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Über Bruckners verkorkstes Liebesleben

Von Helmut Atteneder, 04. November 2019, 00:04 Uhr
Über Bruckners verkorkstes Liebesleben
Autor Friedrich Buchmayr in der Stiftsbibliothek St. Florian Bild: Volker Weihbold

Friedrich Buchmayr hat vier Jahre lang tief in Anton Bruckners Privatleben "geschnüffelt".

Friedrich Buchmayr leitet im Brotberuf die Stiftsbibliothek in St. Florian. Nebenher hat sich der 60-Jährige als Buchautor ("Madame Strindberg", "Ein Ort von Welt") einen Namen gemacht. In seinem neuen Werk "Mensch Bruckner!" setzt er sich mit dem – was Frauen betrifft – sehr durchwachsenen Privatleben Anton Bruckners auf wissenschaftlich fundierte wie augenzwinkernde Art und Weise auseinander. Vier Jahre lang hat sich Buchmayr auf die Fersen von Bruckners Liebesleben geheftet.

OÖNachrichten: Herr Buchmayr, es gibt kaum Bücher, die sich mit dem Liebesleben berühmter Komponisten beschäftigen. Warum haben Sie eines über Bruckners Amouren geschrieben?

Friedrich Buchmayr: Er ist ein Komponist von Weltrang, und da stellt sich für mich zwangsläufig die Frage, wie hat dieser Mensch gelebt, wie hängt das mit seinem Werk zusammen. Im wissenschaftlichen Handbuch zu Bruckner aus dem Jahr 2010 steht im Vorwort noch: Bruckner ist als Mensch eine große Unbekannte. Das hat mich irgendwann gepackt.

Woher haben Sie diese Geschichten über Bruckners Privatleben zusammengetragen?

Die Quellenlage ist sehr dünn. Zu diesem Thema gibt es ein, zwei Aufsätze. Die Hauptquelle ist das Monumentalwerk von Bruckners Biograf August Göllerich. Es war auch der Plot zu meinem Buch, dass ich den noch einmal auferstehen und ein fiktives Forum einberufen lasse. Dazu gibt es viele Zeitzeugen-Aufsätze, kleine Erinnerungsbüchlein, Zeitungsartikel. Die habe ich alle durchforstet.

Was im Buch ist wissenschaftlich fundiert, was reine Fiktion?

Die Frauen hat es alle wirklich gegeben, da habe ich keine erfunden. Die Basis der Statements ist wissenschaftlich fundiert. Ich habe dem Charakter der Figuren dann ein Eigenleben verpasst. Das ist der literarische Teil des Buches.

War Bruckner in Frauensachen ein Freak oder war er de facto ein einsamer Mensch?

Von allem ein wenig. Für seine Ehelosigkeit gibt es mehrere Gründe. Es ist nicht nur so, dass er sich vielleicht einmal bei einem Heiratsantrag patschert benommen hat. Dass er seinen Lehrerberuf zugunsten seiner Karriere als Künstler aufgegeben hat, war damals eine Katastrophe für seine Heiratsbemühungen. Weil da die Väter, die damals ja in diesen Dingen das letzte Wort hatten, gesagt haben, ja, wie soll denn der eine Familie versorgen?

Warum hat er so vielen 17-Jährigen Heiratsanträge gemacht?

Diese Mädchengeschichten muss man differenzieren. Aus den Schilderungen von Mädchen im Buch sieht man, dass er diese nicht mit den üblichen Männerblicken angeschaut hat. Er hat immer von den Augen geschwärmt. Für ihn war das mit Inspiration verbunden, nicht mit Körperlichkeit an sich.

Hatte Bruckner je eine körperliche Beziehung zu einer Frau?

Da gibt es mehrere Statements von Menschen, denen er sich anvertraut hat, und die sagen einhellig, dass er das nicht hatte.

Johannes Brahms hat Bruckner als armen, verrückten Menschen bezeichnet, den die "Pfaffen von St. Florian auf dem Gewissen haben". Stimmt diese These?

Das ist natürlich ein ganz vordergründiges Urteil von Brahms, der ja antiklerikal eingestellt war. Klar ist, dass Bruckner in seiner Florianer Zeit stark vom dortigen Katholizismus beeinflusst worden ist.

Vor allem in Wien wurde er wegen seines Auftretens und seiner Kleidung belächelt.

Ja, aber dieses völlig vertrottelnde Bild Bruckners ist einfach nicht richtig. Er hat seine Mimik und Gestik oft im Spiegel überwacht und beobachtet, welche Wirkung er damit erzeugt. Bei vielem von dem, wo man gesagt hat, wie tollpatschig und dumm ist der, hat er genau gewusst, wie das wirkt. Seine Kleidung, dieses Gehabe, wann er den Dialekt eingesetzt hat: Er hat sehr viel reflektiert.

Anton Bruckner liegt nur wenige Meter von der Stiftsbibliothek entfernt begraben. Was würde er über Ihr Buch sagen?

Ich denke, er hätte den Humor, über all diese Geschichten im Buch zu schmunzeln. Und er würde trotz der gewissen menschlichen Schwächen, die angesprochen werden, die Wertschätzung ihm gegenüber durchaus erkennen.

Tipp: Präsentation des Buches "Mensch Bruckner!" am 7. November, 19 Uhr, im Altomontesaal des Stiftes St. Florian

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Autor
Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder
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