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Schauspielhaus Linz: König Ottokars Machtgier als Unglück ohne Ende

Von Karin Schütze, 17. März 2024, 19:54 Uhr

Franz Grillparzers Trauerspiel hatte in der eindringlichen Inszenierung von Stephanie Mohr am Samstag Premiere.

Ein stählernes Gerüst, wie eine Arena oder ein Käfig, dazu Neonlicht: Kälte, wohin das Auge blickt, findet sich im Bühnenbild von Florian Parbs. Die Welt als ewige Baustelle kreist auf der Drehbühne im Schauspielhaus. Auch das Rad der Geschichte dreht sich immer weiter, ohne dass wir daraus zu lernen scheinen: "Aufs Neue rast der Teufel Krieg; aufs Neue dampft das Land in Rauch und Blut" (Ottokar).Ob im 13. Jahrhundert, als der böhmische König Ottokar II. Premysl, Grillparzers historisches Vorbild, gegen Rudolf von Habsburg rivalisierte, im 19. Jahrhundert, als Fürst Metternich die Staatsgewalt an sich raffte – gegen dessen System Grillparzer eigentlich seine spitze Feder zückte –, oder im schicksalshaften Wahljahr 2024: "König Ottokars Glück und Ende" hätte auch eine extralange Sondersendung der ZiB sein können. So beklemmend zeitlos ist das Stück, dass es Regisseurin Stephanie Mohr für sich sprechen lässt, ohne aktuelle Bezüge einzuflechten.

Vordergründig haben die Männer das Sagen: Ottokar, getrieben von Besitz und Macht. Und Rudolf, der – unerwartet – statt seiner zum Kaiser gewählt wird und ihm die Schmach seines Lebens verschafft: Vor aller Augen kniend empfängt Ottokar von ihm die Lehen.

Frauen, die sich behaupten

Die Wahrheit sprechen hingegen die Frauen aus: die lebenskluge Margarethe, von Ottokar mangels Erben verstoßen und gegen die jüngere Kunigunde ausgetauscht, die ihm unerwartet Paroli bietet.

Grillparzers Text ist ein Koloss, den das Ensemble mit vereinten Kräften stemmt und ihm dabei bewundernswert Leichtigkeit verleiht. Grandios ist Christian Taubenheim als arroganter, selbstgefälliger Ottokar. Wenn er zischt: "Es ist aber mein", liegt in diesem "mein" alle Gier dieser Welt und die Angst des Narzissten, ihrer beraubt zu werden. Bis der Aufbrausende gen Ende zum elenden Häufchen zusammensackt wie ein angestochener Luftballon.

Helmuth Häusler ist als "Rudolf" sein gönnerhafter, amikaler Gegenspieler, ein Wolf im Schafspelz. Während die Herren um die Macht rittern, wissen die Damen, die das Spiel längst durchschaut haben, um ihre stille Kraft. Stolz, lasziv und lässig frech lässt Lorena Emmi Mayer als Kunigunde ihren Gemahl auflaufen, züchtigt ihn mit einem Klaps auf die Hand wie eine Mutter ihr unartiges Kind und stachelt ihn auf. Katharina Hofmann ist die weise Warnerin Margarethe, die ihrer Schmach als Verlassene mit Würde begegnet. Vielseitig in mehreren Nebenrollen bereichern Joël Dufey und Jonatan Fidus Blomeier – Schauspielstudierende der Bruckneruni – das starke Ensemble: Horst Heiss, Alexander Julian Meile, Benedikt Steiner (die Rosenberge), Cecilia Pérez als fallen gelassene Bertha, Angela Waidmann (Kammerfrau Elisabeth), Christian Higer (Kanzler Braun von Olmütz), Sebastian Hufschmidt (Burggraf Friedrich Zollern), Lutz Zeidler (alter Merenberg), Jakob Kajetan Hofbauer (dessen Sohn), Jan Nikolaus Cerha (Bürgermeister von Wien), Nataya Sam (Kammerfräulein) und Julian Sigl (mehrfach ritterlich). Alle sind die Völker (mit Steirerhut, Kostüme: Nini von Selzam) oder ein Chor, der (Ottokar von Horneks) Hommage an Österreich von der Empore auf die Regenten herabregnen lässt. Die unheilvolle Atmosphäre einer Welt in Schieflage fangen dissonante Klänge von Wolfgang Schlögls Bühnenmusik auf zwei präparierten Flügeln in der Bühnenmitte ein – einer davon schräg gekippt –, die auch dröhnend mit martialisch perkussiver Wucht bearbeitet werden. Eindringlich in ihrer Zartheit sind hingegen die Klagegesänge der Damen. Langer Beifall für einen langen, aber starken Abend.

Fazit: Ein sprachgewaltiger Abend – stark und herausfordernd.

"König Ottokars Glück und Ende": Trauerspiel von Franz Grillparzer, Schauspielhaus Linz, bis 3. 7., www.landestheater-linz.at

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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