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"Es geht nur darum, wo man noch sparen kann"

Von Nora Bruckmüller, 10. Jänner 2018, 00:04 Uhr
"Alles ist aus den Fugen geraten. Es geht nur darum, wo man noch sparen kann"
Fritz Karl als Alexander im neuen Kinofilm „Life Guidance“: ein Finanzprofi und Vater, der mit aller Kraft versucht, sich dem Ideal der Optimierung zu entziehen.

Fritz Karl über seinen Kinofilm "Life Guidance", unmessbare Leistung und echte Helden.

Zu Weihnachten war er als Monarch Karl VI. im TV-Hit "Maria Theresia" zu sehen, das neue Jahr beginnt für den Taufkirchner Fritz Karl (50) mit einer Kinohauptrolle: In Ruth Maders "Life Guidance" (Start am Fr., mehr in der Box) spielt er einen Mann, der in einer düsteren Zukunft lebt, in der beruflich wie privat das "Optimum" als einziges Ideal propagiert wird.
 

OÖNachrichten: Wird auch im Hier und Jetzt, in Ihrem Beruf, Leistung immer wichtiger?

Fritz Karl: Ganz einfach: Der Druck, Leistung zu bringen, hat sich extrem erhöht. Dazu kommt eine unglaubliche Beschleunigung. Fragen Sie einmal die Produzenten, fragen Sie die Regisseure, die Schauspieler. Gerade im Bereich des Fernsehens werden die Drehtage extrem gekürzt. Ich kann mich an Fernsehfilme erinnern, die wir noch in 30 Tagen gedreht haben. Jetzt kann es passieren, dass man Angebote für solche Filme bekommt, die in 20 oder 21 Tagen zu drehen sind. Natürlich ist das alles möglich, aber es geht auf Kosten von Menschen.

Wie erleben Sie es bei Ihrem Sohn Aaron (27), der wie Sie Schauspieler geworden ist?

Er hat mit völlig anderen Problemen zu kämpfen als ich am Anfang. Ein Beispiel: Wenn man früher in einer anderen Stadt, im Ausland, gedreht hat, ist es ganz klar gewesen, dass einem dort eine Unterkunft gezahlt wird. Heute muss man darum streiten, dass das für einen übernommen wird. Ich nicht, aber junge Schauspieler. Sie werden schon einmal gefragt, ob Sie nicht eine Möglichkeit hätten, am Drehort irgendwo gratis zu wohnen, dann könne man ja auch mitdrehen.

Ihr Urteil darüber?

Alles ist aus den Fugen geraten. Es geht nur mehr um die Frage: Wo kann ich noch sparen, schneller sein und optimieren? Es zählt nur mehr die Quote. Wir erleben einen absoluten Werteverlust. Natürlich kann man sagen: Moment einmal, sind das Geld auf dem Konto, Leistung, Schnelligkeit und Geschwindigkeit denn keine Werte? Die Frage sollte aber vielmehr sein: Sind das Werte von Nachhaltigkeit, die uns tatsächlich befriedigen, uns glücklich machen? Oder sind es bloß Werte, die uns gieriger und neidischer machen und uns vor allem mental ruinieren?

Kommt beim Schauspieler da nicht noch eine Verschärfung hinzu, weil man ihre "Leistung", Berührendes, Kreatives, nicht messen kann wie etwa den Absatz von Waren?

Das ist tatsächlich ganz, ganz schwierig. Es ist eine Mentalität eingezogen, die besagt, dass plötzlich alles messbar sein muss, und emotionale, mentale Erlebnisse sind eben schwer messbar. Die, die mit den Rechenstiften hantieren, überlegen, ob sie da Werbegeld hineinstecken, investieren, einen Film verleihen, damit Geld machen können. Das läuft den besagten Erlebnissen aber absolut zuwider. Eine kreative Leistung ist für die Zeit, in der wir leben, und ihre scheinbar wichtigen Größen schwierig festzumachen.

Was es früher wirklich besser?

Immer auf "früher" zu verweisen, wäre auch blöd. Weil es damals andere Probleme gab, mit denen man sich herumgeschlagen hat. Aber heute gibt es Gott sei Dank auch Menschen, die sich auflehnen, sagen, dass sie eine bestimmte Anzahl an Drehtagen brauchen, und nicht weniger, weil es sonst nicht gut wird. Dazu zähle ich auch unsere Regisseurin Ruth Mader.

Auch Alexander lehnt sich auf. Aber nicht mit sofortiger Gewalt.

Ich denke, er ist ein Humanist. Wir, auch ich beim Lesen des Drehbuchs, haben den Drang, uns zu fragen, wann greift er zur Waffe, wo ist der Held? So ist er aber nicht. Für mich ist er ein Suchender, der letztlich scheitert, aber auch vieles erkennt. Zu 98 Prozent sind auch wir selbst im Leben keine Ritter auf Rachefeldzug, sondern wir suchen, finden Kompromisse. Die Helden, die es wirklich noch gibt, sind still und leise. Denn sie brauchen keine Aufmerksamkeit.

Gewinnspiel

Premiere: Morgen präsentieren Regisseurin Ruth Mader und Hauptdarsteller Fritz Karl „Life Guidance“ im Moviemento Linz, 20 Uhr. Verlosung: nachrichten.at/gewinnspiele

Kurzkritik: Ein visuell bestechender Film, der futuristisch angelegt ist, aber authentisch den Zeitgeist spiegelt. Karl überzeugt als stiller Widerständler, der mit Übergriffen eines „Optimierungs-Agenten“ (F. Teichtmeister) konfrontiert ist.

 

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