Pongauer Kanada
Sie heißen "Black Bear" oder "Silver Wolf", stehen aber mitten im Salzburger Tennengebirge. Wie man sich in einem der WoodRidge Luxury Chalets in Werfenweng fühlt, hat Bernhard Lichtenberger erkundet.
Wenn sie etwas macht, dann "voi gern". So kommt es jedenfalls aus ihrem Mund, in tiefstem Pongauer Idiom. Einheimischer als Carolyne Schwarzenberger kann eine Zunge nicht gewetzt werden. Ihren Akzent hat die Australierin, die alle nur Cookie nennen, längst verschluckt. Vor mehr als zwei Jahrzehnten haben sich in Down Under ihre Skilehrerspuren mit jenen des Alois aus Werfenweng gekreuzt, der gemeinsame Parallelschwung endete schließlich im Salzburger Tennengebirge.
In schönster Hanglage über dem 1000-Seelen-Ort hat Cookie den US-amerikanischen Naturphilosophen Ralph Waldo Emerson (1803–1882) beim Wort genommen: "Gastfreundschaft besteht aus ein wenig Wärme, ein wenig Nahrung und großer Ruhe." 2009 haben die Schwarzenbergers begonnen, ein gediegenes Chalet-Dorf im kanadischen Stil behutsam in die Landschaft zu setzen. Die zwölf Blockhäuser, gezimmert aus den Stämmen von Zedern, die in British Columbia wurzelten, lassen schon auf einer Tafel erkennen, wofür ihr Innenleben taugt: von "nichts tun" bis "kuscheln" reichen die Empfehlungen, an die man sich "voi gern" hält.
Neben dem stattlichen "Wild Moose"-Bau, der zehn Personen Gemeinsamkeit wie Rückzug bietet, lockt "Little Beaver" ein Paar mit einem Himmelbett. Drei zweigeschoßige "Black Bear"-Hütten geben vier Personen Raum. Den Luxus der trauten Zweisamkeit schöpfen Genießer in einem der sieben "Silver Wolf"-Chalets aus: ein offenes Schlafzimmer, portugiesischer Marmor im Bad, Felle, Leder, feine Accessoires und ein mit Flusssteinen verkleideter, offener Holzofen schaffen eine wohlige Atmosphäre. Über Stunden mag man sich dem Pendelverkehr zwischen der eigenen Panorama-Sauna und dem großzügigen Whirlpool auf der ausladenden Veranda hingeben. Vom blubbernden Nass umspült, breitet sich vor den entspannt am Sektglas Nippenden ein beeindruckendes Naturbild mit Hochkönig, Tennengebirge und bunten, mit der Thermik spielenden Paragleitern aus.
Vom Wohlgefühl umgarnt, muss man sich mitunter fast dazu zwingen, seinen Wolfsbau zu verlassen. Aber Dauer-Cocooning würde der Umgebung nicht gerecht. Eine 17 Kilometer lange, um Varianten erweiterbare Mountainbikerunde will erstrampelt werden, vier- bis fünfstündige Wandertouren sind mit labenden Hütten gespickt.
Wem Abschlag, Pitchen und Putten am Herz sowie Holz und Eisen gut in der Hand liegen, der erreicht in nur 15 Minuten den Golfclub St. Johann Alpendorf – WoodRidge-Gäste versuchen sich an den 18 Löchern übrigens kostenlos. Novizen führt der aus Wales stammende Rodney an die Kunst mit dem weißen Ball heran. Nach den ersten Fehlschlägen wird der kürzeste Golf-Witz ernst genommen, den der Professional den Ungeübten erzählt: "Ich kann’s!"
Was die Gastgeber im WoodRidge können, ist auch bündig erklärt: Ruhe geben. "Selbst will ich auch Privatsphäre, wenn ich auf Urlaub fahre", sagt Carolyne Schwarzenberger. Zurückhaltung ist Programm. Am ersten Morgen findet der Gast einen Frühstückskorb vor seiner Lodge, üppig gefüllt mit Köstlichkeiten aus dem Bauernladen, frischer Milch vom benachbarten Leiweinhof, Biosäften, Müsli, Obst und vielem mehr.
Das weitere kulinarische Erlebnis wird nach Belieben gestaltet. Der Selbstversorger verwirklicht sich in der bestens ausstaffierten Küche oder fischt "Paulina P." aus dem Kühlschrank – in Glas gepackte Fertigspeisen, ohne Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel, vom Red Thai Chicken Curry bis zum veganen Erdäpfelgulasch. Wer es wünscht, wird mit Ripperln und Fondue in seinem Holzreich bedient. Zu einem Genussausflug ins Tal verführt die Hauben-Dichte in Restaurants, die nicht weiter als 35 Kilometer entfernt liegen: die Obauers (4 Hauben) in Werfen, Döllerer (3 Hauben) in Golling, Johanna Maier (3 Hauben) in Filzmoos, Vitus Cooking im Hotel Sonnhof (3 Hauben) in St. Veit im Pongau. Wer’s bodenständig mag, radelt mit dem E-Bike auf ein Schmankerl zur Wengau-Alm oder lässt sich im Modellort für sanfte Mobilität mit dem Elektro-Kleinbus aus der "E-Lois"-Flotte zum urigen "Almstüberl zan Hatsch" chauffieren. Dort kommt es schon einmal vor, dass zum saftigen Bauernbratl mit Semmelknödeln von Einheimischen eine mehrstimmige Volksweise als Nachspeise gereicht wird. Bis einen die Sehnsucht packt, nach seinem "Silver Wolf", wo das "To do"-Taferl das Genießen oder das Kuscheln verheißt. Voi gern.
Information: WoodRidge Luxury Chalets, Weng 202, Werfenweng www.woodridge.at, www.werfenweng.eu