Clytemnestre als gelungene "Oper am Klavier" im Musiktheater
Mit André Wormsers Werk hat das Musiktheater Linz ein Kleinod aus dem Fundus auf die Bühne der BlackBox-Lounge geholt.
Es ist es durchaus Aufgabe von Kultureinrichtungen, im musikhistorischen Fundus zu wühlen, da vielfach Komponisten aus oft nur schwer erklärbaren Gründen in Vergessenheit geraten sind. Das Musiktheater ist rund um die Premiere von Richard Strauss’ "Elektra" auf das Operndramolett "Clytemnestre" von André Wormser gestoßen (Donnerstag, BlackBox Lounge), der dafür 1875 den Rompreis bekommen hat, die höchste Auszeichnung des Pariser Conservatoire. Im Zentrum des rund 45-minütigen Werks steht Klytämnestra, die am Trauma ihres Mordes am Gatten Agamemnon leidet. Trotz aller Dramatik gelingt es sowohl dem Librettisten Roger Ballu als auch André Wormser mit seiner spätromantischen bis impressionistischen Musik, Seelenregungen nach außen zu verkehren und nicht bloß Archetypen der griechischen Mythologie auf die Bühne zu stellen. Dramaturg Christoph Blitt hat die Aufführung dieser Rarität fundiert vorbereitet. Tommaso Lepore fand am Klavier Mittel, die orchestralen Klangfarben andeutungsweise umzusetzen und führte höchst engagiert die Sänger durch dieses Abenteuer. Svenja Isabella Kallweit begeisterte als schwärmende und doch von Schatten geplagte Clytemnestre, Jin Hu Lee beeindruckte als schmachtend liebestoller Égisthe. Der dramatisch aufbrausende Oreste wurde von Michael Wagner überzeugend interpretiert. (wruss)
Fazit: Ein gelungener "Oper am Klavier"-Abend, der ein zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Bühnenwerk aus dem Dornröschenschlaf weckte, und den man sich am 9. 2., nicht entgehen lassen sollte.