Kroatischer Jazz jenseits des Balkan-Blues
Geradezu klassisch hat die Sängerin Tamara Obrovac – gelegentlich greift sie auch recht gekonnt zur Flöte – ihr Quartett mit Klavier, Bass und Schlagzeug besetzt.
Am Donnerstag gastierte die Band im AK-Bildungshaus Jägermayrhof in Linz und überzeugte mit mediterranem Flair, Charme und einigem Tiefgang. Obrovac erzählt mit leicht rauchiger Altstimme von ihrer istrischen Heimat, beschwört Kindheitserinnerungen und großmütterliche Mythen.
Manches funktioniert auch ohne Text ganz gut, da habe man keine Verständigungsprobleme, meint sie. Ihre Scat-Eskapaden sind fein intoniert und fantasievoll. Einen amerikanischen Klassiker hat sie auch auf Lager, das von Mongo Santamaria komponierte und vom großen John Coltrane zum Standard gemachte "Afro Blue".
Da zeigt sie, dass sie das alte Material beherrscht, Timing und Phrasierung gelingen. Ihr zur Seite stehen drei erstklassige Musiker, Matija Dedic als sensibler Klavierbegleiter, Ziga Golob mit vollmundigem Bass und vor allem Krunoslav Levacic, der mit kleinräumig transparentem Spiel die rhythmischen Belange auf den Punkt bringt. (haun)
Fazit: Ein unterhaltsamer, abwechslungsreicher, liebenswerter Abend, perfekt nach dem Thema der Reihe im Jägermayrhof "Jazz & Chill"