Vor 20 Jahren: Österreichs „Cordoba“ gegen die DDR

Als Buhmann der Nation war Toni Polster vor dem Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels ausgepfiffen worden, als Held des Abends verließ er – fast fluchtartig, weil immer noch zutiefst gekränkt – den Rasen. Der Sevilla-Legionär hatte mit seinen drei Toren die Partie gegen die DDR fast im Alleingang entschieden und Österreich damit zur WM-Endrunde 1990 nach Italien geschossen. Klaus Lindenberger, der in der 29. Minute einen Elfmeter hielt, zählte auch zu den Siegertypen, die plötzlich von Schulterklopfern umzingelt waren. Vorher hatte der damalige Teamchef Josef Hickersberger als Watschenmann bei Fans und Medien den Kopf hinhalten müssen. Kein Wunder, dass „Hicke“ nach dem Sieg dem ORF-Team den Zutritt in die Spielerkabine verweigerte.

Auf der Ehrentribüne surften der damalige Bundespräsident Kurt Waldheim und Kanzler Franz Vranitzky auf der Euphoriewelle, Vize-Kanzler Josef Riegler verglich den Sieg sogar mit dem Sieg Österreichs gegen (West)-Deutschland in Cordoba.

Die DDR-Elf zeigte sich als fairer Verlierer. Sogar der Ärger darüber, dass der polnische Schiedsrichter in der 22. Minute den Österreichern einen Elfmeter geschenkt hatte, hielt sich in Grenzen.

Am Nachmittag vor dem Spiel hatte übrigens ein Schiedsrichter-Betreuer des ÖFB im Smalltalk mit jungen Journalisten Folgendes verraten: „Über den Schiedsrichter heute Abend müss‘ ma uns keine Sorgen machen, der g‘hört uns ...“ Diese Anekdote ging nicht in die Geschichte ein.