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"Die Interessen werden immer neu geweckt"

Von Roman Kloibhofer, 28. Juni 2018, 10:04 Uhr
"Die Interessen werden immer neu geweckt"
Ein Innviertler Original: Walter Egger feierte am Sonntag seinen Siebziger. Bild: (rokl)

EBERSCHWANG. Walter Egger spricht im Interview anlässlich seines 70. Geburtstages übers Älterwerden und seine Erfahrungen.

Am vergangenen Sonntag feierte Walter Egger sienen Siebziger – mit einem großen Fest und vielen Gästen beim Wirt z´Moarhof. Im Interview mit den OÖNachrichten bzw. der Rieder Volkszeitung blickt der bekennende Eberschwanger und Innviertler auf sieben Lebensjahrzehnte zurück und verrät, warum man keine Angst vor dem Älterwerden zu haben braucht.

 

Volkszeitung: Walter, was sagt dir die Zahl 25.563?

Walter Egger: Hm, ist das mein Alter in Tagen?

Ganz genau! 25.563 Tage, sieben Jahrzehnte, 70 Jahre – wie sieht deine Bilanz aus?

Wenn mir in meiner Jugend wer gesagt hätte, wie die 70 Jahre verlaufen, ich hätt mir das damals nicht gedacht... Ich hör mir oft im Radio die ‘Linzer Torte’ an, da werden Leute interviewt, die ich kaum oder gar nicht kenne. Und wenn ich da zuhöre, interessiert mich ihre Geschichte plötzlich. Weil denen geht´s genauso wie mir, dass sie nicht gewusst haben, wohin es geht. Und jetzt sind sie auf dieser Straße. Bei mir hängt viel mit Eberschwang zusammen. Ich hab schon ein bissl ein Talent mitbekommen, und in Eberschwang hast du die Gelegenheit, dich am Leben im Ort zu beteiligen, weil wir so viele gesunde Vereine haben. Du kommst zur Burschenschaft, zur Faschingsgilde, und da kannst du mitreden, schreiben, auftreten.

Deine Jugendzeit in Eberschwang hat dich also entscheidend geprägt?

Ja, ich bin mit 12, 13 Jahren schon draufgekommen, dass ich ganz gut schreiben und dichten kann, dass mir das liegt. Ich war natürlich auch immer in sehr geselliger Runde – die Geselligkeit kommt in Eberschwang nicht zu kurz – und das hat mich sehr geprägt.

Wofür steht Eberschwang für dich?

Eberschwang ist eine der vielen gesunden Gemeinden, die wir in Oberösterreich haben. Da kennt jeder jeden, da weiß aber auch jeder, was du tust. Wie ich Lehrer geworden bin, haben´s mich gefragt: Was, du fangst daheim an? Ja, das hat mir geholfen, dass ich daheim angefangen hab. Ich bin übrigens auch im Haus Nummer 1 in Eberschwang zur Welt gekommen. Ich bin ein echter Eberschwanger.

Du bist auch bekennender Innviertler...

...ja, total. Das Innviertel steht für Offenheit, Geradlinigkeit, Tüchtigkeit. Wenn wir was sagen, gilt das. Wenn wir was anfangen, machen wir´s zu ende. Ein Mann ein Wort – Handschlagqualität ist oberste Prämisse. Ich hab zum Beispiel in 40 Jahren meiner Veranstaltungstätigkeit nie einen Vertrag gemacht. Wir haben etwas ausgemacht, und das hat gehalten.

Du hast so viele Tätigkeiten gemacht: Du bist Autor, Moderator, warst Hauptschuldirektor, bist jetzt Pensionist - was zählt für dich am meisten?

Die Grundlagen für meine Arbeit hab ich mir daheim geholt. Und ich habe immer gern und viel mit Leuten gearbeitet. Die haben mir auch viel zurückgegeben und manchmal auch gesagt, was ihnen nicht gefällt. Alles das zählt. Man muss die Leute mögen und mit ihnen Kontakt halten. Da lernt man auch mit Menschen umzugehen, die einen nicht so sympathisch sind. Wenn du mit dem, was dir der Herrgott mitgegeben hat, deine Mitmenschen auf harmlose Art erfreuen kannst, das ist ein Geschenk. Aber harmlos muss es sein, nicht derb oder ordinär.

Du hast 334 Frühschoppen im Radio moderiert, ist dir da einer besonders in Erinnerung geblieben?

Das ist schwer zu sagen, ein paar haben mir schon richtig getaugt. In Hallstatt haben wir zum Beispiel einen Frühschoppen gehabt, und ich hab gerade über das gute Zusammenleben der katholischen und evangelischen Kirche im Ort geredet und über den Pfarrer, den Gust, den wir uns in Eberschwang hergerichtet haben (lacht) – und in dem Moment geht der Pfarrer zur Tür herein. Das war schon etwas Besonderes, und ich war gerührt. Es hat mir überall getaugt. Je kleiner ein Ort, desto besser ist die Stimmung und desto mehr Leute kommen. In einer großen Stadt brauchst keinen Frühschoppen machen. In Linz waren 38 Gäste, 75 Leute auf der Bühne. In Geiersberg mit 550 Einwohner waren 350 Besucher da. Darum bin ich so ein bekennender Landfluchtgegner.

Du bist einer, der immer gerade heraus spricht, nicht um den heißen Brei herumredet. Hat dir das mehr genutzt oder geschadet?

Auf jeden Fall mehr genutzt. Da hängt aber auch damit zusammen, dass man mit zunehmendem Alter vorsichtiger wird.

A propos Alter: Es heißt, im Alter wird man gelassener. Trifft das auf dich zu?

Das Schöne am Älterwerden ist, dass das, was mich vor 30 Jahren interessiert hat, verblasst, aber auch immer wieder neue Dinge auftauchen. Man reift. Die Interessen werden immer wieder neu geweckt, aber auch neu gedeckt. Man braucht keine Angst vor dem Älterwerden zu haben, außer man ist krank. Man muss alles zu seiner Zeit erleben. Früher war´n wir so richtige Dübeln, heute sind wir strenge Katholiken! (lacht)

Du bist in der Nachkriegsgeneration aufgewachsen, wie blickst du auf diese Zeit zurück?

Das ist eines meiner Lieblingsthemen. Wir hätten immer etwas besseres wollen, aber wir sind immer satt geworden. Und jedes Jahr ist es besser geworden. Ein paar Würstl – das war als Kind ein Wahnsinn! Und noch immer schmecken´s mir heute so. Meine Eltern haben mich gefragt, was ich mir als Maturageschenk wünsche. Und ich hab gesagt: ‘Ein halbes Hendl!’ Weil wenn´s bei uns ein Hendl gegeben hat, dann hat der Vater die Hälfte gegessen, die Mama den Kragen, und für uns drei Buben hat´s den Rest gegeben. Wir haben eine gute Zeit zum Aufwachsen gehabt, weil´s uns nicht zu gut gegangen ist. Die heutige Generation wird es nicht mehr so gut haben, weil man ihnen wieder etwas wegnehmen muss. Denn besser wird´s nicht mehr.

Du bist einer, der gern die Missgeschicke anderer aufs Korn nimmt. Wie gehst du mit deinen Missgeschicken um?

Du wirst es nicht glauben, aber ich bin der Rekordhalter bei Eggerisch g´redt, da bin ich schon sechs Mal vorgekommen. Da schauen meine guten Freunde oder mein Sohn schon, dass ich nicht zu kurz komme. Wer austeilt, muss auch einstecken können.

Seit Jahresanfang bist du nicht mehr beim ORF dabei. Was sagst du dazu?

Ich hab das 37 Jahre lang gern gemacht, das sag ich ganz ehrlich. Die Arbeit beim ORF war mir immer lustig. Ich habe ja immer mit den Hörern draußen gearbeitet. Drum mag ich auch nichts Negatives sagen, weil das nicht stimmen würde. Im Gegenteil: Während meines Reha-Aufenthaltes sind schon einige Male die Leute auf mich zugekommen und haben gemeint: ‘Die Stimme kenne ich’. Das freut mich, das sind die kleinen Freuden des Lebens.

Ein Motto, das auf dich passt - wie würde das lauten?

Ich möchte, dass trotz alldem, was wir leisten müssen, der Humor nicht zu kurz kommt. Mit Menschen zu arbeiten, die Humor haben, macht vieles leichter. Kontakt mit Leuten pflegen, positiv denken und ein bisschen lachen – das kann nicht schaden. Das hilft wirklich.

Hast du einen besonderen Wunsch?

Gesundheit. Und dass in der Familie alles gut ist. Das ist mir wichtig.

 

Ein verstummtes Original feiert Geburtstag

Von Karlheinz Sandner

Obwohl stets Nichtraucher, begann 1982 die Karriere Walter Eggers im ORF mit einer „Goldenen Virginier“. Dieses „Markenzeichen“ des Namensgebers des „Franz Resl-Preises“, eines Nachwuchswettbewerbes des ORF-Landesstudios OÖ, wurde ihm  als Erstplatzierten hoffnungsvoll überreicht.

Bald durfte das Talent „Was ih gern hör“ und die Sonntagsglosse „Unsereins“ gestalten, ehe er als Stiegler-Nachfolger „Musikanten spielts auf!“ und den Frühschoppen von Radio OÖ. übernahm. Diesen moderierte, fast könnte man sagen „zelebrierte“ er mit viel Herzblut, stimmte bereits zwei Stunden vorher das Publikum ein und beendete die Life-Übertragung in höchster Zufriedenheit nur mit sekundengenauer „Landung“, d. h. wenn sofort nach dem letzten Takt des Schlussmarsches, wieder zurückgeschaltet nach Wien, die Stimme erklang: „Sie hören die Glocken von  … “. Dann erstrahlte ein erlösendes Lächeln in seinem Gesicht. Schließlich brachte es der beliebte Moderator bis Ende 2017 auf 334 Frühschoppen.

Diese verliefen nicht in „Alles Hände in die Höhe!“–Stimmung, sondern waren bestens vorbereitete traditionsreiche „Heimatkundestunden“ mit niveauvollem musikalischen Rahmen, in denen der Oberschulrat zahlreichen Gemeinden – in kleinen fühlte er sich besonders wohl! – Möglichkeit bot, sich vorzustellen und Einblick in das gesellschaftliche, kulturelle sowie wirtschaftliche Leben zu geben. Und machte dabei seinem Titel „Konsulent für Volksbildung und Heimatpflege“ alle Ehre. Mit Freude konnte er immer wieder zeigen, wie „gesund“ die kleinen Gemeinden in OÖ. sind und damit den interviewten Bürgermeistern auch ein gutes Zeugnis ausstellen. In Eberschwang selbst er- und gelebt, war es ihm ein Herzensanliegen, immer wieder auf die Bedeutung des Ehrenamtes, und – als Kitt des gesellschaftlichen Lebens auf dem Lande – auf lebendiges Vereinslebens sowie traditionelle Wirtshauskultur hinzuweisen.

Walter Egger überzeugte stets durch Qualität, seine verbale Schlagkraft in Verbindung mit einer souveränen Spontaneität, sodass ihm ab 2005 auch die abendliche Sendung „Gsunga und gspült“ anvertraut wurde, wo er zahlreichen volkskulturell Tätigen in Interviews eine Bühne bot. Letztendlich gestaltete er in 35 ORF-Jahren ziemlich genau 2700 Sendungen, in denen er Land und Leute vorstellen sowie 1000 Musikkapellen, Chören, Instrumentalensembles oder Dichtern Möglichkeiten zu Auftritten bieten konnte.

Nun verschwand OSR Walter Egger sang- und klanglos aus dem ORF-Landesstudio OÖ. – und zeigte dabei echtes Innviertler Rückgrat. Den Veranstaltern, oft kleinen Vereinen, nun 5000 Euro für die Übertragung eines Frühschoppens aufzubrummen, wollte und konnte er nicht mittragen. Damit verstummte, auch in „Gsunga und gspült“, ein wichtiger Volkskultur-Vermittler und Multiplikator. Schade! Regional wird man dem pensionierten HS-Direktor als Mundartdichter (bisher 8 Bücher) und Moderator diverser Veranstaltungen wie z. B. in Ried beim „Derblecken“ weiterhin begegnen, wo er humorvoll namhafte Politiker und Prominente des Landes aufs Korn nehmen wird – und zwar nicht nur aufs Schärfste, sondern dabei gleichzeitig auch aufs Feinste. Vielleicht auch den ORF.

Ad multos annos!

 

Karlheinz Sandner ist Vizepräsident des OÖ Forum Volkskultur und Ehrenpräsident des Stelzhamerbundes. Er lebt in Kefermarkt.

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2  Kommentare
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caber (1.988 Kommentare)
am 28.06.2018 11:40

Anderen mögen (und dürfen!) Programme dieser Art ja gefallen; mich haben sie stets zum Senderwechsel animiert...

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woidjaga (63 Kommentare)
am 28.06.2018 10:32

Ein gutes Gespräch, eine schöne Geschichte. Alles Gute!

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