Schwimmbad Altheim: Auch ohne Attraktionen attraktiv
Das öffentliche Freibad ist eine bedrohte Art. Sein Überleben hängt auch von architektonischer Gestaltung ab. Ein Beispiel ist das renovierte Schwimmbad Altheim.
Wenn es in heißen Zeiten nur ums Erfrischen ginge, wäre das Ganze reine Privatsache: Dusche, Gartenschlauch oder Planschbecken hat schließlich jeder Haushalt, in jedem zehnten gibt es als Draufgabe sogar einen Pool. Aber der Mensch ist ein soziales Wesen. Und so ist das Bedürfnis nach sommerlicher Erquickung eingebettet in eine ganze Reihe kultureller Praktiken, die sich immer noch am besten im Kollektiv erledigen lassen.
Beginnend mit dem ersten Schwimmkurs baden wir einfach hin und wieder gern im Schwarm, wir wollen sehen und gesehen werden, wir mögen Publikum beim Sprung vom Turm, wir stehen manchmal gerne barfuß in der Schlange für Pommes oder Eis, so absurd das klingen mag. Wer ein Mensch ist, liebt das Freibad, und es scheint gerade im heißer werdenden Klima ratsam, diese Errungenschaft des öffentlichen Freizeitlebens zu erhalten.
Sanierung mit Sparstift
Ähnlich dürften die Verantwortlichen im Innviertler Altheim gedacht haben, als sie die Sanierung ihres Schwimmbads in Angriff nahmen. Die Zeiten dafür waren nicht die besten. Das Land Oberösterreich hat zwar von einst gehegten Bäderschließungsplänen – 144 Freibäder hätten auf 100 reduziert werden sollen – wieder Abstand genommen. Locker sitzt das Geld aber noch lange nicht, und der Fördergeber prüft Sanierungsvorhaben mit gezücktem Sparstift und besonders strengem Blick. Für Altheim konnten dennoch Mittel abgerufen werden, auch dank dem warmen Thermalwasser, das hier am Rand des Innviertler Hügellands eine besonders lange Saison ermöglicht.
Die alte Substanz aus den 1950er-Jahren war am Ende der Nutzungsdauer angelangt. Die Schwimmbecken mitsamt Technik aus den 1980ern waren genauso wie der Kleinkindbereich dringend zu erneuern. Dass es keinen Wettbewerb für die architektonische Überarbeitung gab, ist ein Manko. Notwendig war es aber aufgrund des relativ geringen Auftragswerts nicht. Mit den Braunauer Architekten Färbergasse – übrigens bisher einziges Architekturbüro in der Bezirkshauptstadt – wurde immerhin ein lokal verankertes Team mit der Planung beauftragt, das seit Jahren regionale Pionierarbeit in Sachen Architektur leistet.
Der große Aufwand für die Badtechnik bedeutete knappes Budget für die Bauten. Entsprechend bescheiden ist die neue Architektur. Ein langgestrecktes Holzgebäude schließt das Areal an der nördlichen Grundgrenze zur Straße ab. Das schafft eine angenehme "Rückwand" für die landschaftlich sehr schöne Freianlage, die weitgehend unangetastet blieb.
Sachlich und sonnengelb
Das Gebäude selbst wirkt wie ein raumgewordenes Nutzungsschema. Buffet, Duschen, Umkleiden, Technik sind nacheinander aufgefädelt. Jede Funktion hat Tür und Beschriftung, pragmatisch, klar und gut. Sonniges Signalgelb um die Türen und an den Möbeln sorgt für Auflockerung und Freundlichkeit. Die Einfachheit und Flächensparsamkeit der Raumstruktur verdankt sich dem "Kniff", dass die gesamte Erschließung im Freiraum erfolgt. Das funktioniert mit etwas gutem Willen und entspricht der Idee von Leichtigkeit und Offenheit, die Badearchitektur haben darf und soll. Dem "Baldachin", der als Entree und Überdachung für den Kassabereich an sich die richtige Geste ist, hätte etwas mehr Leichtigkeit in Konstruktion und Detail hingegen gutgetan. Auch die Fassade zur Schwimmbadstraße vermittelt nicht gerade Ferienstimmung.
Das ist dennoch zweitrangig. Wichtig ist, dass bei der Umgestaltung der Anlage insgesamt auf planerisches und handwerkliches Know-how aus der Region zurückgegriffen wurde. Bestehende Qualitäten konnten so erkannt und genutzt, ein passendes Kosten-Nutzen-Verhältnis hergestellt werden. Das gute und solide Angebot für alle ist das Attraktive dieses Schwimmbads. Es ist kein Erlebnisbad, laute Attraktionen gab und gibt es nicht. Der Verzicht darauf erfolgte aber bewusst und souverän, um die für die Stadt so wichtige Anlage trotz relativ geringer Mittel in die heutige Zeit transformieren, ja retten zu können.
Daten & Fakten
Objekt: Schwimmbad Altheim
Bauherrschaft: Stadtgemeinde Altheim
Architektur: Architekten Färbergasse, Dirmayer & Zeilinger ZT OG, Braunau (www.af3.at)
Statik: Weilhartner, Ried Haustechnik: Tonninger, Ried
Bauzeit: September 2017 bis Mai 2018
Fertigstellung: Mai 2018
Nutzfläche neu: 550 Quadratmeter
Bauweise: Holzriegelbau, Brettstapeldecke, Lärchenschalung grau lasiert, PV-Anlage
Baukosten: rund 2,4 Millionen Euro brutto
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