Was Kern, Ostermayer, Raiffeisen, VIG und den Investor Tojner verbindet
Gemeinnützige: Rießland soll Chef werden, zwei Oberösterreicher für Vorstand vorgesehen
Es wird eine Wahl, die offiziell ohne Friktionen über die Bühne gehen wird. Nach Jahrzehnten an der Spitze des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen (gbv) wird Karl Wurm die Obmannschaft zurücklegen. Der gebürtige Oberösterreicher, der die beiden Wiener Gesellschaften GEWOG und Neue Heimat leitet, ist 66 Jahre alt und zieht sich von einem Amt zurück, das de facto als eines der einflussreichsten im heimischen Wohnbau gilt.
Da die Sozialdemokraten österreichweit im sozialen Wohnbau dominieren, werden sie auch den Nachfolger Wurms nominieren. Es ist inzwischen fix, dass der stellvertretende Generaldirektor der Wiener Sozialbau, Bernd Rießland, neuer Obmann wird. Rießland, der aus der Wiener Wirtschaftsförderung zur SP-nahen Sozialbau kam, gilt als fachlich unumstritten.
Bemerkenswert ist allerdings, dass nicht sein Chef neuer Obmann wird, was einige in der Branche durchaus erwartet hätten. Generaldirektor der Sozialbau ist Josef Ostermayer, ehemaliger Minister und Staatssekretär unter Werner Faymann. Ostermayer ist allerdings in wohnbaupolitischen Fragen nicht unumstritten. Als Christian Kern seinen Plan A präsentierte, vermuteten viele im Hintergrund wohnbaupolitische Pläne Ostermayers. Kern erregte Aufsehen, weil darin vorgesehen war, dass Anteile an gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften handelbar werden sollten. Damit hätten die Eigentümer von Gesellschaften wie der Vienna Insurance Group (VIG, Wiener Städtische) oder Raiffeisen einen ungeheuren Schub im Eigenkapital erfahren und wären etwaiger Sorgen vollständig entledigt gewesen. Insgesamt wurde das Eigenkapital aller Gemeinnützigen 2017 mit zehn Milliarden Euro beziffert. Auch jene Parteien, die Anteile besitzen, hätten davon massiv profitiert.
Nach einem Aufschrei aus den Gesellschaften selbst ("Das wäre der Tod des sozialen Wohnbaus") wurde der Plan wieder abgeblasen, der auch auf ÖVP-Seite Unterstützer hatte. Tatsächlich ist der Handel mit Gemeinnützigen-Anteilen auf das Grundkapital beschränkt, das nur sechs Prozent des Eigenkapitals betrifft. Ein Thema, mit dem auch der Investor Michael Tojner befasst ist, seit er ehemalige Gemeinnützige übernommen hat (siehe Bericht vom Dienstag).
Dass Ostermayer deshalb nicht Obmann werden kann, bestreiten Vertreter der SP-Seite. Diskutiert wird dies in der Branche dennoch.
Vorgesehen ist, dass der Chef der Innviertler ISG, Herwig Pernsteiner, Stellvertreter Rießlands wird. Er sitzt bereits im Vorstand. Oberösterreichs gbv-Obmann Frank Schneider von der Lawog soll ebenfalls in den Vorstand einziehen. Damit wäre noch ein Vorstandsposten offen, der der VP zuzurechnen ist und den die Niederösterreicher besetzen wollen. Die Rede ist davon, dass die VP-Nationalratsabgeordnete Michaela Steinacker gute Chancen habe. Sie hat langjährige Erfahrung im Immobilienbereich und bei Raiffeisen. Sie ist aber auch als mögliche Volksanwältin im Gespräch.
> Diskutiert wird dies in der Branche dennoch.
Der indiskrete OÖN-Kaffeesud