Lady Gaga als Bradley Coopers Flamme
Neu im Kino: Die beiden Weltstars überzeugen im heißkalten Musikfilm "A Star Is Born".
Noch schnell ein paar Pillen, runter mit einem Schluck Whisky. Schon steht Jackson Maine in "A Star Is Born" auf der Bühne und wird von einer Welle stampfender Fans fast verschluckt, denen er seinen fein, aber hart krachenden Rock entgegenhält. Er ist ein großer Star im Musikbusiness. Wie sein Darsteller Bradley Cooper ("Silver Linings") in Hollywood.
Was den 43-Jährigen und seinen Charakter eint, ist Können in der Sache. Das zeigt Cooper in seinem Regiedebüt auf viele Arten. Nicht nur, dass er diesen Film – der grob betrachtet von Musik und Liebe handelt – initiiert, produziert und mitgeschrieben hat. Er hat dafür auch Gesang und Stimme hart trainiert und mehr als ein Jahr lang Gitarre gelernt. Und das von Lukas Nelson, Sohn der lebenden Country-Legende Willie Nelson (85).
Gaga, die ideale moderne Ally
Cooper hat zudem getan, was ein guter Regisseur tun muss – gegenüber dem Studio seine Wahl für die Rolle der Ally durchgesetzt: Lady Gaga, 32-jährig längst von der "Madonna der Nullerjahre" zum Weltkulturerbe des Pop avanciert.
Die Langfilm-Debütantin passt ideal in Coopers moderne Version einer Geschichte, die schon mit Judy Garland und James Mason (1954) sowie Barbra Streisand und Kris Kristofferson (1976) erzählt worden ist. Seine Auflage schafft es, in die Tiefe zu gehen und das entlang einer uralten, ewigen Frage: Kann ein Mensch Rettung und Glück eines anderen sein? Als Jackson Maine Ally das erste Mal trifft, ist es noch wie im Märchen. Er – frisch ausgespuckt aus der Maschinerie eines Live-Gigs – sucht nach "etwas", nämlich Alk, stolpert in eine Dragqueen-Bar und findet die begabte, aber strauchelnde Teilzeit-Musikerin, die hier singen darf – eine mitreißende Version von "La Vie En Rose".
Ein magischer Moment, den Regisseur Cooper aber nicht an den Kitsch verkauft, weil er sich echt anfühlt. Das liegt an den Stars.
Cooper spielt sein erdig bis spitzbübisches Charisma nuanciert aus, mit scheuen, verhaltenen Noten. So merkt man genau, dass er mit viel mehr Dämonen als nur der Sucht kämpft. Gaga wiederum setzt ihm sehr liebevolle, auch stoische Klarheit entgegen, fast nur ungeschminkt, beinahe mädchenhaft schüchtern.
Es beginnt eine intensive Beziehung, während der die Strahlkraft Jacksons vergeht und Allys Stern dank dessen Hilfe erst aufgeht. Sie erhellen sich gegenseitig, verbrennen sich aber auch an einander. Das Tempo ist rasant, die Ereignisse dicht, die Räume eng.
Bis es bedrohlich ruhig wird, werden viele Themen behandelt – von der Hassliebe des Künstlers zur Berufung bis zur Verflachung einer übersteuerten Musikindustrie. Ein paar Mal vergreift sich Cooper im cineastischen Ton, doch nie bei den erzählerisch klug platzierten Songs. So kann es gut sein, dass "Shallow", das Duett mit Gaga, den Film überdauern wird.
Kino: "A Star Is Born", USA 2018 135 Min., Regie: Bradley Cooper ab heute zu sehen
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