Beeindruckende Reise durch Bachs Meisterwerk
Benjamin Schmid, Benedict Mitterbauer und Matthias Bartolomey spielten am Samstag in der Ursulinenkirche Bachs Goldverg-Variationen.
Als Dmitry Sitkovetsky 1985 im Andenken an Glenn Gould, der zweifelsohne Meilensteine in der Bach-Interpretation setzte, aber keinesfalls in historischen Dimensionen dachte, Bachs "Goldberg-Variationen" für Violine, Viola und Violoncello transkribierte, ging er ebenso vom Zeitgeist aus. Von einem Spiel mit mächtig viel Vibrato und dem interpretatorischen Ansatz, das Alte in die neue Zeit zu transformieren. So hört man dieses Arrangement auch meistens. Ganz anders am Samstag Benjamin Schmid, Benedict Mitterbauer und Matthias Bartolomey, die im Rahmen von Musica Sacra dieses Werk in der Ursulinenkirche aufführten: Sie gingen vom historischen Klang aus und ließen es beinahe so erklingen, als hätte Bach selbst sein in der Nachwelt zur Berühmtheit gelangtes Klavierwerk bearbeitet.
Ein pures Vergnügen
Beinahe komplett ohne Vibrato, und wenn, dann nur als feine Verzierung, klanglich äußerst durchsichtig und dabei prägnant den Linien folgend erklangen hier jene Variationen über ein Bassmodell, die sonst zwei Hände auf zwei Manualen eines Cembalos auszuführen haben.
Dabei ging es den drei Musikern darum, pures Vergnügen zu breiten, auf der Reise zurück zum Ausgangspunkt – jene berührende am Beginn erklingende Aria – 30 komplett unterschiedliche Gefühlsregungen in ebenso unterschiedlichen musikalische Formen zu erleben. Das ist an diesem Abend höchst überzeugend gelungen. Somit waren diese "Goldberg-Variationen" mehr als bloß das feine "Abspielen" eines bedeutenden Arrangements, sondern ein beeindruckendes Zurückfinden zum Ursprung dieses einst mehr der Unterhaltung, denn der philosophischen Betrachtung gewidmeten Werks. (wruss)
Fazit: Faszinierende Gratwanderung zwischen Original und Arrangement.