"Der Knochenmann": Zum Kichern, Kudern und Kreischen
„Der Knochenmann“ (Ö 2009, 126 Min.) Regie: Wolfgang Murnberger (Moviemento, Megaplex, Cineplexx)
„Der Knochenmann“ (Ö 2009, 126 Min.) Regie: Wolfgang Murnberger (Moviemento, Megaplex, Cineplexx)
OÖN Bewertung:
„Jetzt ist schon wieder was passiert.“ Mit diesem Satz hat Autor Wolf Haas alle seine bisherigen sechs Brenner-Krimis beginnen lassen. Mit diesem Satz schickt das Drehbuchautoren-Trio Haas, Murnberger und Hader den grantelnden Ex-Polizisten und Privatermittler auch in seine dritte Verfilmung nach „Komm süßer Tod“ und „Silentium“.
Schon wieder was passiert ist diesmal in einem Puff in Bratislava. Dort ist nämlich einer aus dem Fenster geschmissen worden.
Um in diese Geschichte hineingezogen zu werden, muss der Brenner (Josef Hader) gar nicht nach Bratislava, sondern nur in die tiefste steirische Provinz. Dort soll er für den Berti (Simon Schwarz) ein Leasing-Auto zurückholen.
„Was soll ich am Land, ich hass‘ des Land“, zetert der lakonische Ex-Polizist zu Anfang. Im Gasthaus Löschenkohl zwischen Rauchschwaden und Seiterl statt Kaffee fügt er sich dann aber perfekt in die Riege der bissig-wortkargen und verschrobenen Gestalten ein.
Finger ins HandschuhfachLeutselig, aber voll von Geheimnissen will der Wirt vom Löschenkohl (Josef Bierbichler) dasselbe wie die anderen: den Brenner möglichst schnell in die Stadt zurückschicken, damit er aufhört, lästige Fragen zu stellen. Nur die Schwiegertochter des Wirts, die Birgit (Birgit Minichmayr), führt ihn ein wenig näher ans Gasthaus-Leben und später sogar näher an sie – und der Brenner darf sich sogar verlieben.
Zwischenzeitlich raubt ihm die Hendlzerkleinerungs- vulgo Knochenmehl-Maschine den Schlaf. Dass dort, im Keller, nicht nur Hendln und Schweine zu ihrem blutigen Ende geschlachtet worden sind, merkt er erst, als er einen Finger findet. Den im Handschuhfach zwischenzulagern, passt nicht nur wörtlich, sondern auch zum Brenner.
Dass der Hader den Brenner schlicht und einfach großartig spielt, ist keine Überraschung. Bereits „Komm süßer Tod“ und „Silentium“ waren absolut sehenswerte Krimiverfilmungen. „Der Knochenmann“ ist besser. Das Werk, das zwischen Krimi, Drama und Komödie mühelos Genres aufsammelt und vermischt, hebt die Tradition auf neue Ebenen – des schwarzen Humors, der surrealen Land-Realitäten, aber auch der grauslichen Gewalt und gewaltsamen Grauslichkeiten. Zum Kichern, Kudern oder Kreischen ist so jede Sekunde des „Knochenmanns“.
Unbedingt anschauenDieser Film versprüht Österreich vom ersten panierten Hendl bis zum finalen Stau auf der Wiener Tangente. Wenn heimisches Kino so etwas zustande bringt, wenn Kritiker schwelgen und das Publikum (wie bei der gestrigen Premiere in der OÖN-Filmnacht im Linzer Moviemento, über die Sie morgen lesen) in Massen ins Kino strömt, braucht der österreichische Film keine zusätzliche Bestätigung.
Jetzt ist schon wieder was passiert – und alles, was Sie noch tun müssen, ist, sich das unbedingt anzuschauen.
Ich war gestern mit ein paar Freundinnen und wir haben sowohl während als auch nach der Vorstellung viel gelacht - "Der Knochenmann" verbreitet eine gute Stimmung; vor allem wenn man nur Zuschauer ist