"Ich bin ein British Man in Austria und Europäer"
LINZ/WIEN. Was Briten in Österreich und Oberösterreicher in Großbritannien über den drohenden "Hard Brexit" denken.
"No Deal": Mit 432 zu 202 Stimmen haben sich am Dienstagabend die Abgeordneten des Britischen Unterhauses gegen den Brexit-Vertrag mit der Europäischen Union entschieden, der einen geregelten EU-Austritt vorgesehen hätte. Nun droht der "Hard Brexit" bereits am 29. März 2019.
Was halten in Österreich lebende Briten von der aktuellen Situation? Laut Statistik Austria sind es bundesweit rund 10.000, davon 765 in Oberösterreich. Und was denken jene rund 5000 Landsleute, die in Großbritannien leben und arbeiten? Die OÖNachrichten haben sich umgehört.
Video: Was denken Briten in Oberösterreich?
Hoffnung auf zweites Referendum
"Ich bin verunsichert, niemand weiß, wie es weitergehen soll", sagt Lisa Dale-Priller. Die 40-jährige Britin arbeitet als Kindergartenpädagogin in der English Playschool, einem Kindergarten in Linz, und lebt seit 20 Jahren in Österreich. "Natürlich fragt man sich: Darf ich in Österreich bleiben, obwohl ich seit Jahren schon hier lebe?"
"Ich hoffe noch immer, dass der Brexit nicht passieren wird, aber ich glaube, das ist nicht realistisch", sagt ihre Landsfrau Yasemin Akay, die seit fünf Jahren in Linz lebt. Da ihr Vater aus Zypern sei, sei sie auch bereits EU-Bürgerin. "Der Brexit betrifft mich persönlich nicht so sehr, denke aber, dass der EU-Ausstieg für die gesamte britische Gesellschaft ein Rückschritt sein wird", sagt die 29-jährige Kindergarten-Pädagogin.
"Derzeit herrscht totales Chaos, niemand weiß, wie es weitergehen wird", sagt der Künstler Nicholas Treadwell, der zehn Jahre lang in Aigen-Schlägl gelebt hat und in Wien eine Kunst-Galerie betreibt. "Ich bin in London geboren, aber ich will nicht zurück nach England", sagt der Maler. "Ich bin ein British Man in Austria, aber ich fühle mich zu 100 Prozent als Europäer", sagt Treadwell. Seine Hoffnung ist, dass es doch noch ein zweites Brexit-Referendum geben könnte. "Die Leute haben 2016 gewählt, aber ohne Wissen über alle Probleme, die jetzt auf uns zukommen."
Brexit macht Studium günstiger
Für in Großbritannien lebende Österreicher bringe die derzeitige Unsicherheit auch Vorteile. "Der niedrige Pfund-Kurs macht mein Studium wesentlich leistbarer", sagt Matthias Pum (20) aus Linz. Er studiert seit drei Semestern in London und hofft, dass Großbritannien doch noch Mitglied der EU bleibt.
In Glasgow, der größten Stadt Schottlands, das als Teil Großbritanniens ebenso aus der EU austreten würde, lebt und studiert die 21-jährige Bad Leonfeldnerin Magdalena Schiefermüller. "Die Stimmung hier ist gegenüber dem Brexit eher negativ", sagt die Studentin. Die große Ungewissheit führe zu einer Anspannung unter den Schotten. "Viele jüngere Leute sind gegen den Brexit und unglücklich mit der Regierung", sagt Schiefermüller. (staro, rela. sje)
Einen TV-Beitrag zum Thema sehen Sie auf nachrichten.at und TV1 Oberösterreich.
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