Brandstiftung in Linzer Hotel war kaltblütiger Mordversuch
LINZ. Mitglieder einer lettischen Betrügerbande schlugen Komplizen in Hotelzimmer zusammen und legten später Feuer.
Was anfangs nach einem Unfall aussah, war in Wirklichkeit ein versuchter Mord: Das schwer verletzte Brandopfer, das zwei beherzte Linzer Polizisten, wie berichtet, Mittwochfrüh in letzter Minute aus dem völlig verrauchten Zimmer im Hotel Mama Muh am Graben retteten, war brutal zusammengeschlagen worden und sollte anschließend in den Flammen umkommen.
Die mutmaßlichen Täter im Alter von 44, 46 und 50 Jahren sind in Haft, ein 30-Jähriger wird von der Polizei als Zeuge geführt. Sie gehören wie das 49-jährige Opfer einer lettischen Bande an, die sich auf Kreditbetrügereien spezialisiert hat.
Aufmerksamer Bankangestellter
Landespolizeidirektor Andreas Pilsl und Gottfried Mitterlehner, Chef des Landeskriminalamts, berichteten gestern auf einer Pressekonferenz über den aktuellen Ermittlungsstand. Demnach war das Quintett am 17. September nach Oberösterreich eingereist – vermutlich mit dem Zug. Nach einem Ladendiebstahl wurden sie schon tags darauf „erkennungsdienstlich behandelt“ und fotografiert. Dann durften sie wieder gehen.
Am Montag waren sie laut Pilsl wegen Ordnungsstörungen in Linz aufgefallen. Einquartiert hatten sie sich in mehreren Zimmern in dem Hotel am Graben. Bei ihrer Verhaftung wurden später Kreditkarten gefunden, mit denen sie unter falschen Identitäten in mehreren europäischen Ländern und zuletzt auch in Linz Konten eröffnet hatten. „Die Konten haben sie mit den Kreditkarten überzogen und so ihren ,Lebensunterhalt’ bestritten“, sagt LKA-Chef Mitterlehner.
Am Mittwoch gegen 1 Uhr früh dürfte es im Zimmer des späteren Opfers zu einem heftigen Streit gekommen sein, andere Hotelgäste berichteten von „lauten Geräuschen“.
Auch Alkohol soll im Spiel gewesen sein. Der Grund für den Konflikt ist noch unklar. „Fest steht, dass der 49-Jährige bei der Auseinandersetzung ein Schädel-Hirn-Trauma und einen offenen Nasenbeinbruch erlitten hat“, sagt Mitterlehner. Daraufhin dürften die drei Haupttäter mit dem als Zeugen geführten Landsmann, der sich an der Prügelei nicht beteiligt haben soll, das Hotel verlassen haben. Zwei von ihnen kehrten wenig später zurück und setzten das Zimmer an zwei Stellen in Brand. Brandbeschleuniger wurde keiner gefunden.
Nachdem sich bei den Ermittlungen durch das Stadtpolizeikommando bald Hinweise auf den eigentlichen Tathergang verdichtet hatten, „sind wir mit einem Linzer Bankinstitut in Kontakt getreten, wo sie zuvor angerufen hatten, weil sie ein Konto eröffnen wollten“, berichtet Mitterlehner. Als zwei Bandenmitglieder Mittwochnachmittag in der Bank auftauchten, verständigte ein aufmerksamer Bankangestellter unverzüglich die Exekutive. Gegen 15 Uhr erfolgte die Festnahme.
Der dritte Gesuchte hatte sich mittlerweile in einem Hotel in Urfahr-Umgebung einquartiert. Dort konnte er gegen 19 Uhr verhaftet werden. Das vierte Mitglied der Bande wird nach der ersten Einvernahme als Zeuge geführt wird. Er bleibt auf freiem Fuß.
Verdächtige streiten alles ab
Die drei Verhafteten wurden am Donnerstagabend in die Justizanstalt Linz überstellt. „Gegen sie wird wegen versuchten Mordes und Brandstiftung ermittelt“, sagte Ulrike Breiteneder von der Staatsanwaltschaft Linz. Die Verdächtigen zeigen sich nicht geständig, „sie geben sich völlig ahnungslos“, sagt Breiteneder. Der Zustand des Opfers war gestern nach wie vor kritisch.
„Sie wollten mit der Brandlegung offenbar ihre Tat vertuschen“, sagt Landespolizeidirektor Pilsl. Er hob die gute Zusammenarbeit des Stadtpolizeikommandos mit dem Landeskriminalamt hervor und zeigte sich voll des Lobes für die beiden Beamten, die den 49-Jährigen aus dem brennenden Zimmer gerettet hatten.
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