Vorhofflimmern: Unterschätzt und oft nicht richtig behandelt
Mediziner kritisieren, dass in diesen Fällen die Katheterablation viel zu selten durchgeführt wird.
Wenn das Herz aus dem Takt gerät, bemerkt man das nicht immer. Vorhofflimmern kann sich aber zu einer Erkrankung mit weitreichenden Folgen entwickeln. Neben Medikamenten, die meist lebenslang eingenommen werden müssen, kann die Katheterablation Abhilfe schaffen. Die Ablation am Herzen ist ein Eingriff, bei dem überzählige oder krankhafte Leitungsbahnen und Erregungsherde verödet werden)
In Österreich wird diese Methode aber zu selten vorgenommen, kritisieren Mediziner. Bei bis zu drei Prozent der Gesamtbevölkerung in der westlichen Welt erzeugt das Vorhofflimmern fehlerhafte Impulse im Herzen. Mehr als 200.000 Betroffene gibt es in Österreich, 40 Prozent können jedoch nicht optimal behandelt werden. Jeder Vierte entwickelt im Laufe seines Lebens ein Vorhofflimmern. Die Medikamenteneinnahme mit Antiarrhythmika helfe jedoch nur einem geringen Prozentsatz. Als potenziell kurative Therapieform werde deshalb zunehmend die Katheterablation gewünscht, um die durch das Vorhofflimmern deutlich reduzierte Lebensqualität wiederherzustellen.
"Österreich ist diesbezüglich in Westeuropa absolutes Schlusslicht", warnte Helmut Pürerfellner vom Linzer Ordensklinikum der Elisabethinen. Obwohl es theoretisch genügend Labors gebe, die eine Katheterablation durchführen könnten, würden sie zu wenig genützt. Darüber hinaus herrsche ein Mangel an geschulten und erfahrenen Ärzten. "Es kommt auf die Postleitzahl an, ob ich eine gute oder schlechte Versorgung bekomme", sagte der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger.
Die Unterversorgung gefährde die Herzgesundheit, es herrsche ein "signifikanter Versorgungsengpass", mahnten die Spezialisten. Auch sei das Bewusstsein für die Krankheit, ihre Symptome und mögliche Behandlungen in der Bevölkerung zu wenig ausgebildet. Unspezifische Symptome wie Herzklopfen, Schwäche, Atemnot oder Schwindel werden oft nicht rechtzeitig mit Vorhofflimmern in Verbindung gebracht. Typischerweise dauert die Diagnose vier bis fünf Jahre.
Für die international anerkannte Behandlungsmethode mittels Katheterablation mangle es derzeit sowohl an Personal als auch an entsprechenden Einrichtungen. Eine Folge sind Wartezeiten von bis zu neun Monaten.