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Retten wir alte und seltene Streuobstsorten!

Von Roman Kloibhofer, 13. September 2018, 17:04 Uhr
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Jetzt geht´s ans Bestimmen (v.r.): Siegfried Bernkopf, Hans Hartl, Hans Eitzinger, Barbara Hartl. Bild: Roman Kloibhofer

INNVIERTEL. Alte Obstsorten verschwinden aus der Landschaft, die Bestände sind vielfach überaltert, sagen die Experten. Aufruf zum Erfassen und zur Rettung alter und seltener heimischer Streuobstsorten

Streuobstwiesen prägen auf unterschiedliche Weise die heimische Landschaft. Die Vielfalt zeigt sich auch in den Obstsorten, die zum Teil seit Jahrhunderten hier gedeihen. Diese Sorten zu pflegen und zu erhalten, hat sich der Pomologe Siegfried Bernkopf aus Gallneukirchen zum Ziel gesetzt.

Sein Buch "Von Rosenäpfeln und Landlbirnen: Ein Streifzug durch Oberösterreichs Apfel- und Birnensorten" wird 2020 neu aufgelegt (mit Steinobstsorten). Dafür sucht der Pomologe neue (alte) Obstsorten. "Die Vielfalt ist im Schwinden, weil viele Obstkulturen überaltert sind und bei Neubepflanzungen das Sortiment reduziert wird. Auch Krankheiten dezimieren den Bestand", sagt Bernkopf. Es gebe verschiedene Initiativen, die sich mit der Erhaltung alter Obstsorten beschäftigen. Die "Arge Streuobst" (siehe Infokasten) ist eine davon: "Das ist ein Sammelbecken pomologischer Akteure", sagt Bernkopf.

Das Interesse steigt

Das Bewusstsein, für den Erhalt alter Sorten einzutreten, steige: "Gott sei Dank, werden’s immer mehr", sagt der Mühlviertler. Denn diese Initiativen würden über Generationen hinweg den Bestand der Obstsorten sichern. "Die Öffentlichkeit interessiert sich wieder mehr dafür", sagt er. Das zeigte auch die steigende Zahl von Obstausstellungen, bei denen Experten auch eine Sortenbestimmung anbieten. "Die Sortenvielfalt sollte noch stärker bewusst gemacht werden", sagt der Pomologe. Zwar wäre eine Kataster-Erfassung alter Obstsorten wünschenswert, aber das sei "ein Mammutprojekt", sagt Bernkopf. "Die wenigen Pomologen, die es gibt, schaffen das nicht." Wichtig sei es, andere Initiativen zu setzen: "Wir sollten Obtsorten-Börsen schaffen, wo man Zugriff auf Daten hat, wir sollten Obstmärkte veranstalten und vor allem viel Obst, das man selbst hat, verwerten lassen", sagt Hans Hartl, stellvertretender Obmann der "Arge Streuobst". "Die Sorten sollten jedenfalls von Experten geprüft werden", empfiehlt Siegfried Bernkopf. Gerade hinsichtlich sortenrein gepresster Moste sei eine Sorten-Expertise notwendig.

Wichtige lokale Initiativen

Auch die Pflege alter Bestände sei eine wichtige Maßnahme. "Das Bewusstsein, alte Streuobstkulturen zu pflegen, muss bei jedem Einzelnen – auch bei den Landwirten – geschärft werden", sagt Hans Hartl. Und Siegfried Bernkopf sagt: "Obstbau-Anlagen wie in Lohnsburg, Kirchheim oder Ranshofen sind wichtige Erhaltungsmaßnahmen. Ein Kriterium ist auch die Erhaltung dieser Anlagen, die ist oftmals sehr aufwändig. Der Erfolg hängt auch immer vom Engagement der beteiligten Personen ab."

In seinem neuen Buch möchte Pomologe Bernkopf nicht nur bekannte Apfel- und Birnensorten, sondern auch seltene und gefährdete Sorten aufnehmen. Er startet daher einen Aufruf: "Jeder, der glaubt, eine besondere beziehungsweise eine alte Apfel- oder Birnensorte zu haben, kann uns kontaktieren. Jene, die uns solche Sorten melden, die uns interessieren, werden wir dann besuchen." Um die Obstsorten aufschlussreich erfassen sowie bestimmen zu können, sollten etwa fünf bis zehn Früchte bereit gehalten werden.

Aufruf: Melden Sie alte und seltene Obstsorten

Der Aufruf gilt ab sofort und endet mit Spätherbst 2019. Heuer und kommendes Jahr sollen daher die Meldungen erfolgen. Für die Bestimmung alter und seltener Obstsorten sollten folgende Informationen übermittelt werden:

Fotos von der Frucht (ca. 5 -10 Früchte, auch mit verschiedener Farbgebung), idealerweise auch vom Baum bzw. vom Blatt; Fotos von der Frucht auch in aufgeschnittener Form (Schnitt durch das Kerngehäuse).
Pomologen sichten das Material und entscheiden, welche Gärten daraufhin direkt von den Experten besucht werden.

Die Bestimmung erfolgt nach mehreren Kriterien und mit allen Sinnen:
- Größe, Fruchtform, Gestalt
- Oberfläche/Schale: rau oder glattschalig?
- Oberflächen-Deckfarbe
- Geruch (Intensität, Art)
- Aufgeschnitten: Aussehen und Beschaffenheit der Kerne bzw. des Kerngehäuses; innere Merkmale
- Fruchtfleisch: Beschaffenheit und Farbe
- Biss: Konsistenz, Geschmack (Säure, Zucker, Reifegrad)

Meldungen können ab sofort an folgende Adresse(n) geschickt werden:

Per E-Mail:
streuobst@landobstland.at
Telefon:
0664 / 430 06 95 (Hans Hartl)
Webseite:
www.landobstland.at

 

"Wichtig ist es, das Wissen auch weiterzugeben!"
Innviertler Lokal-Pomologe: Hans Eitzinger aus Lohnsburg. Bild: rokl

"Wichtig ist es, das Wissen auch weiterzugeben!"

Er gilt als Innviertler „Lokal-Pomologe“ und ist einer der versiertesten Obst-Kenner der Region: Hans Eitzinger aus Lohnsburg. Er bemüht sich seit Jahren darum, nicht nur heimische Obstsorten zu bestimmen und zu erfassen, sondern auch darum, dieses Wissen weiterzugeben. Und er ist einer der Initiatoren des 2006 eröffneten Obsterlebnisgartens Lohnsburg.

Dort wurden seitdem viele Obstbäume gepflanzt, rund 150 verschiedene regionale Apfelsorten sind dort zu finden. Der Verein führt regelmäßig Obstausstellungen sowie Obstsortenbestimmungen durch. Der Obst- und Gartenbauverein als Trägerverein ist zudem bemüht, das Bewusstsein zu schärfen, alte Obstsorten zu bestimmen und zu erfassen. Der Aufruf, alte Obstorten zu melden und Edelreiser zur Weiterzucht zu bringen, fand großes Interesse. Mit einer Patenschaftsaktion für bestimmte Obstsorten wurde vor einigen Jahren größeres mediales Echo erreicht, als etwa Schauspieler Harald Kraßnitzer Pate des wenig bekannten „Glockenapfels“ wurde.

Namen oft unterschiedlich

Hans Eitzinger konfrontiert Pomologen wie Siegfried Bernkopf immer wieder mit neuen (alten) Obstsorten. Woher er diese bekommt? „Ich komme selbst viel herum, und ich werde auch von vielen Bekannten regelmäßig beliefert“, sagt Eitzinger. Auch beim OÖN-Besuch stehen rund 20 Obstkisten mit Äpfeln und Birnen zur Bestimmung bereit. Auf Kärtchen hat Hans Eitzinger Standort und – soweit bekannt – bereits die Sorte vermerkt. „Die Bezeichnung ist nicht immer einfach, weil es für die gleiche Sorte manchmal regional unterschiedliche Namen gibt“, sagt Eitzinger.

Wichtig sei es, das Wissen um Obstsorten auch weiterzugeben, sagt Pomologe Siegfried Bernkopf. Er erlebe es immer wieder, dass sich Interessierte zwar mit der Bestimmung alter und teils unbekannter Obstsorten befassen, ihr Wissen dann aber für sich behalten.

Auch in den Sortengärten „Hortus’“ in Ranshofen, mit Gärten in Altheim, Reiching (Stelzen) und Lochen setzt die „Gesellschaft zur Erhaltung heimischer Kultur- und Wildpflanzen und Tierrassen“ nachhaltige Initiativen.

 

Obstraupe: Mit ihr wird das Äpfel- und Birnenklauben ganz einfach
Barbara Hartl, Schülerin der Landwirtschaftsschule Ritzlhof, mit der Obstraupe. Bild: rokl

Obstraupe: Mit ihr wird das Äpfel- und Birnenklauben ganz einfach

Hans Hartl aus Kirchheim ist nicht nur stellvertretender Obmann der Arge Streuobst, sondern auch der Inn-Salzach Obstinitiative. Diese Vereinigung ist darum bemüht, nicht nur Streuobstkulturen in der Region zu erhalten, sondern auch die Verarbeitung der Obstprodukte in gemeinsamem Marketing zu begleiten.

Kürzlich hat der Verein eine der ersten „Obstraupen“ angekauft – eine Erfindung dreier Absolventen der Boku Wien. Mit diesem einfach zu bedienenden Gerät wird das Klauben von Äpfeln und Birnen erleichtert. Hans Hartl ist begeistert von dieser Erfindung. Offenbar nicht nur er, denn die erste Serie von mehr als 100 Geräten ist bereits ausverkauft, wie die drei Erfinder auf ihrer Website (www.obstraupe.at) mitteilen.

„Das geht wirklich alles sehr einfach, man muss nur Laub, Äste und faules Obst vorher entfernen, dann kann man mit der Maschine das Obst direkt in eine Obststeige befördern“, sagt Hans Hartl. Er will alle Obstbaumbesitzer animieren, die eigenen Früchte vermehrt zu verwerten. „Aus allem lässt sich etwas machen – warum nicht das viele Obst sammeln und zu Saft machen lassen?“, sagt Hartl. Ernteerträge wie heuer seien nicht selbstverständlich: „Nächstes Jahr kann’s anders sein!“, sagt er.

Retten wir alte und seltene Streuobstsorten!
Das Innere wird genau begutachtet

Obst-Info

Pomologie: Darunter versteht man die Obstbaukunde und Lehre der Arten und Sorten von Obst und deren Bestimmung.

Streuobst: „Streuobst“ bzw. „Streuobstbau“ ist ein Begriff, der vom Naturschutz in Deutschland geprägt wurde. Unter Streuobstbau werden im engeren Sinne hochstämmige Obstbäume auf Wiesen verstanden – also die klassischen Streuobstwiesen, dies ist aber nur eine Ausformung. Der Streuobstbau umfasst nach dem in Österreich verbreiteten Verständnis den landschaftsprägenden extensiven Obstbau in vielfältiger Form: Streuobstwiesen, Obstbäume in Weingärten, Obstbäume auf Ackerflächen, markante Einzelbäume und Grenzbäume, Obstbäume am Straßenrand, Obstalleen.

Arge Streuobst: Ein österreichweiter Zusammenschluss von Initiativen zur Erhaltung von Streuobstkulturen. Eine davon ist die Inn-Salzach Obstinitiative, die unter der Marke Landobstland firmiert.

Streuobstsorte des Jahres: Die Arge Streuobst wählt jedes Jahr eine seltene bzw. gefährdete Obstsorte zur „Streuobstsorte des Jahres“. Für 2018 wurde dafür der „Salzburger Rosenstreifling“ ausgewählt. Nach Angaben von Pomologen gibt es davon im Bundesland Salzburg nur noch fünf Bäume, einer davon steht an der Grenze zum Innviertel, in St. Georgen bei Salzburg.

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1  Kommentar
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despina15 (10.096 Kommentare)
am 13.09.2018 18:49

schade dass es nicht mehr viele alte
Obstsorten gibt,vor allem ÄPFEL!
als Allergikerin ,Kreuzallergie,vertrage
ich nur alte Apfelsorten,ausserdem schmecken
die noch nach Apfel, nicht so wie die neuen
Sorten die alle gleich schmecken!

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