Das riesige Wachstum in der Kunst
Bei der Art Basel geht es ab Donnerstag um Kunstwerke im Wert von 3,5 Milliarden Euro
Ab heute Vormittag stehen die sorgfältig ausgewählten Superreichen Schlange, ehe sie zu der so traditionellen wie elitären Vorbesichtigung der Kunstwerke bei der Art Basel vorgelassen werden. Am Donnerstag eröffnet die wichtigste Kunstmesse der Welt bis Sonntag für das herkömmliche Publikum, aber da werden die spannendsten Arbeiten wie jedes Jahr bereits verkauft sein. Die Messe hat inwischen Ableger in Hongkong und Miami Beach, doch die maßgeblichen Seismografen für die Bewegungen der modernen und zeitgenössischen Kunst schlagen in Basel aus – und sonst nirgends.
Und so beharrlich der Geldadel Alt- wie Neureicher in diesen Tagen im 100-Kilometer-Umkreis des Dreiländerecks Deutschland, Frankreich, Schweiz so gut wie jedes Hotelzimmer reserviert hat (um das Doppelte bis Dreifache des üblichen Preises), so bemüht will Art-Basel-Direktor Marc Spiegler die Bedeutung der Kunsthändler aus dem mittleren und unteren Sektor pflegen.
Fünf Galerien aus Österreich
290 Galerien aus 34 Ländern sind in Basel angemeldet. Mit dabei sind die Top-Häuser wie David Zwirner und Gagosian aus New York oder Sprüth Magers aus Berlin. Aus Österreich kommen Martin Janda, Krinzinger, Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder (alle Wien) sowie die in Salzburg, Paris und London ansässige Galerie Thaddaeus Ropac. In der jungen Sektion "Feature" findet sich zudem Croy Nielsen (Wien).
Im "Art Market Report 2019" der Art Basel und der Bank UBS ist von einem "unglaublich wachstumsstarken" Kunstmarkt die Rede. Allerdings gehören nur wenige Galerien zu den großen Gewinnern, die mit einer Handvoll Künstler Geschäfte machen. Die Liste der im Top-Segment gehandelten noch lebenden Künstler führen David Hockney, Gerhard Richter und Jeff Koons an. Hockneys Gemälde "Portrait of an Artist" erzielte 2018 bei einer Auktion von Christie’s den astronomischen Preis von 90,3 Millionen Dollar. Ein silberner Hase von Koons kam im Mai für 90,1 Millionen Dollar unter den Hammer. In dieser Kategorie halten Messen nicht mit. "Aber auch bei uns werden Höchstpreise erzielt", sagt Spiegler. "2018 bot Levy Gorvy ,Untitled XII’ von Willem de Kooning für 35 Millionen Dollar an und verkaufte die Arbeit."
2018 wiesen Messen einen Anteil von 46 Prozent an den weltweit getätigten Kunstverkäufen aus. Online-Verkäufe hinken mit neun Prozent weit hinterher. Nach Schätzungen von Versicherer AXA XL Art & Lifestyle stehen in Basel Kunstwerke im Wert von insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro zum Verkauf. Um die 2000 Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt sind vertreten.
Analysten sehen im starken Wachstum im obersten Segment aber auch Gefahren. In der "New York Times" spekulierte Ökonomin Allison Schrager, dass die Dominanz superreicher Kunstkäufer weniger Reiche verscheuchen würde. Spiegler sieht dies anders: Bei der Hongkong-Ausgabe der Art Basel im März sei davon nichts zu spüren gewesen, "Kunst war noch nie so populär wie jetzt", sagte er. Junge Galerien und Non-Profit-Institutionen seien es, die den neuen Positionen eine Plattform geben, die letztlich für den Markt überlebensnotwendig seien. Und auch für die Art Basel.
nur noch Kommerz Kunst für Superreiche
hat mit künstlerischer Kreativität wenig zu tun