"Ein unvergängliches Symbol des Mutes"
Die Schwertberger Bäuerin Maria Langthaler erhielt posthum den Tapferkeitsorden der Russischen Föderation.
Samstagmittag überreichte der russische Botschafter Dmitri Ljubinski der Schwertbergerin Anna Hackl im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen den Tapferkeitsorden der Russischen Föderation. Anna Hackl, die vor wenigen Tagen ihren 90. Geburtstag gefeiert hatte, nahm diesen für ihre 1975 verstorbene Mutter, Maria Langthaler, entgegen, die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs die beiden russischen Häftlinge Mihail Rybtschinkij und Nikolay Zemkalo versteckt hielt. Die beiden waren zuvor aus dem KZ Mauthausen ausgebrochen und fanden im Hof der Familie Langthaler für drei Monate Zuflucht – bis zum Kriegsende.
„Die Heldentat Ihrer Mutter und Ihrer ganzen Familie bleibt ein unvergängliches Symbol des Mutes und der Barmherzigkeit“, sagte Ljubiski bei der Übergabe im ehemaligen Block 20 des heutigen Memorials Mauthausen, jenem Todesblock, aus dem die beiden russischen Offiziere am 2. Februar 1945 gemeinsam mit rund 500 russischen Mithäftlingen ausgebrochen waren – die Hatz an den Ausbrechern ging als sogenannte „Mühlviertler Hasenjagd“ in die Geschichtsbücher ein. Auch die Zivilbevölkerung beteiligte sich in großem Maße an dieser Hatz. Nur wenige Familien halfen, indem sie Wäsche und Erdäpfel vor die Tür stellten oder sogar, wie Familie Langthaler, Ausbrecher versteckten – obwohl dies strengstens verboten war.
Die Heldentat von Familie Langthaler würdigte Russlands Präsident Wladimir Putin, indem er am 29. März die Urkunde persönlich unterschrieb. Eine Heldentat, wie auch der Botschafter in seiner Ansprache hervorhob: „Als Maria und Johann Langthaler den Flüchtlingen in ihrem Haus Zuflucht gaben, die ausgehungerten und verwundeten Rotarmisten während 92 Tagen versteckten, ernährten und pflegten, riskierte die ganze Familie – ohne Übertreibung – ihre Zukunft und ihr Leben. Es gab solche Leute wie Maria Langthaler und ihre Familie, die trotz ständiger Lebensgefahr Menschlichkeit bewahrten und bereit waren, sich für andere leidende Menschen, unabhängig von ihrer Nationalität und ihrem Glauben, zu opfern. Gerade solche Persönlichkeiten wie die Langthalers sind für uns alle Leuchttürme und Nachahmungsideale.“
„Ich bin sehr stolz darauf, dass meine Mutter nach so vielen Jahren eine solche Auszeichnung erhält. Meine Mutter war eine ganz mutige Frau“, sagt Anna Hackl, die seit mehr als 25 Jahren in die Schulen in ganz Oberösterreich fährt, um diese Geschichte zu erzählen. Anna Hackl war damals 13 Jahre alt, ihr wurde bei der Rettung der beiden Flüchtlinge ebenfalls eine große Rolle zuteil.
Diese Bereitschaft, Schüler über das Geschehene zu informieren, die Anna Hackl bis vor dem Ausbruch der Pandemie wahrnahm, empfindet der Botschafter im OÖN-Gespräch als besonders bedeutend: „Wir hatten darüber am Vormittag bei Anna Hackl ein bewegendes Gespräch. Was ihre Familie gemacht hat ist eine Heldentat für die Geschichtsbücher, wir müssen uns immer der wahren Helden dieser schrecklichen Zeit bewusst sein. Vor allem aber ist es für die Jugend besonders wichtig, über solche unglaublichen Geschehnisse zu reden. Die Zeit vergeht, es kommen neue Generationen zur Welt, aber die damaligen Ereignisse dürfen in unserem Gedächtnis nicht verblassen.“
Auch Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees, war bei der Verleihung einen Tag vor der internationalen Befreiungsfeier in Mauthausen dabei: „Die Familie Langthaler hat durch ihr Handeln und ihren Mut in schwierigen Zeiten bewiesen, dass Zivilcourage Leben retten kann.“
Der Tapferkeitsorden ist eine der höchsten Auszeichnungen der Russischen Föderation, mit dem russische und ausländische Staatsbürger ausgezeichnet werden, die Opferbereitschaft, Mut und Tapferkeit bei der Rettung von Menschenleben unter außerordentlichen Bedingungen bewiesen haben. Eine Ehrung für Maria Langthaler seitens des offiziellen Österreichs gibt es bis dato allerdings nicht.
Über die Familie Langthaler und ihre Heldentat gibt es übrigens einen TV-Film aus dem Jah 1994: "Hasenjagd - Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen". Ich sah ihn vor Jahren, er ist extrem beeindruckend.
Tiefe Verneigung! Vorbild!
Meine Hochachtung für Menschen, wie die Familie Langthaler. Sie stellten sich auf die Seite der Menschlichkeit, trotz möglicher Gefahr für das eigene Leben.
Sicherlich gebührt diese Auszeichnung Russlands. Die Haltung Russlands erzeugt allerdings Kopfschütteln in Verbindung mit einer der anerkannten Opfergruppen der NS Zeit: Jehovas Zeugen. Diese kleine Religionsgemeinschaft verweigerte sich Hitler. Das schloss ein, keinen Kriegsdienst zu leisten und nicht in der Rüstungsindustrie mitzuarbeiten. Nicht nur bei dem Angriff auf Russland waren sie entweder in KZ's, oder wie Jägerstätter bereits hingerichtet. Diese Haltung von Jehovas Zeugen wird von Historikern als Widerstand gewertet. Statt das das offizielle Russland diese Tatsache würdigt, werden Jehovas Zeugen dort seit 2017 systematisch verfolgt und zu Haftstrafen bis zu 7 einhalb Jahren verurteilt.
Welche Ungleichbehandlung! Helden hier, Kriminelle dort. Man versteht es nicht.
Im KZ Mauthausen waren übrigens auch 450 Zeugen Jehovas eingesperrt.
Hm. Da gab es nicht nur den langthaler hof, wo normal empfindende bauer und häuslleut kzler versteckt haben. Wäre gut wenigstens diese tatsache nach hründlicher recherche im artikel erwähnt zu haben.
Besonders beschämend: "Auch die Zivilbevölkerung beteiligte sich in großem Maß..."
Ja, so sind sie, die Parteihörigen. Damals und heute!
Heute kriechen wieder alle vor den Nachfolgern von damals.
Völlig richtig, antidemokratisches Gedankengut ist wieder salonfähig geworden.
Rückschritt ist der neue Fortschritt, nicht zuletzt "dank" des jüngsten Regierungschefs in der österr. Geschichte.
Ein ewiggestriger antidemokrat im Körper eines jungen Mannes...
Da musß man schon enormes Gottvertrauen haben, um diese mutige Tat zu vollführen, denk ich....Diejenigen, die das nicht gemacht haben, kann man aber auch nicht verurteilen, ausser diejenigen, die sich aktiv an der sog. Hatz beteiligt haben.
Widerstand kann viele Gesichter haben, jede Form des Widerstands war wertvoll. Mitläufertum und direkte Tatbeteiligung sind zu verurteilen. Man kann da - glaube ich - den damaligen Zeitgenossen durchaus vertrauen in ihrer Einschätzung, wer moralisch verkommen war, und ob sie es ggf. selbst waren.
Hochachtung und Respekt vor dieser Familie .
Und das waren viel zuviele. Haben z. B. die Menschen in Mauthausen bei den nichtsvon den Transporten zum Lager hinauf gesehen?
Die behaupten ja heute oft, dass sie nix gewusst haben. Dass die halbverhungerten zu tausenden über den Marktplatz rauf zum Lager getrieben wurden, haben auch viele nicht mitbekommen.