Behandlungsplätze für psychisch kranke Kinder fehlen
Linzer Jugendpsychiater Michael Merl warnt: Zahl psychisch belasteter Kinder steigt. Es gibt aber nur drei Kassenverträge für Kinder- und Jugendpsychiater in Oberösterreich: "Ein unhaltbarer Zustand".
Wohin mit Kindern und Jugendlichen, die an schweren psychischen Beeinträchtigungen leiden und akut suizidgefährdet sind? Diese Frage gewinnt von Jahr zu Jahr an Brisanz. "Denn die Zahl der psychisch schwer belasteten Minderjährigen in Österreich steigt aufgrund der wachsenden Leistungsanforderungen ständig an", sagt Primar Michael Merl, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz.
Nur zehn Behandlungsplätze
Trotzdem gebe es in Oberösterreich lediglich drei Kassenverträge für Kinder- und Jugendpsychiater und nicht mehr als zehn Behandlungsplätze für 15- bis 18-Jährige, die akut suizidal oder fremdgefährdend seien. Das ist laut Merl ein unhaltbarer Zustand. "Immer wieder müssen betroffene Jugendliche in Stationen der Erwachsenenpsychiatrie untergebracht werden, weil es keine andere Möglichkeit gibt", bedauert der Mediziner. Dies sei äußert problematisch, da Teenager auf diesen Stationen traumatische Eindrücke durch Beobachtungen von Erwachsenen mit schweren psychiatrischen Erkrankungen erleiden könnten.
Damit junge Menschen in psychischen Krisen adäquat behandelt werden können, sind laut Merl in Oberösterreich sieben bis acht zusätzliche Kassenverträge für Kinder- und Jugendpsychiater notwendig. "Außerdem brauchen wir mehr als 100 Behandlungsplätze", sagt der Arzt.
Merl fordert die Ausbildung von Kinder- und Jugendpsychiatern zu forcieren: "Da sehe ich die neue Med-Uni in Linz in der Pflicht." Zudem wünscht sich der Mediziner einen Gesundheitsstrukturplan für Oberösterreich. Besonders benachteiligt sei der Westen des Landes im Hinblick auf psychiatrische Betreuungsplätze für Kinder und Jugendliche.
Rasche Behandlung spart Kosten
Merl empfiehlt der öffentlichen Hand dringend Geld für zusätzliche Behandlungsplätze für den Nachwuchs in die Hand zu nehmen, denn ohne psychiatrische Versorgung sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese jungen Menschen im Erwachsenenleben arbeitsunfähig oder straffällig werden. "Und dann kosten sie dem Staat noch viel mehr", sagt Merl.