"Titane": Die Härte im Leib
Wer sich nach einem Film sehnt, der anders ist, wird bei "Titane" fündig.
Der Wehrmutstropfen? Man braucht für den Film den Hang zu einem Subgenre: Körperhorror. Eine Spielart, die Fleisch und Blut experimentell bis surreal, auf jeden Fall schlimm verändert. Wie bei Frankenstein oder in "Prometheus", wo in Noomi Rapace ein Alien-Baby heranwächst.
Halb Mensch, halb Maschine
Hier ist man auch schon im Kern von "Titane" angelangt, mit dem die Französin Julia Ducournau (37) als erste Solo-Regisseurin die Goldene Palme von Cannes holte: Ihrer Figur Alexis, die Agathe Rousselle atemberaubend gut spielt, wird als Kind eine Titanplatte in den Kopf eingesetzt. Als Erwachsene zeigt sie als Autoshow-Tänzerin sexuellen Fetisch für Fahrzeuge und reagiert serienmordend auf Probleme.
Der Film schaltet noch einen Gang höher, als sie schwanger wird – mit einem Wesen halb Mensch, halb Maschine. Was krude klingt, inszeniert Ducournau als bildgewaltiges Identitätsspiel. Sie wird nicht nur im Körperhorror Filmgeschichte schreiben, sondern auch im feministischen Kino, das die Reduktion von Frauen auf den Körper hinterfragt. Abgesehen von plumper Gewalt zu Beginn ein schmerzhaft außergewöhnliches Werk.