Ihr haben die Menschen alles erzählt
Elizabeth T. Spira starb 76-jährig in der Nacht auf Samstag nach schwerer Krankheit.
Sie war die Königin in der Königsklasse jener TV-Formate, in denen es darum geht, Menschen wie dich und mich darzustellen. Immer mit Maß und Ziel, wenn es ums Bloßstellen von Herrn und Frau Österreicher ging, nie bloß auf den "guten Sager" aus und stets mit einem smarten Augenzwinkern. Mit Formaten wie "Alltagsgeschichten" und der Partnervermittlungs-Sendung "Liebesg’schichten und Heiratssachen" hat Elizabeth T. Spira das Leben vor dem TV-Schirm über Jahrzehnte versüßt. Wenn die Spira im Fernsehen lief, sah man zu. Ihre Sendungen waren Quotengaranten für den ORF, nicht selten mit mehr als einer Million Seher.
In der Nacht auf Samstag ist die persönliche Alltagsgeschichte von Elizabeth T. Spira im 76. Lebensjahr und nach langer, schwerer Krankheit zu Ende gegangen.
In einem Interview mit den OÖNachrichten im vergangenen Juli zur bevorstehenden 22. Staffel der "Liebesg’schichten" sagte die Frau mit der markant-rauchigen Stimme auf die Frage, ob sie weitermachen wolle: "Es ist wahrscheinlich, aber ich kann es noch nicht sagen. Es hängt davon ab, wie ich beieinander bin."
Zuletzt war die jahrzehntelange Kettenraucherin immer schlechter beieinander. Die Lungenkrankheit COPD machte ihr das Atmen schwer: "Ich hab zu viel getschickt in meinem Leben", sagte sie einmal mit dem ihr anhaftenden trockenen Humor über ihr Laster.
"T." wie Toni
Elizabeth Toni Spira wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist zur Nazizeit gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nazis geflohen und wurde nach seiner Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg in Frankreich und England zeitweilig als "feindlicher Ausländer" interniert.
Ihren ersten Vornamen verdankt Spira der englischen Königin, ihren zweiten dem Decknamen ihres Vaters in der Illegalität. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück.
Nach der Schulzeit studierte Spira in Wien Publizistik und arbeitete zunächst als Journalistin im Nachrichtenmagazin "profil". Nachdem Claus Gatterer im ORF gerade das Magazin "teleobjektiv" gegründet hatte, wechselte Spira zum Fernsehen. "Es war kein Traum von mir, Bilder zu machen", erinnert sie sich an ihre Anfänge im ORF: "Ich habe gemeinsam mit Robert Dornhelm die ersten Geschichten gemacht. Aber er war so chaotisch wie ich. Am Abend haben wir lieber gepokert, als Konzepte geschrieben."
Die eigene Liebesg’schicht
Gemeinsam mit dem Historiker Michael Mitterauer entwickelte Spira dann das "Alltagsgeschichten"-Konzept. Die Serie startete 1985, zwölf Jahre später kam 1997 die TV-Partnervermittlung "Liebesg’schichten und Heiratssachen" dazu. Mehr als 1000 Menschen haben Spira und ihr Kameramann Peter Kasperak in 22 Staffeln der "Liebesg’schichten" porträtiert.
Zu ihrer eigenen Liebesgeschichte der aus geschmacklichen Gründen stets in Schwarz gekleideten Frau gehören eine 37 Jahre währende Ehe mit dem ehemaligen Burgschauspieler Hermann Schmid, die Adoptivtochter Hannah und drei Enkelkinder.
Auch das offizielle Österreich nahm zum Ableben Spiras Stellung. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte die Verstorbene als "große Chronistin", Bundeskanzler Sebastian Kurz twitterte, dass das Lebenswerk Spiras "Österreichs Gesellschaft auf eine ganz besondere Art und Weise beschreibt". (att)
R.I.P.
eine großartige Frau ist von uns gegangen.