Eine Spaßgesellschaft im Sound der 90er-Jahre
"We love the 90s": Die musikalischen Größen einer Dekade verzückten 14.500 Fans auf dem Welser Messegelände.
Die 1990er, Dekade zwischen Endzeitstimmung und Aufbruch ins neue Jahrtausend. Das Jahrzehnt, das David Hasselhoff, Nelson Mandela, Tamagotchi, den cineastischen Untergang der Titanic und das Nokia 3210 auf sich vereint. Jene Zeit, in der die Fans der Back Street Boys jenen von Caught in the Act die Pest an den Hals wünschten (und umgekehrt).
Musikalisch war es das Jahrzehnt der Partystimmung, die One-Hit-Wonders kamen und gingen und blieben bis heute in vielen Gehirnstämmen verhaftet. Warum also nicht ein Comeback der musikalischen Größen dieser Zeit starten? Vergangenen Freitag gastierte die Show "We love the 90’s" auf dem Messegelände in Wels. 14.500 Fans aller Altersgruppen shakten mit und streckten beim mannigfach gestellten "Wo sind die Hände?" brav die angefragten Gliedmaßen in die Höhe. Die Stimmung war so ausgelassen, dass auch die handgestoppten 78 Minuten Wartezeit in der Schlange vor den Getränkestandln meist vertanzt denn vergrämt verbracht wurden.
Die Spaßgesellschaft kam in zeitgeschichtlich stimmigen, schreiend neonfarbenen Outfits oder Glitzerleggins. Und als Mr. President mit "Coco Jambo" den ersten (musikalischen) Stimmungsaufheller ins Messegelände warf, war alles fast wieder so wie damals. Nicht alle schafften es, die einst im Studio auf Hochglanz polierten Hits auf die harten Bühnenbretter zu transferieren. East 17 taten sich mit "Stay another Day" hart, ebenso "C+C Music Factory", der nicht müde wurde zu betonen, er komme "from New York City". Rednex zelebrierten ihren "Cotton Eye Joe" mit viel Elan, ebenso topfit zeigten sich Haddaway, Dr. Alban, Vengaboys und 2 Unlimited.
Fazit dieser gut fünfstündigen Show der Reminiszenzen: Nett war’s, aber jetzt ist auch wieder gut damit.
Alte Kommerz-Regel: "Je banaler und niveauärmer die Veranstaltung, desto mehr Zuseher kommen und umso mehr Begeisterung wird erzeugt."
Und desto wichtiger ist es für die Nachrichten-Kultur-Abteilung darüber einen Kommentar abzugeben.
Lies was G'scheits.
Unglaublich, was bei Hrn. Atteneder bzw. bei den OÖN alles auf der KULTUR-Seite Platz hat! Der Einleitungssatz des Berichts über die "musikalischen Größen" (?!), die 14.500 Fans auf dem Welser Messegelände "verzückten" (?!), eröffnet eine bislang verborgene Assoziation von "Dekade" mit "Dekade-nz". Hr. Atteneder schreibt: "Die 1990er, Dekade zwischen Endzeitstimmung und Aufbruch ins neue Jahrtausend." In diesem Satz wäre "Dekade-nz" wohl angebrachter als "Dekade". Ungelöst bleibt dabei freilich das Problem einer Steigerungsstufe für "Dekadenz", um damit den HEUTIGEN Status der musikalischen und sonstigen "KULTUR" zu charakterisieren.
Aber stilistische Blüten sind in diesem Kommentar auch zu finden.
Zitat:
"Nett war’s, aber jetzt ist auch wieder gut damit."
"Jetzt ist gut damit." hätte eine Sonderschul-Lehrerin vor 20 Jahren (noch) nicht durchgehen lassen. Aber unsere Medien-Schreiberlinge dürfen sich heute derartige lustige Phrasen erlauben, damit das Lesevolk etwas zum Schenkelklopfen hat. So wie auch: "xy kann Kanzler" oder "z rockt das Stadion" oder ähnliches.
"Wir wollen Spass, wir wollen Spass!"