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"Angst, dass aus dem Dirndl nichts wird"

Von Peter Grubmüller, 25. Oktober 2018, 00:04 Uhr
"Angst, dass aus dem Dirndl nichts wird"
Ina Regens Musik schlägt eine Schneise durch ihr Leben. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Am 2. November erscheint das beachtliche Debütalbum "Klee" der Gallspacherin Ina Regen. Im OÖN-Interview wird deutlich, dass die 34-Jährige trotz des Erfolgs nicht vergessen hat, wo sie herkommt.

Ein Horrorszenario des Lebens könnte sein: So abgebrüht zu werden, dass man von Ina Regens Musik nicht mehr berührt wird. Die als Regina Mallinger in Gallspach im Hausruckviertel aufgewachsene Sängerin, die mit der Single "Wie a Kind" großes Potenzial andeutete, veröffentlicht am 2. November ihr Debütalbum. "Klee" heißt die elf Nummern starke Platte, auf der die Liedermacherin ihr Spektrum von einwendigen Selbstreflexionen bis zu tanzbaren Lebensfreude-Nummern absteckt. 

 

OÖNachrichten: Sie sind das jüngste von drei Kindern. Waren für Sie Rechte selbstverständlich, die Ihre Geschwister erkämpft hatten?

Ina Regen: Aus Sicht meiner Geschwister ganz sicher (lacht). Einerseits – und daran erinnert mich meine Schwester heute noch – hab’ ich ein halbes Jahr früher fortgehen dürfen als sie. Bei vielen Dingen waren unsere Eltern bei mir tatsächlich entspannter. Insgesamt haben sie uns aber sehr gerecht und traditionell erzogen.

Inwiefern traditionell?

Meine Mama war bei den Goldhauben, mein Papa im Volksliedchor und bei den Schuhplattlern. Dazu kamen die kirchlichen Rituale wie Erntedankfest, Ostermesse und Ministrieren, da war ich überall dabei. Eine vernünftige Strenge, außerdem die Vermittlung von Werten und Haltung war meinen Eltern wichtig.

Sie haben zuerst Sozialwirtschaft studiert und später geheim die Aufnahmeprüfung für die Bruckner-Universität gemacht. Warum geheim?

Ich hatte die Aufnahmeprüfung nach der Matura schon einmal probiert – und allen davon erzählt. Jeder sollte wissen: Ich studiere Musik. Dann bin ich von 80 Bewerbungen für drei Plätze nur Vierte geworden und es wurde nichts. In meinem Kopf bedeutete das: Ich bin nicht gut genug. Damals hat mich jeder bemitleidet, deshalb wollt’ ich vom zweiten Versuch niemandem erzählen. Außerdem konnten sich meine Eltern nicht vorstellen, wie man als Künstler überlebt. Sie hatten einfach Angst, dass aus dem Dirndl nichts wird. Beim zweiten Mal hat es geklappt, und ich hab’ auf alle Sicherheiten gepfiffen.

Wer Sie bisher als Background-Sängerin von Conchita und mit Ihren Singles "Wie a Kind" wahrgenommen hat, der lernt Sie auf ihrem Album mit den flotten Nummern "Nordstern" oder "Spring" neu kennen. In welcher Atmosphäre komponieren Sie?

Das passiert überall, etwa in der U-Bahn oder wenn ich im Vorbeigehen ein Wort lese, das sich einbrennt. Beim Lied "Boafuaß" war’s ganz anders, darüber habe ich monatelang gebrütet. Ich wusste, was ich erzählen wollte und wie sich das Lied anfühlen sollte, aber ich hab’ nicht die richtige Form gefunden. Manchmal klimpere ich am Klavier dahin – und wenn mir was gefällt, nehme ich es mit dem Handy auf. "Wir schreibm Geschichte" ist so entstanden.

Am Lied "Spring" war zum Beispiel Lukas Plöchl beteiligt, der ehemalige Frontman der Trackshittaz. Wie war das?

Genau, ich hab’ ihn gefragt, dann haben wir uns ein Sechsertragerl Bier gekauft und haben die Nummer geschrieben, ganz einfach (lacht).

Wenn die Herzlichkeit mit Ihnen durchgeht, hat man das Gefühl, sie umarmen die ganze Welt. Gibt es Momente, in denen Sie sich beschützen müssen?

Ich spüre, wie der Privatmensch Regina die Künstlerin Ina ein bissl bremsen möchte. Als würde er fragen: Willst du Abschiede oder Trennungen noch einmal durchleben und dich einem Urteil preisgeben? Andererseits weiß ich, dass Musik, die unzensiert eine Schneise durch mein Leben schlägt, mir am meisten bedeutet.

Bei "Nordstern" dachte ich an eine Liebesbeziehung – und dann sind Sie im Video mit einer Frau zu sehen. Wie wurde das von Ihren Fans interpretiert?

Für mich war das so klar ein Lied für meine beste Freundin. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist seit 20 Jahren fix in meinem Leben. Jemand hat gepostet: "Ma des werd’ i auf meiner Hochzeit spün." Nach den ersten Kommentaren hab’ ich die Leute verstanden, sie haben eben eins und eins zusammengezählt: Die Frau hat kurze Haare, sie hat mit Conchita musiziert, ist in der Öffentlichkeit noch nie mit einem Mann aufgetreten – und dann noch eine Frau im Video, alles klar. Gleichzeitig ist das ein großes Kompliment für die Gender-Gleichheit, man kann alles für möglich halten. Das ist schön.

Befürchten Sie, dass Ihr Dialekt in Deutschland eine Barriere werden könnte?

Jein – ich war schon bei einigen Terminen in Deutschland, ich hab’ ja auch eine deutsche Plattenfirma. Natürlich hat Deutschland einen riesigen Musikmarkt mit großartigen Künstlern. Ich weiß, dass dort niemand auf mich wartet. Aber seit gut einem Jahr schreiben mir viele Fans aus Deutschland, und zu meinem ersten Konzert im Februar ist eine Frau sogar aus Köln angereist. Mein Beispiel ist Hubert von Goisern. Er ist sich selbst treu geblieben, obwohl er sich immer wieder neu erfunden hat. Und trotz des Dialekts hat er sich im gesamten deutschsprachigen Raum durchgesetzt.

Ina Regen: "Klee", 11 Titel (auch "Wie a Kind", "Paris", "Heast as net" mit Conchita), 42:52 Min., RCA Deutschland, ab 2. November.

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( Kommentare)
am 25.10.2018 09:10

Eine Kostprobe aus dem Können: https://www.youtube.com/watch?v=H1-vi7wgJEM

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