Arzt wird Missbrauch von 111 Buben angelastet
WELS. Erschütternde Bilanz der Ermittlungen der Kripo
111 Buben soll ein Arzt aus dem Salzkammergut in einem Zeitraum von 19 Jahren sexuell missbraucht haben. Das ist die erschütternde Bilanz des Abschlussberichts, den das Landeskriminalamt Oberösterreich der Staatsanwaltschaft Wels kürzlich zukommen ließ. Damit hat der Fall, den die OÖNachrichten heuer im Februar aufgedeckt hatten, enorme Ausmaße angenommen. Damals informierte die Mutter eines 15-jährigen Patienten des 55-jährigen Mediziners die OÖN, dass sich ihr Sohn unter den Opfern befinde und die mutmaßlichen Übergriffe in der Arztpraxis bei urologischen "Untersuchungen" passiert seien.
Der Mann wurde Ende Jänner festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird wegen schweren sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und Missbrauchs des Autoritätsverhältnisses ermittelt. Zudem steht der Verdacht im Raum, der Arzt habe versucht, einen Buben zu überreden, sich selbst beim Masturbieren zu filmen. Strafrechtlich geht es dabei um "versuchte Bestimmung zur Anfertigung und Übermittlung von pornografischen Darstellungen Minderjähriger". Bei drei Kindern wurden bei einer nachträglichen psychiatrischen Untersuchung schwere psychische Folgeschäden festgestellt. Dem Beschuldigten droht daher im Fall einer Verurteilung ein Strafrahmen von bis zu 15 Jahren Gefängnis. Derzeit werde an der "Enderledigung" des Falles gearbeitet, sagte Christoph Weber, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels. Mit einer Anklage sei Anfang 2020 zu rechnen. Etwa 40 der betroffenen Buben seien zur Tatzeit noch unter 14 Jahren gewesen. Der Verdächtige habe ihnen offenbar weisgemacht, die sexuellen Handlungen würden zu den Behandlungen dazugehören. In Einzelfällen soll der Arzt seinen Opfern auch kleine Geldgeschenke gemacht haben. Wie die OÖN bereits berichteten, soll der Mediziner auch einige Buben in sein Haus am Attersee eingeladen haben, wo er ihnen Pornofilme gezeigt haben und sich an ihnen vergangen haben soll.
Insgesamt 30 Fälle, die sich außerhalb der Arztpraxis zugetragen haben sollen, sind im kriminalpolizeilichen Abschlussbericht dokumentiert. Darunter ist auch ein mutmaßlicher Vorfall in einem Ferienhaus am Roten Meer in Ägypten, wo er einen Zwölfjährigen missbraucht haben soll.