien als Mary Vetsera im Musical "Rudolf – Die Affäre Mayerling", aber als ganz wichtige Zeit bezeichnet sie die Jahre 2012 bis 2014, die sie als Musical-Ensemblemitglied am Linzer Landestheater verbrachte: "Ein tolles Haus, auch, weil man dort sehr mutig ist und sich an unbekanntere Werke herantraut, weil man ein begeisterungsfähiges Publikum dafür gewonnen hat." In St. Gallen verkörperte sie die Maria in "West Side Story", neue Höhen erreichte sie an der Wiener Volksoper als Hauptdarstellerin im Musical "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen". Ihren jüngsten Theaterauftritt absolvierte sie in St. Gallen im neuen Musical "Matterhorn": "Da ging es um die Erstbesteigung. Höhen musste man Gott sei Dank bloß mit der Stimme erreichen, alles andere vermittelten Technik und Bühnenbild. Denn ich persönlich würde nie auf einen hohen Berg steigen, ich leide an Höhenangst. Da war es schon genug, dass ich am Linzer Landestheater in ,Die Hexen von Eastwick’ am Ende des ersten Aktes einmal als Hexe ‚fliegen’ musste, in zehn Metern Höhe, an ein Stahlseil angekettet. Das hat mir gereicht."
Das Lied "Das, was ihr vermisst" aus "Mary Poppins’ Rückkehr" ("Da kamen mir beim ersten Anhören die Tränen") hat sie dieser Tage bei der "Licht ins Dunkel"-Gala des ORF gesungen, und jetzt hat sie auch einen neuen Liebling: "Was Disney betrifft, schwärmte ich früher für ‚Arielle’ und ‚Die Schöne und das Biest’. Jetzt hat Mary Poppins mein Herz erobert. Ein solches Kindermädchen hätte ich auch gern gehabt." (lh)
nur mit Zauberei kann man den Kids von heute noch gerecht werden