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Mythen auf den Zahn gefühlt

Von Dietlind Hebestreit, 02. Oktober 2019, 06:48 Uhr
Mythen auf den Zahn gefühlt
Bild: Nicoleta Ionescu

Drei österreichische Zahnärzte erklären, welche Glaubenssätze stimmen und welche nicht.

Weniger Karies, weniger Füllungen, weniger gezogene Zähne: Beim Thema Mundhygiene sind die Fortschritte in unserem Land enorm. Fast eine Milliarde geben die Österreicher jährlich für Zahnbehandlungen aus. Obwohl das Thema Zähne offenbar vielen wichtig ist, halten sich in der Bevölkerung hartnäckig manche Mythen. Der Linzer Zahnarzt Ulrich Guserl sowie seine Kollegen Gernot Österreicher und Gerald Jahl klären auf, welche Glaubenssätze getrost entsorgt werden können:

Zucker ist der Fluch für unsere Zähne. Fakt ist, dass für die Entstehung von Karies folgende Faktoren notwendig sind: Zucker, Bakterien und Zeit. Wenn man einen davon weglässt, gibt es keine Karies. Karies bedeutet eine weiche Zahnsubstanz – nicht jede Verfärbung ist Karies.

Amalgam ist gefährlich. Es gibt keinen Wirkstoff, der so lange hält wie Amalgam. Jede Alternative bedeutet hochwertigen Zahnersatz, den der Patient selbst zu bezahlen hat. Gefährlich ist nicht das Amalgam, sondern der Quecksilberdampf, der beim Legen der Füllung entsteht. Davon betroffen sind in erster Linie der Zahnarzt und seine Assistenten.

Prothese, daran führt kein Weg vorbei. Ziel der modernen Zahnmedizin ist die Zahnerhaltung. Sinnvoller wäre es deshalb, in die Vorsorge zu investieren, statt in die Reparaturmedizin.

Eine Minute Zähneputzen genügt. Man sollte einem Schema folgen und alle Zähne der Reihe nach putzen. Alle Zahnflächen sollten geputzt werden. Dafür sind mindestens drei Minuten zweimal pro Tag notwendig.

Fest schrubben bringt am meisten. Noch schlimmer als fest schrubben ist nur gar nicht putzen. Durch zu viel Druck wird der Zahnschmelz mit der Zeit weggeschliffen. Auch das Zahnfleisch geht zurück, und dann liegen die Zahnhälse frei.

Nach dem Essen sofort die Zähne putzen. Wenn man in der Früh und am Abend die Zähne putzt, ist das ausreichend. Zähneputzen nach jeder Mahlzeit kann sogar schaden.

Rauchen und Kaffee verfärben die Zähne. Das ist individuell unterschiedlich. Verfärbungen durch Getränke oder Lebensmittel sind oberflächlich und werden bei der professionellen Zahnreinigung entfernt.

Kaugummikauen ersetzt Zähneputzen. Dabei kommt es in geringem Ausmaß zu einer mechanischen Reinigung. Das ersetzt aber nicht das Zähneputzen. Gut ist, dass die Speichelproduktion angeregt und der PH-Wert neutralisiert wird. Unbedingt zuckerfreie Kaugummi nehmen. Übermäßiges Kauen kann zu Folgeschäden bei der Muskulatur und beim Kiefergelenk führen.

Implantate müssen nicht gepflegt werden. Das stimmt nicht. Implantate brauchen mindestens ebenso viel Pflege wie natürliche Zähne, weil sie auch von Bakterien besiedelt werden können. Zweimal pro Jahr ist eine professionelle Mundhygiene sinnvoll.

Irgendwann ist man zu alt für Implantate. Voraussetzung für ein Implantat ist, dass genug Kieferknochen vorhanden ist. Das ist nicht immer eine Frage des Alters. Der Patient braucht auch eine gewisse Grundgesundheit, um den chirurgischen Eingriff gut zu verarbeiten.

Schlechte Zähne werden vererbt. Karies wird nicht vererbt. Eventuell wird es aber durch die Eltern weitergegeben, zum Beispiel durch das Abschlecken des Schnullers. Bei Parodontitis gibt es aber eine genetische Komponente. Dann sind Früherkennung und Therapie umso wichtiger.

Wenn mir nichts weh tut, ist alles okay. Das Schmerzempfinden ist sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, bei denen Karies den gesamten Zahn zerfressen hat, die aber trotzdem keine Beschwerden haben. Also: Auf jeden Fall zweimal pro Jahr zum Zahnarzt gehen. Auf Röntgenbildern kann man auch kleinste Veränderungen erkennen.

Buchtipp: G. Österreicher, U. Guserl und G. Jahl: "Zahn um Zahn in Österreich - Über die Zahnfee und das Zahngeschäft", Verlag Books on Demand, 14,99 Euro

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Dietlind Hebestreit
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1  Kommentar
1  Kommentar
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decordoba (3.803 Kommentare)
am 03.10.2019 09:58

"Zucker ist der Fluch für unsere Zähne"
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Diese Aussage ist zutreffend. Der Zucker ernährt schädliche Mundbakterien, die letzhin den Zahnschmelz angreifen.
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Eine weißlich belegte Zunge ist eine Hinweis darauf, dass zu viel Candida Pilze im Mund vorhanden sind. Diese ermöglichen mit Stoffwechselprodukten die starke Vermehrung von schädlichen Mundbakterien. Abhilfe bringt nicht der Zungenschaber sondern die Vermeidung von Zucker in Nahrung und Getränken.
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Weiters soll der Patient nicht ständig seine gesunden Mundbakterien mit Lutschtabletten und desinfizierenden Mundspülungen schädigen. Etwas Enterokokken im Mund herumspülen wirkt als Probiotikum für den Mund. Ebenso hilft ein probiotischer Joghurt.
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In dem folgenden Link sind die guten und die schädlichen Mundbakterien aufgelistet.
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https://focus-arztsuche.de/magazin/krankheiten/wie-sie-eine-gesunde-mundflora-aufbauen
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Ich teile nicht alle Empfehlungen aus dem Link - das ist übertrieben.

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