Die Kraft der Gedanken gegen Ängste und Sorgen
Es gibt immer mehr Lösungen, als man sieht – eine Therapeutin erklärt, wie man in extremen Situationen kühlen Kopf bewahrt
60.000 bis 80.000 Gedanken beschäftigen uns jeden Tag. "Die Frage ist, welche Grundqualität sie haben. Ob sie positiv oder negativ sind", erklärt Christin Thauerböck, Therapeutin aus Rechberg. Für sie ist "Zuversicht eine tragende Säule des Lebens", das habe sie gelernt, als ihr Sohn jahrelang schwer krank war. Als Coach hat es die Mühlviertlerin mit den fünf häufigsten Alltagsproblemen zu tun: Sorge, Angst, Ärger, Trauer und das übertriebene Bemühen, zu genügen.
"Auch unsere Ängste und Sorgen sind nur Gedanken, die aus der Erfahrung genährt werden", sagt Thauerböck. Aufgrund eigener Schicksalsschläge hat sie gelernt, in extremen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer in seiner "Gedankenbox" bleibe, kreiere daraus die Zukunft. "Es gibt aber immer mehr Lösungen, als man sieht. Man muss nur die neuen Gedanken zulassen und dadurch die Dramatik abschwächen", sagt sie.
Wer Sorgen hat, stellt sich ständig die Frage: Schaffe ich es? Wie wird es werden? Nicht zu verwechseln ist die Sorge mit der Vorsicht. "Das wird nur manchmal als Erklärung missbraucht."
Angst ist noch stärker, man spürt sie körperlich, sie schnürt die Kehle zu oder verursacht ein Ziehen in der Magengegend, wirkt auf Blase und Darm. "Angst schafft eine Leere im Gehirn, der Handlungsspielraum wird eingeschränkt", sagt Thauerböck und rät: "Machen Sie sich bewusst, dass die Angst auf Erfahrungen der Vergangenheit beruht. Die ist abgeschlossen und beeinflusst dennoch das aktuelle Handeln."
Ärger hat oft mit nicht erfüllten Erwartungen an mich oder andere zu tun. "Kennt man den Inhalt seiner Wut, könne man den Fokus verändern und die Situation umkehren", erklärt die Mühlviertlerin. Trauer dagegen braucht Zeit, die sich viele nicht nehmen. "Ob man den Tod eines geliebten Menschen betrauert oder eine Trennung, es ist wichtig, den Schmerz anzunehmen und dann den Fokus auf die Dankbarkeit zu richten", sagt Thauerböck und rät, Raum für die Trauer zu schaffen (etwa durch Abschiedsrituale) und sich dann auch zuzugestehen, in die Freiheit zu gehen. "Das ist ein unterschätzter Mechanismus, der unbearbeitet in eine Abwärtsspirale führen kann."
Das übertriebene Bemühen zu genügen, kann krank machen. Es beruht aber auf einem reinen Gedankenkonstrukt. "Dabei richtet man sich an geglaubte Vorgaben von außen, ist gefangen im Denkprozess, der auf falschen Voraussetzungen beruht", erklärt sie.
Um mit den "Alltagsproblemen" umzugehen, hat Thauerböck eine Checkliste entwickelt. Das kommt einem anfangs sicher seltsam vor, "es ist aber reine Übungssache und kann mit der Zeit in Fleisch und Blut übergehen".
Positive Affirmation: Man sagt sich selbst entweder in Gedanken oder auch laut vor: "Es geht mir von Tag zu Tag besser" oder "Ich bin ruhig und vertraue" oder Ähnliches.
Atemyoga: Bewusst langsam einatmen und wieder ausatmen.
Fingermudra: Dabei hält man drei Minuten einen bestimmten Finger. Diese Methode des Strömens kommt aus der traditionellen Volksmedizin Japans.
Visualisieren, dass man eine Situation gemeistert hat. Die "Siegergefühle" sind wie Treibstoff für das Leben.
Gedanken der Dankbarkeit und Zuversicht, dass sich die Situation so positiv wie möglich meistern lässt. Diese erzeugen das Glückshormon Oxytocin, sie entspannen und lassen uns klarer denken.
Unabhängig von den Alltagsproblemen rät Thauerböck zu einem "Glückscocktail" am Morgen und am Abend. Dieser besteht aus Dankbarkeit, häufigem Lächeln (dabei wird Serotonin ausgeschüttet), positiven Gedanken und visualisierten Zielen.