Clara Schumanns Meistersonate
Noch vor 25 Jahren wurde die Frage gestellt, ob die Klaviersonate von Clara Schumann für eine Diplomprüfung überhaupt geeignet sei, und ein musikwissenschaftliches Gutachten verlangt.
Heute sind Komponistinnen wie Clara Schumann, Louise Farrenc und Germaine Tailleferre, deren Werke am Freitag in einem musikalisch-literarischen Abend mit Biliana Tzinlikova und Julia Gschnitzer im Klostersaal Traunkirchen beim "Frozen Flowers"-Format der Salzkammergut Festwochen Gmunden erklangen, akzeptiert.
Selbstverständlich ist die g-Moll-Sonate der 22-jährigen Clara, die im Jahr nach der Hochzeit mit Robert Schumann entstand, ein gleichwertiges Werk, das ganz auf der Höhe romantischer Sonatenkunst steht.
Idealer Zugriff
Die in Salzburg lebende bulgarische Pianistin Biliana Tzinlikova wandert gerne auf den Spuren vernachlässigter Komponisten und Komponistinnen und fand für dieses Werk den idealen lyrisch und doch virtuos drängenden Zugriff. Auch bei den Variationszyklen op. 10 und op. 17 von Louise Farrenc über ein Thema von George Onslow sowie ein russisches Lied verstand sie es, die blendende Technik mit fein abgestufter Emotionalität zu verbinden. Mit Witz und Charme erklang die 1957 entstandene Partita von Germaine Tailleferre. Julia Gschnitzer las dazwischen in ihrer unnachahmlichen Weise aus Briefen Clara Schumanns sowie Texte von Agatha Christie, Georges Sand und Selma Meerbaum Eisinger. (wruss)
Fazit: Ein inspirierender musikalisch-literarischer Abend, der ohne feministischen Fingerzeig die Werke bedeutender "weiblicher Komponisten", die ihren männlichen Pendants um nichts nachstehen, ins rechte Licht rückte.
Klostersaal Traunkirchen: Musikalisch-literarischer Abend mit Biliana Tzinlikova und Julia Gschnitzer, 8.3.