Essenstrends auf dem Prüfstand
Clean Eating, basische oder ketogene Ernährung – Ideen, wie man seinen Speiseplan gesünder gestalten kann, gibt es viele. Nicht alle halten, was sie versprechen.
Mit bewusster Ernährung kann man Übergewicht, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes weitgehend vermeiden. Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile herumgesprochen und viele neue Ernährungstrends mit sich gebracht, die recht unterschiedlichen Ansätzen folgen.
So schwören etwa Anhänger der ketogenen Ernährung auf extrem proteinreiche Kost, andere wiederum essen fast ausschließlich so genannte Superfoods. Aber wie gesund sind die aktuellen Essenstrends wirklich? Haben sie auch unerwünschte Nebenwirkungen? Der Ernährungswissenschafter Christian Putscher sieht viele der aktuellen Methoden kritisch.
Zuckerfrei
Damit ist der Verzicht auf Zucker und auf Lebensmittel, denen Zucker zugesetzt wurde, gemeint. Putscher sagt zu diesem Trend: „Das große Missverständnis dabei ist, dass viele nur Haushaltszucker meiden, dafür verwenden sie alternative Zuckerquellen wie etwa Agavendicksaft oder Fruchtzucker, aber auch zu viel von diesen Zuckersorten ist ungesund. In Wahrheit verwandelt der Körper alle kohlenhydrathaltigen Lebensmittel in Zucker. Daher sollten Menschen, die sich körperlich wenig anstrengen, nicht nur wenig Zucker, sondern generell weniger Kohlenhydrate essen.“
Clean Eating
Darunter versteht man eine Ernährung, die auf der Zubereitung von frischen, naturbelassenen Lebensmitteln ohne Zusatzstoffe basiert. Das ist laut Ernährungsexperte Putscher eine „super Sache“. „Diese Ernährungsform kann ich voll unterstützen. Problematisch wird es nur, wenn man es übertreibt und keinen Salat mehr im Restaurant isst, weil man nicht genau weiß, wie das Dressing zubereitet wurde.“
Superfood
Das sind Lebensmittel, die wegen ihres Nährstoffgehalts (Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien) einen hohen Gesundheitsnutzen haben. „Dazu gehört etwa auch Leinsamen, der ein Tausendsassa ist, weil er mehr als 50 Prozent Omega-3-Fettsäuren, viele Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe enthält“, sagt Putscher. Derartige Lebensmittel in den täglichen Speiseplan einzubauen, sei empfehlenswert. Man dürfe dabei aber nicht auf seine Grundbedürfnisse beim Essen vergessen. „Nur Superfood zu essen, ist nicht befriedigend.“
Low Carb
Darunter versteht man eine kohlenhydratarme Ernährung. „Generell kaum Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, kann ich nicht raten, das muss an den Lebensstil angepasst werden“, sagt Putscher. „Wer beispielsweise viel Sport betreibt oder einen körperlich anstrengenden Beruf hat, braucht viel Energie und daher auch mehr Kohlenhydrate als ein Mensch, der sich wenig bewegt.“
Ketogene Ernährung
Vertreter dieser Ernährungsform essen sehr kohlenhydratarm, dafür extrem fett- und eiweißreich. „Diese Diät ist für die wenigsten Menschen geeignet“, sagt Putscher. Man verliere dabei vor allem wertvolle Muskelmasse. „Ein Grund, warum sich die meisten Sportler nie so ernähren würden“, sagt der Experte. Ketogene Ernährung wirke sich negativ auf die Verdauung aus (Verstopfung) und könne Dickdarmkrebs fördern. „Mit diesem Trend wird vor allem der Markt der Nahrungsergänzungsmittel gefördert“, so Putscher.
16:8-Ernährung
Dabei beschränkt man das Essen auf ein Zeitintervall von acht Stunden. In den restlichen 16 Stunden darf man nur Wasser und ungezuckerten Tee oder Kaffee zu sich nehmen. Diese Ernährungsform soll helfen, abzunehmen, und zudem den Autophagieprozess (Zellreparaturprozess im Körper) ankurbeln. Putscher dazu: „Wenn diese Ernährung zum Lebensstil passt, ist sie durchaus empfehlenswert. Man muss jedoch bedenken, dass sich der Körper an tägliche Routinen gewöhnt. Die gewünschten Effekte hat man dadurch irgendwann nicht mehr. Ich empfehle, unregelmäßig zu fasten. Zum Beispiel das Abendessen zweimal pro Woche an unterschiedlichen Tagen ausfallen zu lassen.“
Clean Meat
Das ist ein Zukunftstrend, der vor allem Tierschützer anspricht. Unter „Clean Meat“ versteht man Fleisch, das im Labor aus Stammzellen gezüchtet wird. Derartiges Fleisch ist noch nicht am Markt erhältlich. „Hier ist noch sehr viel Forschung nötig, man muss sehen, wie sich diese Art der Fleischproduktion weiterentwickelt“, sagt Putscher. Bei diesem Thema befinde sich die Wissenschaft noch in der Experimentierphase.
Basische Ernährung
Dabei werden dem Körper nur so genannte basische Nahrungsmittel (wie etwa Obst, Gemüse, Salate, Pilze, Wildkräuter, Keime) zugeführt. „Diese Ernährungsform ist längst überholt. Denn sie basiert auf der widerlegten Annahme, dass dem Körper Säuren schaden würden. Aber wir brauchen im Verdauungsapparat unbedingt Säure zur Verarbeitung der Nahrung und zum Schutz vor Keimen.“
Insekten als Nahrung
Als Proteinlieferanten könnte der Verzehr von Insekten künftig eine Alternative zum Fleischkonsum darstellen. „Die Idee ist grundsätzlich nicht schlecht, aber nicht für jeden ist die Vorstellung, Insekten zu essen, eine schöne“, so der Ernährungswissenschafter. Er habe beispielsweise vor Jahren einen Insektenriegel von einer Nahrungsmittelmesse mitgenommen, aber bis heute nicht gegessen. „Bei Nahrungsmitteln, die von wild lebenden Insekten gewonnen werden, sehe ich eine gewissen Gefahr, dass dadurch Krankheiten übertragen werden könnten“, sagt Putscher. Bei gezüchteten Insekten habe er zumindest in dieser Hinsicht weniger Bedenken. Auch diese Ernährungsidee sei derzeit noch nicht ausgereift.
- Pro & Contra: Braucht es Trends beim Essen? [Mit Abstimmung]
Zur Person: Christian Putscher ist Ernährungswissenschafter und Personal Trainer aus Tumeltsham (Bezirk Ried im Innkreis). Er berät unter anderem Spitzensportler wie die Leichtathletin Verena Preiner.
Putschers Ernährungsphilosophie: „Essen ist die emotionalste, weil individuellste Angelegenheit der Welt. Daher ist es vollkommen logisch, dass es keine allgemeingültige gesunde Ernährung geben kann, sondern nur eine personifizierte, auf den Ist-Zustand abgestimmte.“
selber kochen (wer noch kochen kann) ist nach wie vor die richtige Ernährung alles andere ist eben nur den Magen vollstopfen damit er ruhe gibt 😁
Einfach nur möglichst frisch gekocht mit viel frischem Gemüse. Und ab und an (ca 1 mal pro Woche) auch mal "ungesunde" Schmakerl wie Braten schnitzel oder Pizza. Mit dem Mix fahre ich sehr gut. Egal was gerade IN ist.
Ich esse alles was mir schmeckt --> wie nennt man diesen Trend?......
"Das Leben genießen" 🤣
unmodern
Viel "Unkraut" aus dem eigenen Garten ist so etwas wie "super Food".
Dass basische Ernährung überholt sei, ist mir neu... die Argumentation in diesem Artikel erscheint mir etwas flach...
Weiß hier jemand mehr dazu?
der gesamte Artikel ist nicht nur flach, er ist unterirdisch!
Alles Modeerscheinungen in einem Milliardengeschäft.
Kritikunfähigkeit ist Dummheit, laut Kant.
So ist es mit allen Modeerscheinungen dort wo wissen fehlt ersetzt Glaube Wissen.
So ist es auch mit den Essenstrends. Paul Bocuse hat die Küche revolutioniert indem er so wenig wie möglich denaturiert hat und das ist gesund und schmeckt hervorragend.
Heutzutage wird ja kaum mehr zur Gänze in den Gasthäusern und Reataurants selbst vom Lebensmittel aus gekocht sonder Halb- und Fertigfabrikate aufgewärmt das wird dann als frisch gemacht angepriesen was ja grundsätzlich nicht falsch ist. Doch die Einfältigkeit der Masse glaubt es wurde frisch gekocht wie daheim. Dieser Irrtum wird gepflegt und nennt sich Werbung/Manipulation des Verstandes wie in der Politik ebenso.
@ Superfoods
Dabei schaut man sehr oft auf irgendwelche exotischen Früchte, die man auf einer geheimnisvollen Südseeinsel gefunden hat....
Allerdings gibts die richtigen Superfoods bei uns schon lange auf den Feldern... und sie müssen meist ein Schattendasein fristen, weil zu unsexy
Z.B. Rote Bete (aka "Rauna"). Extrem gesund, ganz besonders wenn man Probleme mit dem Blutdruck hat.
Hierzu ein kleines Mühlviertler Unternehmen vor den Vorhang geholt, das hier leckere Produkte anbietet:
https://www.fitrabbit.com/
Die Roten Rüben / Rauna sind eines der am meisten überschätzten Lebensmittel!
Eisengehalt nur etwa doppelt so hoch wie bei Gurken oder ein Bruchteil von Fleisch,
Folsäure auch nur durchschnittlich, ebenso die Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium,...
Das einzige, wovon Roten Rüben wirklich viel haben, sind Nitrate. Als Starkzehrer wird sehr viel Stickstoff benötigt und im Fruchtkörper gespeichert.
50 g Rote Rüben haben etwa so viel Nitrate wie 1 l grenzwertig belastetes Wasser!
Wer ohne Bedenken 1 Liter eigentlich nicht genusstaugliches Wasser trinkt, der kann auch ebenso 50 Gramm Rote Rüben essen.
Durch Blanchieren und Garen lassen sich Nitratreduzierungen (circa 40 bis 80 %) erreichen.