Der Sir begeisterte im Brucknerhaus
Vor ausverkauftem Haus bot die britische Roxy-Music-Ikone Bryan Ferry (73) in Linz eine lässige Show voller Hits
Verspielt, avantgardistisch angehaucht, dabei stets so leichtfüßig wie zielsicher zwischen Jazz, Pop, Rock und Soul changierend – mit Roxy Music prägte Sir Bryan Ferry in den 70er- und 80er-Jahren eine Spielart der intelligenten Popmusik, die in ihrer Eleganz, Lässigkeit und Melodieseligkeit bis dato unerhört war. Von all diesen Eigenschaften hat der Brite auch im achten Lebensjahrzehnt nichts verloren. Am Sonntagabend gastierte der 73-Jährige im Linzer Brucknerhaus und lieferte vor ausverkauftem Haus eine höchst atmosphärische, mit Hits gespickte Show ab.
Gleich 13 Roxy-Music-Songs standen an diesem 90-minütigen Abend auf dem Programm, drei davon – "In Every Dream Home A Heartache", "Out Of The Blue" und "The Space Between" – eröffneten den Abend. Leider geriet der Sound zu Beginn bestenfalls mittelprächtig. Ferrys ausdrucksstarke, leicht brüchig gewordene Stimme war viel zu weit nach hinten gemischt und ging beinahe unter.
"Oh Yeah" strahlte hell
Ab "Slave To Love" wurde der Sound dann klarer, die neunköpfige Band spielte sich stellenweise in einen Rausch. Das Dylan-Cover "Just Like Tom Thumb’s Blues" mit Ferry an der Mundharmonika geriet fantastisch, ebenso das dunkle "Boys And Girls" sowie "Can’t Let Go", bei dem das Tempo gehörig anzog. Ein Traum: die federleichte, ja erhebende Darbietung von "Oh Yeah", die in ihrer Brillanz weitaus heller strahlte als die aus zwei Discokugeln und ein paar Deko-Elementen der Marke "Ist das Kunst oder kann das weg?" bestehende Bühne.
Ebenfalls wunderbar gerieten der euphorische Solo-Hit "Tokyo Joe" sowie "If There Is Something", ein oft übersehenes Stück vom allerersten Roxy-Music-Album aus dem Jahr 1972, bei dem Saxofonistin Jorja Chalmers mit einem furiosen Solo glänzte. Die gebürtige Australierin entpuppte sich als heimlicher Star des Abends und hielt ebenso wie Ferrys Langzeit-Wegbegleiter Chris Spedding (Gitarre) den Laden zusammen. Das Finale leitete eine flotte Version von "Dance Away" ein. Warum sich Ferry aber dazu entschied, die unsterblichen Klassiker "Love Is The Drug" und "More Than This" zu einem lieblosen Medley zu vermanschen, bleibt ein Rätsel. Mit (ausgespielten) Versionen von "Avalon" und "Virginia Plain" leistete der Sir aber rasch Wiedergutmachung, bevor schließlich bei John Lennons "Jealous Guy" und dem Hadern "Let’s Stick Together" alle Dämme brachen.
Fazit Trotz leichter Sound-Probleme lieferte Bryan Ferry eine exzellente Linz-Show ab.
Konzert: Bryan Ferry, Brucknerhaus Linz, 9. Juni
Ooohjeee, da habe ich aber was verpasst!
Nachdem seine letzten Veröffentlichungen so mehr Richtung 20iger Jahre Jazz, mit Orchester, waren, habe ich mir das Konzert verkniffen.
Leider, wie ich lesen muß.
Kein Jazz und mit Chris Spedding. Naja, Pech.