Frischer Wind für die alte Musik
Brucknerhaus: Feines Konzert mit Mahan Esfahani und Peter Matic.
Johann Kuhnau hatte das Schicksal, dass er als Thomaskantor in Leipzig Vorgänger von Johann Sebastian Bach war und von diesem komplett in den Schatten gestellt wurde. Dabei hatte er speziell mit seiner "Neuen Clavierübung" Einfluss auf Bachs eigene Kompositionen genommen, und seine "Musikalische Vorstellung einiger biblischer Historien" ist ein beredsames Beispiel dafür. Am Donnerstag waren diese außergewöhnlichen Sonaten im Brucknerhaus zu erleben. Der iranisch-amerikanische Cembalist Mahan Esfahani gilt als Shootingstar, der frischen Wind in die Szene alter Musik bringt und Grenzen zur Moderne aufbricht.
Mit spielerischer Leichtigkeit und stupender Virtuosität durchdringt er den spröden Kosmos dieser biblischen Sonaten und schafft es, mit den Tönen Geschichten zu erzählen und den von David tödlich getroffenen Goliath gehörig ins Wanken zu bringen. Dabei findet er für jeden Affekt, für jede charakteristische Wendung und jede feinste Nuance der Klangrede die richtigen "Worte". Nicht minder wortgewandt sind auch die von Kuhnau nacherzählten Geschichten aus dem Alten Testament, deren blumige Sprache Peter Matic ideal traf und mit augenzwinkernder Ernsthaftigkeit diese doch nur aus der Zeit verstehbaren Texte über Manneskraft, Quacksalberei und dergleichen hinreißend zu verlebendigen wusste.
Fazit: Ein animierendes Konzert der "Wortklang"-Serie, das einen großen Schauspieler mit dem nicht minder großartigen Mahan Esfahani in intensiven Dialog versetzte.