Dieses Lächeln landet in Linz
"Die großen Meister": Ab morgen feiert die Replikate-Schau die "Mona Lisa"
Bei der "Mona Lisa" verhält es sich nicht anders als bei vielen Hollywoodstars: Sieht man sie in natura, denkt man: "Ist ja viel kleiner!"
Tatsächlich misst das berühmteste Kunstwerk der Welt, geschaffen von Universalgenie Leonardo da Vinci (1452-1519), "nur" 77 mal 53 Zentimeter. Verblüfft ist man darüber bestimmt nicht, weil es nicht superb in Handwerk und Stil wäre. Überzeugen kann man sich davon in Linz, wo ein hochwertiges Replikat in Szene gesetzt wird.
Vielmehr haben irrwitzige Geschichten und Geheimnisse, die das um knapp 820 Millionen Dollar versicherte Werk einfach nicht preisgeben will, zu einem überlebensgroßen Image beigetragen.
Demgegenüber wirken bereits die Basisdaten schlicht: gemalt in Öl auf einem Pappelholz-Paneel. Fakten, die gesichert sind.
"Mona" wie "ma donna"
Unglaublich spannend an "ihr" ist seit 500 Jahren alles, was sich fixen Belegen entzieht. Wie zum Beispiel hat es Tausendsassa da Vinci geschafft, diese Frau so stechend lebendig festzuhalten? Weil er ihr Gesicht nicht mit harten Konturen eingesperrt hat, sondern es weiche Übergänge leuchten lassen?
Kunsthistoriker sind sich halbwegs bis sehr einig, dass "Mona Lisa" Lisa Gherardini (1479–1542) war, Gattin des reichen Seidenhändlers Francesco del Giocondo aus Florenz, der 1503 ein Porträt von ihr bei da Vinci bestellt haben soll. Wobei "Mona" hier kein zweiter Name ist, sondern von "ma donna" ("meine Frau") kommt. In Italien scheute man keine Mühen, um zu belegen, dass Gherardini die "Mona Lisa" ist. Man suchte ihr Grab im florentinischen Kloster Sant’Orsola, wo man ihr Grab in der Krypta vermutete. DNA-Abgleiche zu Nachfahren und die Rekonstruktion ihres Schädels sollten Gewissheit bringen. Entdeckt hat man nur einzelne Knochensplitter – ohne verwertbare DNA.
Die gemalte "Mona Lisa" ist sicher hinter Panzerglas im Pariser Louvre zu finden. Seit 1518 ist sie als Teil der royalen Sammlung gelistet. Ob da Vinci das Werk mit nach Frankreich nahm, als er vom König dort geladen war, oder es von einem Assistenten dorthin nach da Vincis Tod veräußert wurde, ist wieder eine offene Frage.
Fest steht aber: Die Italiener wurmt es durchaus, es nicht in den Uffizien zu wissen. Jener italienische Louvre-Mitarbeiter, der die "Mona Lisa" 1911 stahl und zwei Jahre versteckte, brachte auch vor Gericht vor, es "aus Patriotismus" getan zu haben. Sie gehöre nach Italien. Dort waren seine Motive weniger edel: Er flog auf, als er die "Mona Lisa" verkaufen wollte, und erhielt sieben Monate Haft, das Werk globale Popularität. Denn während Kenner Kunst an sich in Aufregung versetzt, erledigt das in der breiten Öffentlichkeit nichts besser als ihr "Raub". Nehmen sollten sie es wie die "Mona Lisa" – mit einem milden Lächeln.