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Hongkong: "Egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, Mäuse muss sie fangen"

Von Dietmar Mascher aus Hongkong, 03. September 2018, 00:04 Uhr
Hongkong: "Egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, Mäuse muss sie fangen"
Kanzler Kurz steuert einen Roboter beim Besuch einer Schule in Hongkong (APA) Bild: APA/HELMUT FOHRINGER

Seit 21 Jahren ist Hongkong chinesisch und erfolgreich, das hat aber auch seinen Preis.

Es gibt Meinungsfreiheit, nach wie vor eine eigene Währung, keine Einfuhrzölle, die Sicherheiten des britischen Rechtssystems und die angeblich effizienteste Regierung der Welt. Seit 21 Jahren ist Hongkong Teil Chinas, bis mindestens 2047 aber mit einer Reihe von Sonderrechten und Autonomie ausgestattet. Das macht die südchinesische Stadt zu einem begehrten Handelsknotenpunkt und auch für Österreich zu einem Tor für die Wirtschaft.

25 Prozent aller österreichischen Exporte nach China laufen über Hongkong. Auch für heimische Firmen ist die Stadt attraktiv. "Die Dynamik ist unglaublich, man spürt das Pulsieren und hat Zugang zu potenten Investoren", sagt der Österreicher Florian M. Spiegl, der Co-Gründer des Start-ups FinFabrik ist, das sich mit der Blockchain-Technologie im Anlagebereich auseinandersetzt.

Hanno Hornbanger sitzt mit seiner Firma Originals Media Group ebenfalls hier und produziert Fernsehserien, Dokus und Krimis in verschiedenen asiatischen Sprachen, unter anderem für Netflix. Alle schwärmen von der unternehmerischen Freiheit, die es in Hongkong gibt.

Und tatsächlich hat China der Neuzugang nie daran gehindert, Geld zu verdienen. "Peking ist da sehr pragmatisch", sagt der deutsche Unternehmensberater Jürgen Kracht, der seit rund vier Jahrzehnten hier wohnt. "Egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache, sie fängt Mäuse."

Reicher als je zuvor ...

Das bestätigt auch Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Hongkong, Franz Rössler. Es gibt einen Staat, aber zwei Systeme, genau genommen drei. Denn auch Macau, einst portugiesisch, genießt Sonderrechte. Hongkong geht es wirtschaftlich gut. Seit 25 Jahren erwirtschaftet es Budgetüberschüsse. Es herrscht Vollbeschäftigung, drei Millionen Leute haben ein Vermögen von mehr als einer Million Dollar. "Obwohl es nicht mehr britisch ist, hat es die Finanz- und die SARS-Krise überstanden und steht besser da als je zuvor. Ständig werden neue Wolkenkratzer gebaut, obwohl es schon jetzt 1200 Häuser mit mehr als 50 Stockwerken gibt", sagt Rössler.

Größter Steuerzahler in Hongkong ist der Hong Jockey Club, der 13 Milliarden Euro im Jahr abliefert. Das sind 16 Prozent seiner gesamten Einnahmen. Das Wetten auf Pferderennen lässt sich pragmatisch auch mit dem Kommunismus verbinden, wenn dadurch Geld hereinkommt.

Die Dynamik zeigt sich auch in der Forschung und Entwicklung. Hongkong soll bis 2020 Smart City sein, eine Stadt, in der das Gesundheitssystem, der Verkehr, der Wohnraum, die Verwaltung und die Menschen vernetzt sind. Am besten auf Basis einer so genannten elektronischen Identität, die vom Bezahlen über das Bahnfahren und den Kontakt zum Staat alles ermöglicht und das Leben einfacher machen soll, wie die Verantwortlichen des Technologie- und Start-up-Zentrums Cyberport im Auftrag der Politik und in enger Abstimmung mit der Privatwirtschaft erarbeiten.

Österreich will mit Hongkong zusammenarbeiten. "An der Sammlung von Daten, um etwa den Verkehr flüssiger zu machen, führt kein Weg vorbei", sagt Infrastrukturminister Norbert Hofer (FP) und ist sich dabei mit Bundeskanzler Sebastian Kurz einig, dass die Daten anonymisiert werden sollen. "Systeme, wie sie in Festlandchina geplant sind, wonach Daten von Bürgern gesammelt werden und bei Fehlverhalten Schlechtpunkte vergeben werden und das Fortkommen der Menschen beeinflussen, sind abzulehnen", sagte Kurz am Abschlusstag des Staatsbesuchs in Südostasien. Dennoch gibt es bei den Smart Cities Gelegenheit zur Kooperation. "Wir brauchen dazu ein Vorzeigeprojekt. Eine Möglichkeit wäre, das Versickern von 35 Prozent des Trinkwassers zu stoppen", sagt Hofer.

Der wirtschaftliche Erfolg Hongkongs ist allerdings nicht ungetrübt. Peking zieht politisch jedes Jahr die Zügel ein wenig enger. Beim Besuch von Kanzler Kurz bei der Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam blieb alles formell-höflich, Hongkong muss alles mit Peking abstimmen. Die jungen Leute sind unzufrieden, weil sie nicht alle demokratischen Rechte bekommen haben, die China ursprünglich versprochen hatte.

... aber Wohnen ist sehr teuer

Und die Wohnungspreise schießen weiter hoch. Für eine 25-Quadratmeter-Wohnung in mäßiger Lage fallen 800 bis 900 Euro im Monat an, eine Eigentumswohnung mit 50 Quadratmeter kommt auf eine Million Euro. Wer normal verdient, müsste sein frei verfügbares Einkommen 70 Jahren lang zur Seite legen, um sich eine eigene bescheidene Immobilie leisten zu können. Denn Wohnraum wird immer knapper.

Jeden Tag dürfen 100 Festlandchinesen nach Hongkong ziehen und tun das. Der Arbeitskräftebedarf erfordert das. Daneben treiben reiche Festlandchinesen die Preise bei den Privatschulen in die Höhe. 20.000 Euro Schulgeld im Jahr sind nicht außergewöhnlich. Wobei es auch den öffentlichen Schulen gelingt, außergewöhnliche Leistungen zu erbringen. Die kommen ohne Schulgeld aus.

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5  Kommentare
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FranziGut (445 Kommentare)
am 03.09.2018 10:48

Wo unsere Schwächen liegen, haben die Mitglieder dieser „Reisegruppe“ sicher auch schon bisher gewusst. Wenn aber dringend notwendige Reformen nicht stattfinden, wird sich auch nichts verbessern und wir werden zunehmend den Anschluss verlieren. Wenn ein Österreicher z. B. für 1 Jahr nach Singapur übersiedelt, hat er für Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitserlaubnis etc. 1 Behördentermin. Er vereinbart den Termin, der Termin wird von der Behörde genau eingehalten und nach 15 Minuten ist alles erledigt. Für uns ist das eher ein Traum als eine Vision und Realität schon gar nicht.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 03.09.2018 10:09

Es wird keine GRATIS Immobilien mehr geben in Zukunft, die Preise werden in Zukunft noch mehr steigen.
Die vermögenden Zuwanderer aus der Türkei werden dafür sorgen, ausser man verbietet Ihnen den Kauf von Eigentum, oder die Gemeinde baut neue Wohnungen, bisher ist sie ja schon mit der Renovierung der Hitlerbauten fast überfordert....😵

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 03.09.2018 06:38

Vielen Dank für den Kommentar aus der Beweihräucheeungszentrale unserer Regierung nur das Foto ist das jetzt aus Singapur oder Hongkong oder wurde der Basti schon geklont, Gott bewahre!!

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penunce (9.674 Kommentare)
am 03.09.2018 06:19

Die Ueberschrift über den Artikel sagt was die Katze zu tun hat, ganz egal welcher politischen Ansicht das "Kätzchen" ist, Hongkong und mit ihm China hat es vorgezeigt wie ein Land nach dem Kommunismus und trotzdem mit ihm, erfolgreich bestehen kann!

Die Konsultation unsere Regierung in Singapur und auch Hongkong ist als erfolgreich zu bewerten und kann unser Land wieder an die Spitze führen, wenn die Erkenntnisse aus dem Besuch auch umgesetzt werden.

Der erste Schritt ist bereits angekündigt worden, es gibt für die Schueler gratis Laptop's und Tablet's zum Gebrrauch und die Wissbegierigen werden sie nutzen, die Faulen werden sie zum Spielen oder zum Posten, Ihrer von den Eltern anerzogenen politischen Meinung hier und anderswo, nutzen.

So gesehen ist der Besuch der Regierungsriege in Asien als äußerst erfolgreich zu betrachten, weiter so wir sind im Begriff unsere Zukunft zu auszubauen und positiv zu gestalten!

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Coolrunnings (2.548 Kommentare)
am 03.09.2018 07:57

Natürlich können wir von jedem (wirtschaftlich) erfolgreichem Land noch lernen...Aber ich persönlich möchte die Demokratie nicht gegen den (auch in Hongkong vorhandenen) Überwachungsstaat eintauschen. Ich will auch nicht total "vernetzt" werden (mit wem auch immer) und nicht 70 Jahre arbeiten um mir oder meinen Nachkommen eine Immobilie leisten zu können. Das sind halt genau die Nachteile einer nur auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichteten Gesellschaft.Es wäre besser wie immer einen goldenen Mittelweg zu finden zwischen Wirtschaft,Mensch,Technik,Natur und Umwelt... Aber genau das ist offensichtlich die große Herausforderung der nächstem Jahrzehnte.

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