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"Wir sind nicht FC Bayern München"

Von Peter Grubmüller, 31. Oktober 2018, 00:04 Uhr
"Wir sind nicht FC Bayern München"
Die Brucknerhaus-Chefs Dietmar Kerschbaum und Thomas Ziegler Bild: Weihbold

LINZ. Das Brucknerfest ist noch nicht gesund, aber auf dem Weg der Besserung.

In kulturpolitischen Debatten wurde das Brucknerfest jeden Herbst aufs Neue renoviert, zumindest theoretisch. Ein neuer Festival-Name, ein anderer Termin, eine runderneuerte Ausrichtung geisterten zwischen Rathaus und Brucknerhaus hin und her. Dann kam im Dezember 2017 Dietmar Kerschbaum als Nachfolger des nach Sotschi (Russland) gewechselten Brucknerhaus-Chefs Hans-Joachim Frey. Gestern zog der 49-Jährige seine erste Brucknerfest-Bilanz, und es purzelten die Rekorde: 67,32 Prozent Auslastung bei 31 Eigenveranstaltungen, 474.584 Euro an Einnahmen. Obendrein wurde das Festival-Budget von 1,2 Millionen Euro um 102.000 Euro unterschritten.

Angesichts dieser Beschwörungen von Bestwerten mögen Besucher jüngster Konzerte aufschrecken, weil sie an diesem und jenem Abend jeden im Publikum gekannt haben und Plätze reihenweise leer geblieben sind. Das liegt auch daran, dass sich der Mensch stets wie durch ein Milchglas erinnert. Soll heißen: In den vergangenen Jahren war das Gros der Festival-Veranstaltungen noch schlechter besucht (siehe Box).

In Zukunft werde der Brucknerfest-Kalender, der sich weiterhin von Bruckners Geburts- (4. 9.) bis zu dessen Todestag (11. 10.) ausbreitet, verkleinert. 31 Veranstaltungen sind zu viel – das sei so eine Lehre, die Kerschbaum aus seinem Debüt-Festival ziehe. Er werde außerdem auf Chöre und Musiker in ganz Oberösterreich zugehen, um sie für die künstlerische Brillanz des Brucknerhauses zu gewinnen.

Der Linzer Bürgermeister und LIVA-Vorstandsvorsitzende Klaus Luger will auch nicht alles wirtschaftlichen Zwängen unterordnen, schon gar nicht in der Kunst. "Wir sind nicht Borussia Dortmund oder FC Bayern München, wo bei einem Spiel mit einer Auslastung von 98 Prozent über das Management diskutiert wird", sagt der so gerne Fußball-Metaphern anstrengende Blau-Weiß-Linz-Fan. Und weiter: "Es soll und muss auch weiterhin Programm-Bestandteile geben, bei denen es von vornherein unrealistisch ist, das Haus zu hundert Prozent auszulasten."

Es huscht ein neuer Geist durchs Haus, das spürt jeder Brucknerhaus-Routinier. Das unter Frey beschädigte Image will Kerschbaum um jeden Preis aufpäppeln. Es gelingt ihm mit so kleinen Schritten wie mit bemerkenswerten Programmheften. Das hohe künstlerische Niveau des Brucknerfests 2018 attestiert, dass programmatische Ernsthaftigkeit an die Donaulände zurückgekehrt ist. Mitunter mag das Publikum überfordert gewesen sein. Unterfordert wäre viel fataler.

Brucknerfest-Bilanzen

2016: Das Brucknerfest begrüßte in diesem Jahr Südkorea als Gastland. Bei 46 Konzerten und Karteneinnahmen von 280.000 Euro betrug die Auslastung 42 Prozent.

2017: Das auf 28 Konzerte abgespeckte Festival, die Abschiedsgala von Brucknerhaus-Chef Hans-Joachim Frey, bescherte bei einer Auslastung von 65 Prozent Erlöse in der Höhe von 315.000 Euro.

2018: Dietmar Kerschbaums erstes Brucknerfest erwirtschaftete mit 31 Veranstaltungen Rekordeinnahmen von 474.584 Euro – bei einer Auslastung von 67,32 Prozent.

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5  Kommentare
5  Kommentare
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926493 (3.101 Kommentare)
am 31.10.2018 22:50

Kultur ist entbehrlich - die unverhohlene Haltung der Politik. Eine schleichende Klimaveränderung macht sich bemerkbar, es ist kunst- und kulturfeindlicher geworden, darum wird die Auslastung noch mehr sinken. Es wird alles wegbrechen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 01.11.2018 13:58

Die Manager sind in so einem Kulturbetrieb ein Störfaktor.
Die künstlerischen Leiter sind in so einem Kulturbetrieb ein Störfaktor.
Die Personalchefs sind in so einem Kulturbetrieb ein Störfaktor.
Die Politiker sind in so einem Kulturbetrieb ein Störfaktor.

Aber sie alle halten sich für den Fixstern, für das Herz, für unersetzbar, für die einzig Kreativen ...
Intriganten grinsen

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soling (7.432 Kommentare)
am 31.10.2018 11:43

Systematische Geldvernichtung unter dem Deckmantel Kunst und Kultur.

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jago (57.723 Kommentare)
am 01.11.2018 14:07

Die Heiligen Hallen dienen offenbar nicht ausreichend der Selbstdarstellung des Publikums.

Die schönen und aufgeputzten Gattinnen sehen offenbar zu wenig Bühne und die Gescheiten unter den Zuschauern, -hörern zu wenig Gelegenheit, sich als Musik-, Opern-, Theater- und Kunstexperten darzustellen.

Ich halte es für einen groben Fehler, dass die (jungen) Leute im Freizeitaufzug ins Theater gehen. Da fällt 80% der heimlichen Motivation fürs Hingehen weg.

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 31.10.2018 07:12

Das stimmt ,der FC Bayern wird dieses Management nie sein ,,denn wenn es so wäre , würde FC Bayern in der 3.Kreisklasse spielen So schlecht wie derzeit ist das Management noch nie gewesen kleines Beispiel: Fausts Verdammnis wurde szenisch voriges Jahr ca 10 Mal szenisch im Musiktheater gespielt und drum spielt man ihn jetzt konzertant im Brucknerhaus ,Welche Weltstars hat der Minesänger Kerschbaum den engagiert, um eine Operette konzertant aufzuführen? Mit den hierzulande tätigen SängerInnen ist so ein Projekt ein Flop! Was tut dieses Management um Jugendliche ins Haus zu holen? Nix ! Also der Vergleich mit FC Bayern ist genauso schlecht wie die Mannschaft des FC Hollywood Brucknerhaus

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