Die "Freiheit" in ungewissen Zeiten
LINZ. 38 Neuproduktionen und 10 Uraufführungen stehen im Landestheater auf dem Spielplan.
"Die zurückliegenden Monate waren für uns alle entsetzlich", sagt Landestheater- Intendant Hermann Schneider. "Wir sind verstummt, wir durften mit unserem Publikum, mit der Gesellschaft nicht mehr in einen Dialog treten. Unsere ganze Kunst ist nichts, wenn sie sich nicht an jemanden wendet." Zu alldem auch gleich die schlechte Nachricht vorweg: Es werde keine Zeit nach Corona geben, sondern nur noch eine Zeit mit Corona, sagt Schneider.
Unter dem Stern dieses Virus steht das gesamte Programm des gestern präsentierten Landestheater-Spielplans 2020/21. Nicht inhaltlich, aber sehr wohl organisatorisch, weil niemand sagen könne, in welcher Form und mit wie viel Publikum die 38 geplanten Neuproduktionen (davon 10 Uraufführungen, 2 europäische Erstaufführungen, 1 deutschsprachige) stattfinden dürfen.
Der Saison-Übertitel "Freiheit" sei lange vor Corona gewählt worden, mit der Pandemie erfahre er nun noch wuchtigere Bedeutung. Ob in der geplanten Auftakt-Oper "Fidelio" (verwoben mit dem Frauenschicksal "Zweimal durchs Herz" von Mark-Anthony Turnage) zum Beethoven-Jahr oder in Kleists Klassiker "Der zerbrochene Krug" bis hin zu Frischs "Biedermann und die Brandstifter" sei die Frage der Freiheit auch stets eine doppelte: Nicht eben nur "frei – wovon?", sondern immer auch "frei – wozu?".
Mit "Romeo und Julia" erfüllt Schneider einen Publikumswunsch nach Opern von Vincenzo Bellini. Außerdem: Mozarts "Figaros Hochzeit" und "Die Jüdin" von Jaques F. Halévy. Die sechs Musical-Produktionen sind ein bestens austarierter Mix des Genres, wie "Piaf" (mit Publikumsliebling Daniela Dett in der Titelrolle), "Die Welle", und – als deutschsprachige Erstaufführung – "Wie im Himmel" (nach dem Erfolgsfilm).
Der kaufmännische Landestheater-Direktor Thomas Königstorfer, der mit seinem Team 100.000 wegen Corona nicht in Anspruch genommene Karten rückabwickeln musste, atmete auf, weil eine Befragung ergeben hatte, dass neun von zehn aktuellen Abonnenten dem Haus die Treue halten würden. Jedoch könne mit dem Vorverkauf nicht begonnen werden, ehe die Bedingungen für den Besuch geklärt seien. Königstorfer: "Wir rechnen damit, dass es im Juli so weit ist." Ja, diese Pandemie habe einen hohen Preis, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer. Aber: "Es spricht für Oberösterreich, welches Einverständnis darüber besteht, dass Kultur ein maßgeblicher Teil unserer Gesellschaft ist."