Gerhard Richter: "Irgendwann ist eben Ende"
Der Künstler beendet im Alter von 88 Jahren seine Karriere.
Gerade sind seine drei großen Kirchenfenster für das Kloster Tholey im Saarland enthüllt worden. "Das ist meine letzte Werknummer", sagt der Künstler Gerhard Richter. In seinem Werkverzeichnis komme ein "Tisch" als Nummer 1. Dieses Bild entstand im Jahr 1962. "Die Fenster haben Nummer 957. Aus." Der 88-Jährige will nicht mehr, "irgendwann ist eben Ende – und alt genug bin ich jetzt", sagt Richter.
Seit Jahren erzielen seine Arbeiten die höchsten Preise lebender Künstler. In unaufgesetzter Bescheidenheit ("so doll is mein Zeug gar nich") wundert er sich selbst über die Summen, die Kunstsammler für seine Werke hinblättern: "Die sind doch alle verrückt."
Die vergangenen Monate verbrachte er isoliert in seinem Haus in Köln. Er habe aber auch vor der Corona-Krise ein zurückgezogenes Leben geführt, "insofern merke ich den Unterschied nicht so".
Und was wird Richter den lieben langen Tag tun, wenn sein Werkverzeichnis geschlossen werde? Einer wie er setzt sich nicht einfach hin und entspannt sich. "Ach, ich mache das und das", sagt er. "Grabe rum, bringe in Ordnung, muss Briefe beantworten. Ich habe immer was zu tun."
Die wichtige Nachricht ist: Richter bleibt schöpferisch tätig. Er zeichnet. Sogar fleißig. Seine kleinformatigen abstrakten Arbeiten greifen das Formenrepertoire der Gemälde auf und sind farbig. Er nutzt dafür Farbstifte und Fettkreide. Am 1. Oktober eröffnet darüber hinaus das Bank Austria Kunstforum Wien die Richter-Ausstellung "Landschaft" (bis 14. 2. 2021): Es handelt sich dabei um die weltweit erste Richter-Ausstellung, die dieses Genre umfassend beleuchtet. Neben zahlreichen Ölgemälden werden auch Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotoarbeiten, Künstlerbücher und Objekte von 1960 bis zur Gegenwart ausgestellt. (pg)
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