Was lesen sie gerade?: Christian Enichlmayr
Die OÖNachrichten fragen jede Woche, was Menschen gerade lesen. Diesmal antwortet Christian Enichlmayr, der Leiter der oberösterreichischen Landesbibliothek.
OÖN: Was lesen Sie gerade?
Enichlmayr: Auf meinem Tisch liegt „Ora et labora“ von Gregor Henckel Donnersmark, dem Abt in Heiligenkreuz, dessen Mönche mit den gregorianischen Chorälen in den englischen Charts gelandet sind. Der Abt wird am 4. November (19 Uhr, Anm.) bei uns in der Landesbibliothek lesen, sonst hätte ich das Buch vielleicht nicht gelesen – er ist rhetorisch begabt und ein guter Marketing-Mann, obwohl ich nicht mit all seinen Inhalten konform gehe.
OÖN: Zu welcher Literatur greifen Sie sonst?
Enichlmayr: Das ist bunt gemischt, aber es gibt ja diesen Satz: „Ein Bibliothekar, der liest, ist verloren.“ Das heißt, so belesen bin ich gar nicht. Zuletzt hat mich „Mängelexemplar“ der ehemaligen Fernsehmoderatorin Sarah Kuttner beschäftigt. Sie beschreibt darin ihre eigene Depression. Es steht zwar Roman auf dem Buchdeckel, aber es dürfte eher eine Autobiographie sein. So etwas lese ich aus Interesse an der Sprache, in diesem Fall war es stark an der Jugendsprache orientiert.
OÖN: Warum ist der lesende Bibliothekar verloren?
Enichlmayr: Weil unser Angebot zu groß und zu vielfältig sein würde und die Arbeit des Bibliothekars darin besteht, Bücher für die Kunden zu sortieren und auszuwählen. Wir haben einen täglichen Zuwachs von 40 Büchern, das kann kein Mensch bewältigen. (pg)