"Die Freude ist gigantisch": Kinder dürfen bei Mutter bleiben
GMUNDEN. Emotionaler Sorgerechtsprozess: Geschwister müssen nicht zum Vater nach Spanien, sondern dürfen doch bei ihrer Mutter in Gmunden leben.
Es war ein schwerer Gang für Christine Lest und ihre beiden Kinder: Mit gepackten Koffern mussten die Geschwister gestern Nachmittag im Bezirksgericht Gmunden erscheinen. Denn in dem Obsorgeprozess ging es darum, ob der zehnjährige Eyen und seine zwölfjährige Schwester Aysel bei ihrer Mutter (44) in Gmunden bleiben dürfen oder zum Vater nach Spanien zurück müssen.
Bis zu 200 Menschen versammelten sich vor dem Bezirksgericht und warteten zweieinhalb Stunden lang gespannt auf das Urteil. Als sich die Tür öffnete, war der Jubel groß: Die Geschwister dürfen in Oberösterreich bleiben.
Die Mutter hatte 1996 auf Mallorca einen Spanier geheiratet. Aus der Ehe entstammen die beiden Kinder. Nach der Trennung des Paares sprach das Gericht auf Mallorca beiden Elternteilen die gemeinsame Obsorge zu, entschied aber, dass ein Umzug mit den Kindern ins Ausland nur einvernehmlich mit dem Vater erfolgen dürfe. Doch die Mutter reiste mit den Kindern 2013 in ihre alte Heimat nach Oberösterreich zurück. Die Gmundnerin sagt, sie sei geflüchtet, weil sie von dem Spanier, der arbeitslos sei und Drogen nehme, geschlagen worden sei. Der heute 55 Jahre alte Ex-Mann strengte allerdings einen Sorgerechtsstreit an, der bis zum Obersten Gerichtshof ging. Gestern kam es in Gmunden zu einer Verhandlung, zu der auch der Vater angereist war.
600 Unterschriften gesammelt
"Es wird Ihnen der gerichtliche Auftrag erteilt, die beiden minderjährigen Kinder zu diesem Termin samt deren Gepäck zur Übergabe mitzunehmen!" So stand es wörtlich in der Ladung, die die Mutter erhalten hatte. Die 44-Jährige, die nun als EDV-Expertin in Gmunden auf dem Gemeindeamt arbeitet, durfte sich über sehr viel Zuspruch aus der Bevölkerung freuen. In drei Tagen wurden 600 Unterschriften für den Verbleib der Kinder, die österreichisch-spanische Doppelstaatsbürger sind, gesammelt. Das Mädchen und der Bub gehen in Gmunden zur Schule, haben dort viele Freunde und Verwandte. Als am Abend die Entscheidung gefallen war, dass die Kinder bleiben dürfen, brandete vor dem Gericht Jubel auf. "Die Freude ist gigantisch. Ich bin stolz über den Zusammenhalt in Gmunden", sagte Bürgermeister Stefan Krapf (VP). Die "moralische Unterstützung" seiner Mitarbeiterin war für ihn "selbstverständlich". "Es war anstrengend, aber ich habe wie eine Löwin für meine Kinder gekämpft", sagte die Mutter nach der Verhandlung. "Ich bin froh, dass der Richter den Willen meiner Kinder respektiert hat." Der aus Mallorca angereiste Spanier fuhr in einem Auto mit slowakischem Kennzeichen davon. Im Gerichtssaal spielten sich dramatische Szenen ab. Als die Mutter zur Einvernahme der Kinder das Verhandlungszimmer verlassen musste, klammerten sich die Geschwister weinend aneinander, schilderte der Anwalt der Mutter.
Polizeiaufgebot vor Gericht
Um Tumulte zu vermeiden, durfte niemand außer den Betroffenen selbst das Gerichtsgebäude betreten. Ein Polizeiaufgebot schirmte die wartende Menge vom Gericht ab und ermahnte einige Hitzköpfe, die gemeint hatten, das Gericht "stürmen" zu wollen. Die Lage blieb aber ruhig.
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