Doppelmord: Gegen Somalier wird in Linz wegen Vergewaltigung ermittelt
LINZ. Zwei weitere Vergewaltigungsverfahren gegen ihn wurden von den Behörden eingestellt
Die Spuren nach der Bluttat in Wien führen die Ermittler der Kriminalpolizei auch nach Oberösterreich.
Jener 28 Jahre alte Somalier, der am Montag zwei Frauen in einem Gemeindebau in Wien getötet haben soll, hat bis vor kurzem in Linz gelebt. Mehrfach wurde gegen ihn in Oberösterreich wegen Sexualdelikten ermittelt.
Zwei Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vergewaltigung wurden heuer und im Vorjahr eingestellt. Einmal hatte eine Frau, einmal ein Mann den 28-Jährigen angezeigt. Beide Ermittlungsverfahren wurden aber eingestellt. "Weder hat es objektive Spuren gegeben, noch wurden die Aussagen der beiden Anzeiger als verlässlich eingestuft", sagt Ulrike Breiteneder, Sprecherin der Linzer Anklagebehörde.
Ein Verfahren noch anhängig
Ein drittes Verfahren wegen des Verdachts der Vergewaltigung wegen einer Tat, die der Verdächtige vor wenigen Wochen – Ende August – verübt haben soll, ist noch nicht abgeschlossen. "Ein Ende des Ermittlungsverfahrens ist derzeit noch nicht absehbar", sagt Breiteneder. Dieses Ermittlungsverfahren wurden nun an die Staatsanwaltschaft in Wien abgetreten.
Nach den ersten beiden Vergewaltigungsanzeigen habe das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) ein Aberkennungsverfahren des Asylstatus eingeleitet, berichtet die APA. Beide Verfahren seien aber, nachdem die Strafverfahren eingestellt wurden, gestoppt worden. "Wenn Delikte, beispielsweise Sexualdelikte, angezeigt werden, ist es so, dass das BFA rasch ein Aberkennungsverfahren einleitet. Diese Aberkennungsentscheidungen sind aber immer an die gerichtlichen Entscheidungen beziehungsweise an jene der Staatsanwaltschaft gebunden", sagt Patrick Maierhofer, Sprecher des Innenministeriums. Werde ein Strafverfahren eingestellt, werde auch mangels eines Aberkennungstatbestandes das Verfahren des BFA gestoppt.
Gegen den Somalier wurde weder in Linz noch in Wien bisher ein Betretungsverbot ausgesprochen. Der Tatverdächtige soll im Juni 2014 nach Österreich gekommen sein und einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt haben. Zwei Jahre später wurde ihm der Status als Asylberechtigter anerkannt.
Nach der Bluttat am Montag zeigte sich der stark alkoholisierte Verdächtige sofort geständig. Die Opfer, die ebenfalls somalische Staatsbürger waren, sollen laut Medienberichten erstochen beziehungsweise mit einem Nudelwalker erschlagen worden sein. Die Wiener Polizei wollte sich gestern nicht zum genauen Tathergang äußern. Bestätigt wurde, dass am Tatort ein Messer sichergestellt worden sei. Aufgrund der starken Alkoholisierung des Verdächtigen war am Montag noch keine Einvernahme möglich.
Bei der getöteten 37-Jährigen soll es sich laut Nachbarn um die Ex-Frau des Somaliers handeln. Die gemeinsame Tochter (4) war zum Tatzeitpunkt im Kindergarten. Sie wird nun in einem Krisenzentrum betreut. Das zweite Opfer (35) arbeitete als Dolmetscherin bei der Caritas. Dort zeigte man sich am Dienstag tief betroffen angesichts des Todes der Mitarbeiterin: "Das gesamte Team ist in Trauer ob dieser schrecklichen Bluttat", sagte ein Sprecher.
Dass der Somalier trotz der vorhergehenden Ermittlungsverfahren noch nicht abgeschoben wurde, kritisierte die FPÖ.
"Die unaufhörlichen Nachrichten von Frauenmorden in Österreich machen fassungslos. Angesichts der erschreckenden Zahlen ist es für die Bundesregierung höchste Zeit, dem Gewaltschutz endlich oberste Priorität einzuräumen", forderte Klaudia Frieben. SPÖ und Neos forderten eine bessere finanzielle Ausstattung für Gewaltschutzeinrichtungen.
Anzeigen und Anträge
- Juni 2014 - Der Somalier stellte einen Antrag auf internationalen Schutz, ein entsprechendes Verfahren wird von den Behörden eingeleitet.
- November 2015 - Aufgrund der langen Verfahrensdauer wird eine Säumnisbeschwerde eingebracht
- Juli 2016 - Dem 28-Jährigen wird vom Bundesverwaltungsgericht der Status als Asylberechtigter zuerkannt.
- 4. August 2020 - Der Somalier wird erstmals wegen eines Sexualdeliktes angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Linz startet Ermittlungen. Das Bundesamt für Asyl leitet ein Aberkennungsverfahren ein.
- Oktober 2020 - Die Staatsanwaltschaft stellt das Ermittlungsverfahren gegen den Verdächtigen ein. Auch das Aberkennungsverfahren wird wenige Tage später gestoppt.
- Februar 2021 - Neuerlich gibt es eine Anzeige wegen eines Sexualdeliktes. Wieder ermitteln die Behörden gegen den 28-Jährigen.
- Mai 2021 - Auch dieses Verfahren wird von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Wieder wird auch wenige Tage später das Aberkennungsverfahren beendet.
- August 2021 - Zum dritten Mal wird der Asylberechtigte wegen des Verdachts der Vergewaltigung angezeigt. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein, die bis heute andauern. Gestern trat die Linzer Anklagebehörde dieses Ermittlungsverfahren an die Kollegen in Wien ab.
- September 2021 - Der Somalier wird nach der Bluttat in einem Wiener Gemeindebau festgenommen.
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