Buben missbraucht: Schon mehr als 100 Opfer ausgeforscht
WELS. In den Ermittlungen gegen einen Arzt aus dem Salzkammergut ist nach wie vor kein Ende in Sicht.
Nach wie vor kein Ende ist bei den Ermittlungen gegen einen Mediziner aus dem Salzkammergut in Sicht, der fast 20 Jahre lang unzählige minderjährige Buben sexuell missbraucht haben soll.
Die meisten mutmaßlichen Opfer waren Patienten des Arztes, weshalb die Kriminalpolizei sich durch das Patientenverzeichnis des Ende Jänner verhafteten Arztes durchwühlen und mit 850 potenziell Betroffenen Kontakt aufnehmen muss. Eine Heidenarbeit, die im oberösterreichischen Landeskriminalamt (LKA) ein Mann stemmen muss: der Ermittler Wolfgang Dirisamer. Der erfahrene Chef der "Sitte" hatte zuvor schon den Missbrauchsskandal im Stift Kremsmünster aufgedeckt.
Immer noch melden sich mutmaßliche Opfer des Facharztes, die ebenfalls von Missbrauchserfahrungen berichten. Die Zahl der Betroffenen liege schon "bei mehr als 100", hieß es gestern aus dem LKA. Die Staatsanwaltschaft Wels führt in ihrem Register 95 mutmaßliche Opfer.
Noch bis Mitte August sollen die gerichtlichen Einvernahmen der Betroffenen laufen. Dann sollte bereits besser abschätzbar sein, ob bzw. in wie vielen Fällen gegen den Mann Anklage erhoben wird.
Wie berichtet sollen die Übergriffe vor allem bei "Untersuchungen" in der Ordination vorgefallen sein. Doch der Beschuldigte soll auch einige Opfer zu sich nach Hause eingeladen und dort missbraucht haben. Laut Zeugenaussagen hielt der Beschuldigte sogar Aufklärungsunterricht für Burschen an Schulen und galt als "cooler Arzt, der über Sex redet".
Dem Doktor, der sich bereits freiwillig von der Ärzteliste streichen ließ, um einem Verfahren nach dem Ärztegesetz zu entgehen, droht eine mehrjährige Haftstrafe.