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Da wackelt das Nonnenkloster

Von Peter Grubmüller, 09. September 2019, 00:04 Uhr
Da wackelt das Nonnenkloster
Finale furioso: Deloris Van Cartier alias Schwester Mary Clarence (Botha) und der aufgetaute Polizist Eddie Fritzinger (Romic) feiern das Leben. Bild: Barbara Palffy

Linzer Musiktheater: Bravo-Rufe und minutenlange Standing Ovations für die mitreißende Premiere des Musicals "Sister Act" in der Regie von Andreas Gergen.

Wie berührend, mitreißend und schön handwerklich herausragend in Szene gesetzte Unterhaltung doch sein kann. Da johlte und klatschte das Publikum nach verblüffend kurzen zweieinhalb Stunden im Stehen mit, weil sich allzu Weltliches soeben mit den Werten des christlichen Glaubens – und umgekehrt – aufgeladen hatte. Es geht kein Risiko ein, wer dieser "Sister Act"-Musical-Produktion im Linzer Musiktheater eine glorreiche Spielzeit und satten Besucherandrang prophezeit. Die gefeierte Premiere fand am Samstag statt.

Wie erzählt man eine Geschichte, die jeder kennt, noch einmal, ohne zu langweilen? Seit der Verfilmung mit Whoopi Goldberg im Jahr 1992 ist jedem das Märchen der Barsängerin Doloris Van Cartier geläufig. Sie ist das Gspusi des Unterweltbosses Curtis Jackson (Karsten Kenzel) und wird Zeugin, als dieser einen seiner Laufburschen erschießt. Der herzig tollpatschige Polizist Eddie Fritzinger (stark: Gernot Romic), der die kesse Deloris (Tertia Botha) schon in der Schule angeschmachtet hat, heckt für sie ein Zeugenschutzprogramm in einem Nonnenkloster aus.

Da wackelt das Nonnenkloster
Tertia Botha, William Mason, Daniela Dett (v. l.) Bild: Barbara Palffy

Widerwillig gehen die beiden Welten aufeinander zu, aber als sich die schillernde Gangsterbraut zu Schwester Mary Clarence wird und die Leitung des Klosterchores übertragen bekommt, fliegen ihr die Herzen der Mitschwestern zu. Mit einem Mal sind die Messen wieder blendend besucht, und Zeitungen wie TV-Sender berichten von der Weltoffenheit der Gottesdienste in dem vom Verkauf an russische Oligarchen bedrohten Kirchengebäude.

Der Papst kommt

Da kann die Mutter Oberin (Daniela Dett) noch so viele Askese-Beschwörungen aufsagen, Monsignore O‘Hara (köstlich: William Mason) pfeift ihr etwas, weil erstens der Kirchen-Verkauf abgesagt ist (stattdessen spenden die Oligarchen den Kaufpreis) – und zweitens hat sich der Papst angesagt, zumal die Nachricht von den Rhythmusmessen bis in den Vatikan geschwappt ist. Nun geht es darum, Deloris ob ihrer plötzlichen Prominenz vor den schießwütigen Gfrastern zu beschützen.

Soul-Pop-Hymnen

Es entwickelt sich einer jener von unsichtbarer Regie-Hand (bravo: Andreas Gergen) gezogenen Abende, an dem alles stimmt. Kein Wort zu viel, kein Tanzschritt zu wenig, die Soul-Pop-Hymnen des achtfach Oscar-ausgezeichneten Komponisten Alan Menken zünden auch auf Deutsch. Obwohl sie mit der Filmmusik von 1992 nichts gemein haben, pfeift man sie auf dem Heimweg. Dazu die ausgetüftelte Metallgerüst-Bühne von Walter Vogelweider, die sich von der Kathedrale zur Konzertrampe und wieder zurück verwandelt. Der Nonnen-Chor ist blendend gecastet, jede Figur entfaltet Charakter: von der knorrig-komischen Ex-Chorchefin Mary Lazarus (Viktoria Schubert) bis zum zaghaften Goldkehlchen Mary Robert (Hanna Kastner). Statements wie "Steht auf, wenn ihr katholisch seid" oder "Zack, zack, zack – schnappt sie mir den Job weg" (Mary Lazarus) pfeffern das Menü, damit die Kost nicht zu leicht wird.

Tertia Botha ist eine Stimm- wie Charme-Prinzessin und legt als Deloris eine unverkrampfte Grätsche von der frivolen Disco-Tussi zur reflektierten Frau hin, die erstmals in ihrem Leben Freunde hat. Und wer es kopfschwerer haben möchte, der kann über Daniela Detts fabelhafte Zwiesprache mit Gott und über reale Gründe grübeln, warum sich Menschen von der Kirche ab- und anderen Formen der Spiritualität zuwenden. Beim Aufstehen, Klatschen und Feiern ist das Publikum am Ende ohnehin wieder vereint.

Fazit: Unterhaltendes Musiktheater in seiner besten Form. Ein Herzöffner für die ganze Familie.

"Sister Act", Musical von Cheri und Bill Steinkellner, Musik von Alan Menken, Regie: Andreas Gergen, Musikalische Leitung: Tom Bitterlich, Premiere: 7. September, Linzer Musiktheater, Termine bis Mai 2020. Karten/Info: www.landestheater-linz.at, Tel: 0732/7611-400.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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1  Kommentar
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haliblau (3.764 Kommentare)
am 09.09.2019 06:59

Kann die Nachrichtendiesen Wappler endgültig entsorgen. Muss doch möglich sein. Für jeden einfachen Rülpser witd man gesperrt. Nocheinmal zahlt dieser..... Euch etwas, seid ihr auf dieses angewiesen? 🚫🚫🚫🚫

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