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Mäßige Diabetes-Behandlung in Österreich

Von nachrichten.at/apa, 06. Dezember 2024, 08:20 Uhr
Diabetes – so werden Spätfolgen im Alter vermieden
(Symbolbild)

WIEN. Eine österreichische Studie zur Qualität der medizinischen Versorgung von Typ-2-Diabetikern (früher: "Altersdiabetes") hat bedenkliche Ergebnisse zur Qualität der Betreuung erbracht.

Nur je etwa die Hälfte der betreuten Patienten hatte empfohlene Blutzucker-, LDL-Cholesterin- und Blutdruckwerte. Nur 13 Prozent waren bei allen drei Problempunkten kombiniert "im grünen Bereich".

Harald Sourij von der Stoffwechselmedizin-Studieneinheit der MedUni Graz und als Co-Autoren zum Beispiel der derzeitige Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), Peter Fasching (Wien), und die übrigen Co-Autoren haben zwischen 2021 und 2023 eine österreichweite Querschnittstudie (AUSTRO-PROFIT) durchgeführt. Es handelte sich um eine Untersuchung mit Daten aus der niedergelassenen Medizin (Allgemeinmedizin, Diabetologen), also in der Primärversorgung.

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Insgesamt wurden 8.080 Allgemeinmediziner und Diabetologen aus ganz Österreich eingeladen. 62 Ärzte beteiligten sich. Sie nahmen je zehn bis 15 Personen mit bzw. ohne Typ-2-Diabetes auf. Es waren schließlich 635 Zuckerkranke in dem Sample. Das Durchschnittsalter betrug 66,7 Jahre. Die mittlere Diabetes-Dauer lag bei zehn Jahren, der Body-Mass-Index bei einem Wert von 29 (etwas unter Adipositas).

800.000 Menschen betroffen

Das Problem, so die Autoren der Einleitung der Studie ("Diabetes, Obesity and Metabolism; doi: 10.1111/dom.15988): "In Österreich leiden etwa 800.000 Menschen an Diabetes, 85 bis 90 Prozent von ihnen an Typ-2-Diabetes. Die jährliche Zahl der Todesfälle aufgrund von Diabetes übersteigt jene durch Brustkrebs, Dickdarmkrebs und Verkehrsunfälle. Diabetes stellt eine enorme Belastung für die Gesundheitssysteme dar und verursacht weltweit Gesundheitsausgaben von ca. 760 Milliarden Euro und in Österreich von drei Milliarden Euro (im Jahr; Anm.)."

Es sind vor allem die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die bei Typ-2-Diabetikern als Komplikationen mit potenziell lebensgefährlichen Konsequenzen viel früher und viel öfter als unter Nicht-Diabetikern auftreten. Deshalb sollte die Blutzuckereinstellung möglichst gut sein, die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten unter Kontrolle sein (HbA1c/Blutzucker, "böses" LDL-Cholesterin und Blutdruck).

Von Zielen "meilenweit" entfernt

Von diesen Zielen ist aber ein Großteil der österreichischen Typ-2-Diabetiker teilweise sprichwörtlich "meilenweit" entfernt. Es sollten weniger als 70 Milligramm "böses" LDL-Cholesterin pro Deziliter Blut sein (weniger als 55 Milligramm bei bereits diagnostizierten Gefäßerkrankungen), ein mittelfristiger Blutzuckerwert von weniger als sieben Prozent HbA1c und ein Blutdruck von weniger als 140/90 (systolisch/diastolisch) mmHg.

Die Wissenschafter über die Ergebnisse der Untersuchung: "Die Prozentsätze der Teilnehmer, die LDL-C-, HbA1c-, Blutdruck- und alle Zielwerte erreichten, lagen bei 44 Prozent (LDL-Cholesterin; Anm.), 53 Prozent (weniger HbA1c von sieben Prozent; Anm.) und 57 Prozent (Blutdruck weniger als 140/90 mmHg; Anm.) bzw. 13 Prozent (Erreichen aller drei Ziele; Anm.). Höheres Alter, längere Dauer von Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mikrovaskuläre Komplikationen (Erkrankungen der kleinen Blutgefäße; Anm.) waren mit einem suboptimalen Erreichen der Zielwerte für Stoffwechsel-Risikofaktoren verbunden."

Mix der Risikofaktoren

Da die Langzeitkomplikationen bei Typ-2-Diabetes im Grunde genommen auf einem Mix der Risikofaktoren beruhen, ist das bloße Erreichen aller drei Zielwerte durch nur 13 Prozent der Betroffenen wahrscheinlich besonders "ungut". Knapp 17 Prozent der Untersuchten rauchten darüber hinaus noch, fast 30 Prozent waren Ex-Raucher.

"Die AUSTRO-PROFIT-Studie zeigte erhebliche Unterschiede beim Erreichen der Stoffwechsel-Zielwerte in Bezug auf klinische Merkmale der Patienten und Begleiterkrankungen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung der Einrichtung nationaler Diabetesregister (...)." Die Patienten sollten umfassend und durch individuelle Interventionen so betreut werden, dass die Qualität der Versorgung der Typ-2-Diabetiker in der Primärversorgung (außerhalb von Spitalsambulanzen etc.) verbessert wird. Im Grunde genommen sollte es auch in der Diabetesbehandlung zu einem "Treat to Target" - Therapie mit Erreichen der Zielwerte kommen.

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1  Kommentar
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tulipa (3.752 Kommentare)
am 08.12.2024 09:22

Bei dem Satz ‚die Patienten sollten umfassend betreut werden‘ sieht man schon, wo es sich spießt, denn für umfassende Betreuung, Beratung, etc. ist kaum Platz in unserem Gesundheitssystem. Erlebe gerade bei meiner Mutter, wie diese ‚umfassende Betreuung‘ aussieht, trotz eigentlich guter Ärzte passiert in diese Richtung kaum was, denn die haben keine Zeit. Vor bald 20 Jahren hatte meine Mutter 1-mal (!) eine Ernährungsberatung, die so abgehoben war, dass sie damit genau gar nichts anfangen konnte. Die These von der schrittweisen Anpassung der Ernährung indem man schlechte Gewohnheiten durch gute ersetzt ist total unbekannt. Eine bodenständige Frau, gewöhnt an Hausmannskost, hätte sich plötzlich von Reis mit Shiitake-Pilzen und Tofu, ergänzt durch etwas Joghurt ernähren sollen. Nichts davon kam im Alltag an.

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