"Ich habe das Geld, du das Wissen"
Wie der Chef eines internationalen Konzerns und ein Urgestein der Musikszene seit zehn Jahren Jazzer von Weltrang nach Hagenberg holen.
"Wie schaut’s kulturell so aus? Was kann man machen?", fragte Peter Guschelbauer (66) vor mehr als zehn Jahren einen Nachbarn, nachdem sich der Musiker, Komponist und Produzent ("Sound Design Austria") beruflich wie privat in Hagenberg angesiedelt hatte. Heute blickt er auf 120 Konzerte mit Jazzgrößen und 10.000 Besucher zurück, die er mit dem Unternehmen Stiwa ins "Stiwa Jazz – und Klassikforum" der Mühlviertler Gemeinde gelockt hat. Am 12. 2. findet im Veranstaltungszentrum "amsec Impuls" im Softwarepark das nächste Konzert im Jubiläumsjahr statt (sh. Box).
Sein damaliger Nachbar war der frühere Bürgermeister Rudolf Fischerlehner, der Guschelbauer mit seiner Nachfolgerin Kathrin Kühtreiber-Leitner verband. "Sie war sehr angetan von der Idee, etwas auf die Beine zu stellen. Bei einem Frühstück auf meiner Terrasse habe ich sie gefragt, wie viel Jahresbudget sie für Kultur habe", sagt Guschelbauer. "Sie meinte, sie traue sich das gar nicht sagen: 400 Euro. Damit konnten wir aber genau gar nix machen." So fühlte die junge Bürgermeisterin bei Walter Sticht vor, Chef des Automatisierungsspezialisten Stiwa, 1992 einer der ersten Mieter im Softwarepark. "Wir haben uns sofort verstanden. Er war froh, dass ich keiner der vielen war, die allein Klassik veranstalten wollen. ‚Ich habe das Geld, du das Wissen. Lass uns loslegen‘, hieß es." Sticht sei einer, der sagt: Wir hatten das Glück, gutes Geld zu verdienen. Jetzt haben wir die Pflicht, zurückzugeben. Um Förderung etwa beim Land suche man nie an. "Der Walter will das gar nicht." Man erspare sich auch viel Aufwand. "Andere brauchen das sowieso mehr."
Guschelbauer, der bis zur "Selbstausbeutung" sein Jazzfest in Steyr aufgebaut hat, weiß, was für ein Glück das ist. Pro Saison veranstaltet er nun monatlich im "amsec Impuls" ein Konzert, für das Sticht – je nachdem, welche Kosten anfallen – "0 bis 2000 Euro" zuschieße.
Österreichische Pianokultur
Guschelbauer erinnert sich noch, wie er Sticht erklärte, dass für guten Jazz ein exzellenter Flügel zentral sei. 25.000 Euro für "einen gebrauchten Yamaha" wären sofort drin gewesen. "Ich habe dann gefragt, ob es nicht, wenn es irgendwie ginge, ein Instrument österreichischer Pianokultur sein könnte – für einen modernen österreichischen Unternehmenssitz." Einen Bösendorfer, 96.000 Euro. "Da hat Walter kurz geschluckt. Er wolle sich das drei Tage überlegen."
Tags darauf kam aber schon seine Nachricht: Kaufen! "Das habe ich wahnsinnig geschätzt. Das zeigt Kultur und Größe."
Anfänge, Jubiläumsjahr und Hintergrund