"Dann kommst du in eine Hör-Trance"
Paul Zauner lädt im Mai zum 35. Mal zu den "Inntönen", dem größten Jazzfestival Österreichs. Doch wie bringt man eigentlich Musiker aus aller Welt ins Innviertel?
Wenn Paul Zauner ruft, kommen sie alle. Bereits zum 35. Mal erweckt der 60-Jährige im Mai seinen Bauernhof in Diersbach im Bezirk Schärding zu neuem Leben und macht den Stadl und zwei ehemalige Ställe zur Bühne für Jazz und improvisierte Musik von Weltruf. Sein Konzept hat sich bewährt: intime Atmosphäre, neue Trends und Musiker kurz vor dem Durchbruch. "Beim Programm verlasse ich mich nur auf mein Gefühl", sagt der Innviertler, selbst ein gefragter Posaunist. Seither kann er sich vor Angeboten kaum retten.
OÖN: Herr Zauner, wie wählen Sie aus, wer kommt?
Paul Zauner: Das ist immer das Schwerste. Ich bin viel unterwegs und habe Vertrauenspersonen in New York, New Orleans, London, Norwegen, Paris. Außerdem habe ich einen guten Freund in Schärding, der ist so etwas wie ein Berater. Ich versuche, Trends aufzuspüren und Musiker einzuladen, die in zwei, drei Jahren ihren Durchbruch haben.
Und wie entscheiden Sie dann?
Nach dem Gefühl. Mir geht es um das, was ich beim Hören der Musik spüre. Wenn es gut tut im Herzen, dann nehm’ ich’s.
Und was Ihnen nicht gefällt?
Kommt nicht ins Programm.
Da werden Sie oft Kritik einstecken müssen.
Ja, damit muss man umgehen können. Aber die Zuhörer sind bei den Inntönen sehr offen. Ich erlebe da großes Vertrauen. Das Publikum ist für ein Festival fast so wichtig wie die Musiker selbst.
Gibt es viele Angebote von Musikern?
Tausende! Das Festival hat einen guten Ruf, die ORF-Aufzeichnungen sind weltweit gefragt, außerdem sind viele internationale Journalisten da.
Was macht ein gutes Festival-Programm aus?
Es ist wie ein Gesamtkunstwerk, wie ein interessantes Menü zum Essen. Es hat einen dynamischen Ablauf mit verschiedenen Klangfarben und Kontrasten. Es darf nicht gleichförmig sein. Wenn du es richtig machst, dann kommst du in eine Hör-Trance. Das ist es, was ich will.
Die ganze Welt zu Gast
22 Bands hat der künstlerische Leiter der "Inntöne", Paul Zauner, für sein Jazzfestival engagiert, das heuer von 29. bis 31. Mai auf Zauners 250 Jahre altem Bauernhof in Diersbach über die Bühne geht. Pro Tag können 1000 Besucher die Konzerte auf den drei Bühnen im Stadl und in zwei ehemaligen Ställen sehen.
Zauner hat auch heuer wieder ein ausgeklügeltes Programm mit Musikern aus aller Welt zusammengestellt. Eröffnen wird das Festival der Trompeter Keyon Harrold, der als Newcomer in der Jazzszene gilt. Ebenfalls am Freitag ist Paulette McWilliams zu Gast, die bereits mit Größen wie Michael Jackson und Marvin Gaye sang und im Innviertel ihr neues Album vorstellt. Weitere Gäste sind unter anderem der britische Senkrechtstarter Elliot Galvin, die norwegische Trompeterin Hildegunn Öiseth (Zauner: "Sie hat mich umgehaut!") und der in Paris lebende Pianist Gerardo Jerez Le Cam, der hier sein erstes Österreich-Konzert gibt.
Für Beate Wiesinger, die aus Weibern stammt und mit ihrer Band Echoboomer auftritt, wird das Festival zum Heimspiel. "In ihrer Musik gibt’s einfach keine Schranken zwischen den Stilen", lobt Zauner. "Sie stellt alles auf den Kopf."
Infos zum Festival und Karten gibt’s auf inntoene.com