Die selbstverständliche Leichtigkeit des Jazz
Christian Muthspiel mit Orjazztra im Brucknerhaus.
Der Posaunist und Komponist Christian Muthspiel, einer der Profiliertesten der heimischen Jazzszene, scheint angekommen zu sein. In seiner Formation Orjazztra Vienna laufen mehrere musikalische Fäden zusammen, Jazz in all seiner Vielfalt, fast klassisch anmutende Komponierkunst, perfekte Balance von kollektivem Klang und individueller Improvisation.
Am Mittwochabend präsentierte Christian Muthspiel sein Orjazztra im ausverkauften Mittleren Saal des Brucknerhauses. Von der konventionellen Bigband unterscheidet sich das Orchester vor allem durch die Komplexität der Stücke, das Eingebundensein der solistischen Beiträge in einen übergeordneten Kontext. Dazu gibt es historische Beispiele, etwa die Formationen eines Gil Evans oder George Russell. Muthspiel schreibt große Partituren, schlendert durch die Musikgeschichte, erhebt Ansprüche und verleiht dem Sound der Band dennoch selbstverständliche Leichtigkeit.
17 meist junge Musikerinnen und Musiker sind am Gestaltungsprozess mit Begeisterung und unglaublichem Können dabei, folgen dem Maestro bei jeder Wendung, genießen das Geschehen trotz aller Anforderungen. Alle sind solistisch beteiligt, meistern auch das mit Bravour, die Saxophonistinnen Ilse Riedler und Astrid Wiesinger, Flügelhornist Lorenz Raab und Posaunist Alois Eberl seien hervorgehoben. Mächtige Fanfaren eröffnen, zwei mehrteilige Suiten variieren das Klassische, am Ende schließt der Blues den Kreis. Standing Ovations.
>>> Fazit: Ein großer Abend, der vom Individuum und vom Kollektiv erzählt, der intellektuellen Anspruch nicht mit Verkopftheit verwechselt und Musiker wie Publikum glücklich macht.