Neuer Markt für die Mitte der Stadt
In Steyr galt es, die Innenstadt und den Stadtplatz neu zu beleben und attraktiver zu machen. Man griff auf ein bewährtes Mittel zurück: den Markt.
Identität und Belebung innerstädtischer Bereiche sind wichtige Werte, wenn es um die Frage der Attraktivität und Lebendigkeit von Innenstädten geht. Dies gilt besonders für kleine und mittelgroße Städte. Das Zentrum von Steyr ist geprägt von einer kleinteiligen historischen Bebauung. Es beherbergt eine Vielzahl von Geschäften und Lokalen. Der Stadtraum insgesamt wirkt bunt und abwechslungsreich. Kaum ein Besucher käme bei oberflächlicher Betrachtung auf die Idee, dass die drittgrößte Stadt Oberösterreichs (rund 38.000 Einwohner) unter einem Mangel an Urbanität leiden könnte.
Impuls für historisches Steyr
Trotz aller stadträumlichen Qualitäten braucht auch Steyr neue Impulse für die zukünftige Entwicklung des Innenstadtbereichs. Eine interdisziplinäre Initiative aus Designern, Architekten und dem Stadtmarketing dachte von der Mitte der Stadt aus. Sie entwickelte ein neues Marktkonzept für den Stadtplatz rund um den Leopoldibrunnen. Die Kombination von Platz und Markt ist traditionell ein attraktiver Ausgangspunkt für die ökonomische, kulturelle und soziale Entwicklung einer Stadtgesellschaft.
Das in Steyr seit dem Frühjahr regelmäßig freitags mit fünf Ständen realisierte Marktkonzept "Stadtplatz LEO" erfüllt unterschiedliche Zwecke. Einerseits geht es um die Erweiterung des Marktangebots durch regionale Anbieter und Produkte. Andererseits wird die städtische Identität gefördert und das Stadtzentrum belebt. Hierzu designte das Team modular aufgebaute Stände, die bis zu vier Anbietern Verkaufsfläche bieten. Sie sind transportabel und anpassbar. Trotz ihrer einfachen Struktur geben die Stände mit ihren individuell gestalteten Schirmen dem Platz eine neue, signifikante Mitte.
Bedenken und Lösungen
"Über ein klares Design kann man Identität schaffen", bekennt die beteiligte Designerin Barbara Ambrosz. Nicht ein marktschreierischer Effekt, sondern die sensible Einpassung in das Gesamtensemble des Platzes wird zu einem Schlüssel der Akzeptanz durch das Publikum.
Natürlich gab es auch Bedenken und Konflikte. Die Situation am Stadtplatz stagnierte seit Jahrzehnten. Der Platz wurde mittig durchschnitten vom Verkehr, ein ungestörtes Verweilen war den Besuchern nahezu unmöglich. Die notwendige Verlegung des Verkehrs am
Stadtplatz wurde zunächst skeptisch bis ablehnend beurteilt. Eine andere Sorge betraf die Angst vor einer "Zweiklassengesellschaft" der Marktleute. Hier die alteingesessenen Händler, dort die neuen Trendsetter. Ein niederschwelliger Zugang für jeden interessierten Standler und die Abschaffung der Markgebühren wirkten dem entgegen. Den Auf- und Abbau der Stände übernimmt das Marktamt. Die Information der Öffentlichkeit während der Projektentwicklung und eine ausgiebige Testphase vor Ort minderten die Bedenken. Nach dem ersten Sommer mit dem LEO-Markt zieht Daniela Limberger vom Stadtmarketing Steyr eine weitgehend positive Bilanz. Die Attraktivität des Stadtplatzes konnte deutlich gesteigert werden. Nicht nur die umliegenden Quartiere gewinnen hierdurch, sondern auch die städtischen Qualitäten von Steyr insgesamt werden wieder bewusster wahrgenommen. Und es finden sich bereits Interessenten aus anderen Gemeinden, die ein vergleichbares Konzept realisieren möchten.
Auch wenn Prognosen hinsichtlich der langfristigen Wirkung schwierig sind, scheint das LEO-Konzept in Steyr aufzugehen und zu einem akzeptierten, alltäglichen Faktor für die städtische Identität und Lebendigkeit zu werden.
Daten und Fakten
Objekt: Stadtplatz LEO, Marktsystem
Bauherrschaft: Stadt Steyr
Architektur/Planung: Hertl.Architekten, Lucy.D Design, Atteneder Grafik Design, projekt + prozess
Projektlaufzeit: Februar/2018 bis April/2019
Eröffnung: 17. Mai 2019
Bauweise: Metallkonstruktion mit Holzplatten, Textil
Georg Wilbertz: Der neue Architekturkritiker der OÖNachrichten
Die OÖNachrichten haben einen neuen Architekturkritiker: Georg Wilbertz (56). Er folgt auf Tobias Hagleitner, der fünf Jahre als OÖN-Architekturkritiker tätig war.
Wilbertz wurde im deutschen Mönchengladbach geboren und zog im Jahr 2012 nach Linz, zuerst aus familiären Gründen. „Das Berufliche folgte dann“, sagt Wilbertz, der liiert und Vater von vier Töchtern ist. „Ich lebe sehr gerne in Linz, schätze die Nähe zum Mühlviertel und dass ich nur wenige Minuten in den Wald brauche.“
Wilbertz hat Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Köln und Wien studiert. Er promovierte zur frühgotischen Architektur in Deutschland.
Parallel zu seiner Forschungstätigkeit hält Wilbertz Vorlesungen und Seminare an verschiedenen Architekturfakultäten in Deutschland und Österreich. Seit er in Linz ansässig ist, befasst sich Wilbertz zunehmend mit Themen der aktuellen bildenden Kunst.
Wilbertz ist kuratorisch tätig unter anderem für das StifterHaus in Linz und das afo architekturforum oberösterreich. Wichtige aktuelle Projekte sind die Ausstellung „Kontaminierte Orte in Oberösterreich“ (Eröffnung am 15. Oktober im afo in Linz) und eine Publikation zur Linzer Architektur- und Stadtgeschichte der Moderne (im Herbst 2020 im Nordico Stadtmuseum).
Seit 2019 ist Wilbertz aktives Mitglied der Vereinigung „Die Kunstschaffenden“ in Linz.
Wilbertz ist Schlagzeuger in verschiedenen Ensembles und Vorstandsmitglied bei „Musik im Raum“ in Linz. Neben der Liebe zur (Kammer-)Musik hat er ein Faible für Literatur und Lyrik der Gegenwart.
Sind diese kitschigen STandldächer wirklich der Weisheit letzter Schluss?? Absolut keinen Bezug zu den Stadtfarben, etc.etc. Etwas mehr Kreativität könnte nicht schaden, nicht überall dasselbe hinstellen, sondern darüber nachdenken, dass das einer der schönsten geschlossenen Stadtplätze ist und dann so ein Kitsch, traurig, traurig.